Nick Stone 06 - Feind ohne Namen
Haus herum nach hinten. Aus einem Radio ertönte der neueste Hit irgendeiner Boygroup. Ein älterer Mann, den ich für Mick hielt, stand auf einer Leiter und schraubte Fensterbeschläge ans dunkle Holzgerüst eines Wintergartens, während sein unten stehender Sohn die Leiter festhielt. Der Garten hinter dem Haus war verhältnismäßig klein, und am Zaun bemühte sich eine Reihe frisch gepflanzter Bäume vorerst noch vergeblich, das Einkaufszentrum in der Ferne zu verdecken. Der Rest des Gartens befand sich in schrecklichem Zustand: Neben einem kleinen Sandhaufen standen ein
Betonmischer und eine Plastikwanne, zu der ein Gartenschlauch vom Außenanschluss an der Hauswand führte. Die randvolle Wanne lief über.
Dad machte sich auf der Leiter stehend daran, den Fensterbeschlag mit Kitt abzudichten, deshalb nickte ich dem Sohn zu. »Ich wohne gleich hier in der Nähe ... Wollte nur mal vorbeischauen, um mir den Wintergarten anzusehen. Ich denke daran, mir selbst einen bauen zu lassen. Ist sie da?« Ich wies mit dem Daumen aufs Haus. »Sie wissen schon, die Blondine? Mit kurzem Haar?«
Durchs linke Fenster konnte ich einen Blick ins Esszimmer des Hauses werfen. Ein dunkelbrauner Tisch mit sechs Stühlen stand etwas verloren mitten im Raum. Ein Türbogen führte ins Wohnzimmer hinüber.
»Nö, sie hat braunes Haar, Kumpel.« Er ließ mit der rechten Hand die Leiter los und deutete eine Linie knapp oberhalb der Schulter an. »Ungefähr so lang.«
»Sie haben Recht, ich habe an eine andere Nachbarin gedacht. Die hier heißt Suzy, stimmt’s?«
Rechts neben dem Esszimmerfenster befand sich eine halb verglaste Tür, und wieder rechts daneben lag die Küche mit braunen Wandschränken und einem übers Fensterbrett aufragenden verchromten Mixer.
»Glaub schon.«
»Aber sie ist nicht da?«
»Nö.«
»Wissen Sie, wann sie zurückkommt?«
Das Wintergartenfundament und darauf sechs Lagen Ziegel grenzten einen Raum ein, der die Hintertür und das Küchenfenster umfasste. Das Holzgerüst war
praktisch fertig aufgestellt.
Er zuckte mit den Schultern.
»Was ist mit ihrem Mann, ist er vielleicht da?«
»Hab nie wen geseh’n, Kumpel.«
»Okay, danke.«
Ich sah auf meine Traser, während ich zwischen den Häusern hindurch zur Straße zurückging. Es war 17.18 Uhr - höchste Zeit, dass die beiden für heute Schluss machten. Ich würde Ausschau nach weiteren Möglichkeiten halten, aber ich hatte das Gefühl, bereits fündig geworden zu sein.
Als ich aus der Siedlung fuhr, brannten meine Augen vor Müdigkeit wie Feuer, und ich sah manchmal nur verschwommen. Aber scheiß drauf, schlafen konnte ich nächste Woche. Eines machte mir Sorgen: Das Haus wirkte für nur eine Bewohnerin zu groß, aber alles, was Suzy jemals gesagt oder getan hatte, hatte darauf hingewiesen, dass sie allein lebte. Sie hatte niemanden anrufen wollen; sie hatte sich keine Sorgen um irgendjemanden gemacht. Vielleicht hatte sie dieses Haus als Investition gekauft.
Aber was war, wenn das nicht stimmte? Was war, wenn sie ein großes Haus hatte, weil sie einen Mann und Kinder hatte? Wie würde ich sie in einem Haus voller Leute daran hindern können, mich bei dem Jasager zu verpetzen? Scheiß drauf, diese Brücke würde ich überqueren, wenn ich sie erreichte.
Ich machte mich daran, weitere Möglichkeiten zu erkunden; hierher würde ich nach Einbruch der Dunkelheit zurückkommen.
51
Das Haus am Warwick Drive blieb meine einzige Hoffnung; ich konnte keine anderen Möglichkeiten entdecken. Ich fuhr zum Bluewater zurück, parkte in der entlegensten Ecke des Parkplatzes, stellte meine Rückenlehne flach und konnte trotzdem nicht schlafen. Ich nickte nur für ein paar Minuten ein und schrak bei jeder lauten Stimme, jedem vorbeifahrenden Wagen, jeder zugeknallten Heckklappe auf.
Als ich schließlich wieder die Augen öffnete, waren sie so verquollen und wässrig wie zuvor. Ich hatte einen grässlichen Geschmack im Mund, und von dem Käsesandwich waren meine Zähne ganz pelzig. Wenigstens war es inzwischen dunkel geworden. Ich sah auf die Traser. Scheiße, ich war fast zu spät dran.
Ich ging ins Einkaufszentrum zurück und warf ein paar Pfundmünzen in ein Wandtelefon. »Hallo!«, sagte Josh am anderen Ende sehr fröhlich und beschwingt.
»Ich bin’s.«
Sein Tonfall änderte sich schlagartig. »Oh, hi, wir wollen gerade losfahren.«
»Nein, bleibt zu Hause - der Plan hat sich geändert. Sie kommt vorerst noch nicht zurück.«
»Soll das ein Witz
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