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Nick Stone 06 - Feind ohne Namen

Nick Stone 06 - Feind ohne Namen

Titel: Nick Stone 06 - Feind ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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Sobald wir anfuhren, begann Grau in einer Sprache, die ich für Hindi hielt, zu schwatzen. Vermutlich meldete er dem Informanten, dass alles in Ordnung war und er mich im Wagen hatte Was nun? Würden sie mich umlegen? Ich hatte mir eingeredet, das würden sie nicht riskieren, weil die Möglichkeit bestand, dass ich die Flaschen vertauscht hatte. Folglich würden sie mich am Leben erhalten wollen, bis sie wussten was sie hatten. Das hoffte ich zumindest, aber was blieb mir anderes übrig? Ich konnte nur hoffen, dass Suzy irgendwo in der Nähe war und uns folgte.
    Keine Minute später hielt der Lieferwagen an. Die Fahrertür wurde geöffnet, und nach einigen Versuchen ging auch die seitliche Schiebetür auf. Die Innenbeleuchtung flammte erneut auf. Grau hatte neben einem Bauschuttcontainer vor einer roten Ziegelwand und mit Brettern verschalten Fenstern geparkt.
    Ich musste meine Argumente rasch vorbringen. »Ich weiß nicht, was Sie vorhaben, Kumpel, aber denken Sie lieber noch mal darüber nach. Was ist, wenn diese Flaschen bloß Tarnung sind, wenn ich sie vertauscht habe und ...«
    Grau lächelte nur und zeigte mir so, dass ihm das scheißegal war. Ich konnte reden, was ich wollte; ihm war alles gleichgültig. Er warf mir eine Rolle schwarzer Müllbeutel zu und stieg dann mit einem bei Sainsbury gekauften Flaschenträger aus starkem Karton in der Hand ein. »Ausziehen. Bitte ziehen Sie sich aus.«
    Er betätigte den Lichtschalter, damit die Innenbeleuchtung auch weiterbrannte, als er die Schiebetür schloss. Mir fiel erstmals auf, wie tief seine Augen in den Höhlen lagen. »Kann ich bitte das Bild von Ihrem Kind haben?«
    Sein Tonfall verriet, dass wir nicht weiterfahren würden, bevor ich seine Anweisungen ausgeführt hatte. Ich zog den Reißverschluss meiner Bauchtasche auf und gab ihm das Polaroidfoto. Dann fing ich an, mich auszuziehen. Diese Aufforderung war eine gute Sache. Er wollte nicht riskieren, dass ich irgendeinen Minisender in meiner Kleidung verborgen hatte. Das alles bedeutete, dass nur meine Kleidung in den Bauschuttcontainer
    fliegen würde - zumindest vorläufig.
    Während ich mich auszog, öffnete Grau den Rucksack, und die Flaschen klirrten leise, als er sie behutsam aus meinen Klamotten zog. Er hob sie nacheinander ans Licht, begutachtete sie eingehend, zog dann die linke obere Ecke aller Etiketten ab und untersuchte das Glas an dieser Stelle. Falls dort ein Erkennungszeichen eingeritzt war, würde er’s gefunden haben.
    Ich hatte nur noch Unterhose und Socken an. Die Nacht war ziemlich kalt, und dass ich bis auf die Haut durchnässt war, machte die Sache nicht besser. »Alles, bitte. Ausziehen.«
    Ich gehorchte und steckte meine Kleidungsstücke in einen Müllbeutel; Bauchtasche, Papiere und Armbanduhr folgten.
    »Treten Sie bitte zurück.« Er bedeutete mir, in den rückwärtigen Teil des Laderaums zu treten, griff in eine Jackentasche und holte ein Paar Latexhandschuhe und eine Tube KY-Gleitmittel heraus. Ich wusste genau, was kommen würde. Dieser Untersuchung hatte ich mich schon oft unterziehen müssen. Sender, die sich in Körperöffnungen verbergen lassen, müssen sehr klein sein - aber ihre Batterie kann trotzdem ein paar Stunden lang funktionieren.
    Ohne seine Aufforderung abzuwarten, beugte ich mich nach vorn und berührte meine Zehen mit den Fingerspitzen. Hinter mir wurden die Latexhandschuhe übergestreift, dann kam das KY. Die Untersuchung dauerte nur ein paar Sekunden. Als Grau damit fertig war, öffnete er die Seitentür, griff sich den Müllbeutel und warf ihn in den Schuttbehälter. Die Handschuhe folgten.
    Das war’s also: Ich war splitternackt, hatte keinerlei Ausrüstung außer fünf Flaschen Dark Winter, die mit traurig herabhängenden Etiketten in einem Flaschenträger vor mir auf dem Wagenboden standen.
    Die Tür wurde wieder zugeknallt, aber diesmal blieb wenigstens das Licht an. Wir fuhren weiter, und Grau schwatzte wieder in sein Handy, lachte dabei sogar mehrmals. Ich wusste nicht, was er am witzigsten fand: den KY-Trick oder meine Angst davor, umgelegt zu werden.
    Wir hielten an Ampeln, wurden vor Kreuzungen langsamer, bogen mal rechts, mal links ab. Fußgänger platschten im Regen vorbei. Manchmal hörte ich Autoradios oder die Leerlaufgeräusche neben uns stehender Fahrzeuge. Ich versuchte, die Kälte und meine Gänsehaut zu ignorieren, und konzentrierte mich ganz darauf, die DW-Flaschen festzuhalten. Ich hatte keine Ahnung, wie weit wir schon gefahren waren -

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