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Nick Stone 06 - Feind ohne Namen

Nick Stone 06 - Feind ohne Namen

Titel: Nick Stone 06 - Feind ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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Ich wollte nur, dass Sie sie sehen, damit Sie wissen, dass es sich weiterhin lohnt, alles für Ihre Rettung zu unternehmen. Ihre Reaktion hat bewiesen, dass es richtig war, Sie von ihr zu trennen. Das dürfte gewährleisten, dass Sie sich nicht wieder irrational benehmen, während wir warten.«
    Seine Stimme klang nach wie vor ruhig, war weiterhin die eines Mannes, der völlig Herr der Lage ist, während er zum Sofa zurückging und sich im Fernsehen die Bilder von gelangweilten und tropfnassen Polizisten vor der U- Bahn-Station Earl’s Court ansah. »Wie Sie sehen, verläuft nicht alles so glatt, wie ich es gehofft hatte.«
    Der Lieferwagen fuhr an, um sie wegzubringen.
    Ich betrat den Raum. »Wollen Sie nicht das Feuer anzünden? Hier ist es scheißkalt.«
    »Aber natürlich!« Er kniete sich vor den Kamin, drehte das Gas auf und drückte auf den Zündknopf. »Ich werde Ihnen erklären, weshalb Sie weiterhin wissen müssen, dass Ihr Kind lebt.« Er sprach ins Feuer. »Sehen Sie, ich kann nicht untersuchen, ob Sie mir tatsächlich Y. pestis gebracht haben Die Flaschen sind echt - aber ihr Inhalt? Die Überprüfung wird gewisse Zeit dauern, aber das ist kein Problem. Ihr Oberbürgermeister sagt, dass die U- Bahn ein bis zwei Tage gesperrt bleiben könnte. Also« - er stand auf, hob die Hände, setzte sich wieder aufs Sofa und ließ sie auf seine Oberschenkel fallen -, »also müssen wir ein Wartespiel spielen. Ich weiß, dass Sie ein vernünftiger Mann sind. Dieser Augenblick der Unbesonnenheit« - er nickte in Richtung Treppe - »war nur eine vorübergehende Schwäche. Ich weiß, dass Sie nichts dergleichen mehr tun werden, denn in diesem Fall würden meine Leute sie einfach umbringen. Also warten wir alle geduldig.«
    Als der Informant sich eine Zigarette anzündete, hörte ich Schritte auf der Treppe hinter mir. Grau kam herein, und ich konnte nun auch den Lieferwagen hören. Er ging an mir vorbei, als sehe er mich gar nicht.
    Der Informant stand auf und öffnete die nächste der geschlossenen Türen. Ich sah in eine kleine Küche mit einem Gasherd aus den sechziger Jahren neben einem Spültisch aus Edelstahl. Auf den braunen Teppichfliesen vor dem Spültisch lag das silberhaarige indische Ehepaar von den Familienfotos über dem Kamin. Er trug eine graue Wolljacke über einem zugeknöpften weißen Hemd, und sein runzliges Gesicht mit dem silbergrauen Schnurrbart verlieh ihm stille Würde. Im Vergleich zu ihm sah sie Mitleid erregend aus. Zu ihrem grünen Sari trug sie ebenfalls eine Wolljacke und dazu Socken ihres Mannes, um warme Füße zu haben. Die beiden sahen wie ein anhängliches Paar aus, waren bestimmt eines gewesen, bis sie ermordet worden waren. Hier hatte es kein Blut gegeben. Sie waren nicht wie Carmen und Jimmy in Stücke gehackt worden. Damit kein Lärm entstand, waren sie vermutlich erwürgt oder erdrosselt worden.
    Der Informant studierte meinen Gesichtsausdruck, während ich das tote Paar betrachtete. »Fangen Sie nicht an, sie zu bemitleiden. Sie sind im Paradies. Sie sind glücklich, weil sie jetzt den Grund für dieses Familienopfer verstehen.«
    Grau erschien an der Tür und nahm die Flaschen mit. Der Informant stützte den Kopf in beide Hände, ließ den Rauch seiner Zigarette sich in sein Haar hinaufkräuseln. Die beiden Kerle starrten sich sekundenlang an, bevor der Informant etwas murmelte. Dann trat Grau an den Kühlschrank in der kleinen Küche, stellte die Flaschen auf die Teppichfliesen und bückte sich, um den Kühlschrank auszuräumen. Der Informant schloss die Tür hinter ihm, setzte sich wieder aufs Sofa und zog erneut an seiner Zigarette.
    »Dieser Sohn, den Sie erwähnt haben, in dessen Haus sie jetzt ist - ist der auch tot?«
    »Ja, auch ihm ist diese Ehre zuteil geworden. Und vielleicht hat er sie Ihnen zu verdanken. Wir brauchten zwei Häuser für diese neue, unerwartete Phase des Unternehmens.« Zigarettenrauch quoll aus seinem Mund, als er mir mit einer Handbewegung einen der Sessel anbot. »Nehmen Sie Platz. Wir werden längere Zeit hier sein.«
    Aus der Küche war das leise Klirren der Flaschen zu hören. Ich griff nach dem trockenen Regenmantel, zog ihn an und setzte mich dann in den Sessel, der dem Feuer am nächsten war.
    Der Informant schien weiter in Erklärerlaune zu sein. »Sehen Sie, ob diese Flaschen wirklich Y. pestis enthalten, können wir nur feststellen, indem jemand einen Schluck davon kostet. Haben Sie den Inhalt ausgetauscht, müssen Sie’s mir bitte jetzt

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