Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nicodemus

Nicodemus

Titel: Nicodemus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Charlton
Vom Netzwerk:
einziges Geschwür. Überall in meinem Magen wuchern die Runen. Boann müsste mir schon die gesamten Eingeweide heraustrennen, und selbst das würde nicht reichen.«
    Deidre schüttelte den Kopf. »Aber sie ist eine Göttin! Ihr könnt doch nicht …«
    Nicodemus fiel ihr ins Wort. »Seid Ihr sicher, dass Boann imstande wäre, ihm zu helfen?«
    »Wenn du dich unter ihren Schutz stellst, würde sie alles tun.«
    Shannon protestierte. »Sie kann mir nicht helfen, Nicodemus. Sieh doch selbst, wie weit gestreut die Runen in meinem Körper sind.Gray’s Crossing ist ein zu gefährlicher Ort, und wir können nicht einfach das Leben eines möglichen Halkyons für das eines alten Mannes aufs Spiel setzen.«
    »Und ob wir das können, Magister, und wenn es darauf ankommt, werden wir das auch.« Nicodemus erhob sich. »Als erstes muss ich hier noch etwas herausfinden. Vielleicht kann ich doch noch etwas mehr über Primus erfahren. Sollte ich allerdings keinen Weg finden, Euren Fluch zu bannen, brechen wir unverzüglich nach Gray’s Crossing auf.«
    Der alte Zauberer verzog das Gesicht. »Sei doch kein Narr. Du hast kein Recht, dein Leben für mich aufs Spiel zu setzen.«
    »Das habe ich wohl, Magister«, entgegnete Nicodemus. »Ich bin ein Kakograph und kein Kind.« Und damit entschwand er in den Ruinen.
    »Höllenblut des Los«, schimpfte Shannon und rappelte sich auf. »Nicodemus, wo willst du denn hin?«
    »Ins Bestiarium«, entgegnete er, ohne sich umzublicken.

Kapitel 39
    Mit einem Stirnrunzeln betrachtete Nicodemus die Worte von Tulki: »Nachdem der letzte Eugraph im Bestiarium gelesen hatte, war er sehr aufgebracht, und er gab wütende, widersinnige Worte von sich. Er behauptete, das Wissen aus dem Bestiarium würde wie ein Fluch auf ihm lasten.«
    Als Nicodemus aufsah, strich sich der Geist nervös über seinen langen weißen Pferdeschwanz.
    Sie standen vor den Überresten eines kathedralenähnlichen Baus, den braune, lederartige Blätter fast vollständig verbargen. Ringsum sah man halbverfallene Mauern.
    Nicodemus’ Gefährten waren irritiert. »Was schreibt der Geist?«, wollte Shannon wissen.
    Da sie die chthonischen Sprachen nicht beherrschten, konnten weder Shannon noch John oder Deidre den Wrixlantext ausmachen.
    »Der Geist versucht, mich umzustimmen«, antwortete Nicodemus, dessen Augen immer noch auf Tulki ruhten. »Er hat Angst, dass mich das Buch so sehr aufbringt, dass ich nicht mehr zurückkehren werde, um ihre Spektraltexte aufzufrischen.«
    »Sag ihm«, brachte John stockend hervor, »dass du dein Wort hältst.«
    Nicodemus nickte. »Er kann dich hören.«
    Tulki ließ von seinem Haar ab und entgegnete: »Aber es könnte gefährlich werden. Als Ihr in den Index getaucht seid, war das eine traumatische Erfahrung, nicht wahr? Das Bestiarium ist noch weitaus mächtiger.«
    »Was hat er dir geantwortet?«, fragte Shannon.
    Tulki musterte den alten Zauberer eingehend und fügte noch zwei Sätze hinzu: »Erzähl dem Alten, wie gefährlich es für dich werden kann. Er wird dich zur Einsicht bringen.«
    Verärgert rümpfte Nicodemus die Nase. »Der Geist übertreibt die Gefährlichkeit des Folianten, um mich abzuschrecken.«
    Staunend riss Tulki die Augen auf. » !« , schnippte er Nicodemus zu, bevor er noch »Tu ich nicht!« hinzufügte.
    Nicodemus zog skeptisch eine Braue in die Höhe.
    Verzweifelt warf er die Hände in die Luft. »Ich hatte schon ganz vergessen, dass junge Männer einen wahrlich zur Raserei bringen können! Also schön, Nicodemus Weal, nichts deutet auf große Gefahren hin. Ich mache mir lediglich Sorgen um Euer Wohlergehen.«
    Kalter Wind pfiff durch die Ruinen und fuhr durch Nicodemus’ langes Haar. »Und das Eurige«, sagte er und strich sich eine schwarze Strähne aus den Augen.
    Der Geist verschränkte die Arme vor der Brust. »Der letzte Eugraph war ebenso unerbittlich. Seid Ihr sicher, dass Ihr nicht sein Nachfahre seid?«
    »Worüber redet ihr?«, fragte Deidre.
    »Der Geist hat mir von dem letzten Kakographen erzählt, der hier vor ungefähr dreihundert Jahren vorbeigekommen ist.«
    »Gut«, sagte Shannon. »Dann versuch möglichst viel herauszufinden.«
    Tulki sah den Zaubermeister aufmerksam an: »Hat der alte Mann Probleme mit seinem Magen?«
    Rasch wechselte Nicodemus das Thema. »Erzählt mir mehr von dem Kakographen, der vor mir da war.«
    Der Geist kratzte sich am Kinn, dann formte er seine Antwort. »Dieser Junge war von großer Neugier und Beharrlichkeit. Er sah aus

Weitere Kostenlose Bücher