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Nicodemus

Nicodemus

Titel: Nicodemus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Charlton
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unsrige.«
    Er erhob sich und presste seine Lippen auf ihre. Ihr Herz schlug in unregelmäßigen Schlägen, als wenn sie gleich eine Aura haben würde. So lange schon hatte sie sich das vorgestellt, obgleich es ihrverboten war. »Vom ersten Moment an«, flüsterte er, »habe ich Euch geliebt.«
    Lachend zog sie ihn zu sich heran und erstickte seine Worte mit ihrer Zunge. An seinem Kuss spürte sie, dass das Wort »Euch« diesmal nur sie meinte: Seine Liebe galt nur ihr allein.
    Seine Arme schlossen sich enger um sie.
    »Liebt Ihr mich denn immer noch?«, flüsterte sie. »Liebt mich allein?«
    »Ja«, hauchte er ihr ins Ohr.
    Als sie sich zurücklehnte, um ihn abermals zu küssen, breitete sich eine prickelnde Wärme über ihr Gesicht aus.
    Langsam neigte sich die Welt, so dass sie mit dem Gesicht zueinander lagen. Dann trübte sich das Licht. Ihre Hände zitterten furchtbar. Sein Gesicht war mit einem Mal weich wie das eines Jungen. Sein langes goldenes Haar schien überall zu sein; es wurde dunkler, bis es ebenso schwarz war wie ihr eigenes. Als ihr eine wohlige Wärme über den Rücken lief, ballte sie die Fäuste. Stumm betete sie, nicht wieder einen ihrer Anfälle zu haben.
    Die Augen ihres Liebhabers färbten sich von dunkelbraun zu dunkelgrün. Das waren doch nicht Kyrans Augen.
    Sie bekam keinen Anfall, sondern war gerade aus einem erwacht.
    Kyran war tot.
    Mit einem spitzen Schrei stieß sie Nicodemus von sich.
     
    Nicodemus flog in einem hohen Bogen durch die Luft. Er ruderte wie wild mit den Armen und landete nach einem halben Salto auf dem Rücken. Aus seinen Lungen entwich jegliche Luft. Verzweifelt rang er nach Atem. Dann kniete auf einmal Deidre in ihrem staubigen Gewand über ihm und entschuldigte sich.
    Jeder Moment kam ihm wie eine Ewigkeit vor. Deidre hielt seine Hand. »Bist du verletzt? Warum hast du das nur getan?«
    Endlich dehnten sich Nicodemus’ Lungen wieder aus und er bekam wieder Luft. »Ich – ich habe überhaupt nichts getan!«, japste er. »Ihr wart es doch, die …«
    Er hielt inne.
    Nur das sanfte Licht der Dämmerung drang über die Kellertreppe hinein, doch es reichte Nicodemus, um ihre Tränen zu sehen.
    »Was habe ich denn gemacht?«, fragte sie mit zitternder Stimme. »Es war ein Anfall, Nicodemus. Ich kann mich an überhaupt nichts erinnern.«
    Nicodemus hatte einen Kloß im Hals. Er sah zu John und stellte erleichtert fest, dass sein Freund nach wie vor fest schlief. Nervös wandte er sich wieder Deidre zu. »Wir … wir haben uns über unsere nächsten Schritte unterhalten. Ihr wart dafür, dass wir uns umgehend nach Gray’s Crossing aufmachen sollten. Ich habe dagegen gehalten, dass es zu gefährlich sei. Denn inzwischen suchen die Wächter nach mir.«
    Missbilligend schüttelte Deidre den Kopf. »Der Schrein befindet sich in einem Wirtshaus am Rande des Dorfes. Es wird kein Problem sein, dort unerkannt hinzugelangen.«
    Nicodemus setzte sich auf. Dort, wo er sich den Kopf angeschlagen hatte, spürte er einen pochenden Schmerz. »Deidre, ich habe den Index gestohlen. Jeder Zauberer südlich von Astrophell bereitet gerade seine Angriffszauber vor, um sich an der Hexenjagd auf mich zu beteiligen. Hört zu, von Shannon habe ich genug Gold bekommen, um damit bis nach Dar oder der Regenstadt zu gelangen. Bestimmt habt Ihr doch Verbündete im Hochland, die uns helfen könnten.«
    Abermals schüttelte Deidre den Kopf. »Nicodemus, ganz gleich, wohin du auch fliehst, ohne göttlichen Schutz bist du Fellwroth ausgeliefert.«
    Nicodemus zuckte zusammen, als er versehentlich mit der Hand seine Wange streifte. Shannons Stiche hielten zwar, doch die Wunde war immer noch empfindlich. »Genau an diesem Punkt haben wir das Gespräch vorhin abgebrochen. Dann habt Ihr plötzlich von der Schönheit Eurer Göttin geschwärmt und dann …«, verschämt sah er weg, »habt Ihr mir …«
    »Nicodemus«, flüsterte sie und drückte dabei seine Hand, »die Schmeicheleien aus meinem Mund stammen von Boann. Sie weiß, wie wichtig du für uns bist, und möchte dich deshalb beschützen.«
    Nicodemus sah ihr unverwandt in die Augen. »Sie benutzt Euren Körper, um mich zu beeinflussen. Das hört sich kaum nach einer … Deidre, tut mir leid. Ich wollte Euch nicht …«
    Deidre trocknete sich die Tränen. »Nicodemus, es ist sinnlos, sich ihr länger zu widersetzen. Ich habe keine Kontrolle über mich. Sie beherrscht mich und wird es wieder tun. Sie wird mich zwingen, dich zu überwältigen und zum

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