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Nicodemus

Nicodemus

Titel: Nicodemus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Charlton
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anzugreifen, damit sie nicht Alarm schlug. Doch dann verwarf er den Gedanken genau so schnell wie er gekommen war. Stattdessen blickte er ihr flehentlich in die Augen und legte den Finger auf die Lippen. Garkex kam mit Shannon zurück und ließ den alten Mann auf Tamelkans Rücken fallen.
    Deidres Brustkorb hob sich so heftig, als würde sie gleich losschreien.
    Heftig schüttelte Nicodemus den Kopf.
    Sie stieß die Luft wieder aus. »Bitte«, krächzte sie. »Töte mich.«
     
    »Bitte«, flüsterte Deidre. »In mir steckt der Großteil seiner Seele.«
    Nicodemus spürte wie ihm das Blut in den Adern gefror. »Ich kann Euch nicht …«
    »Du musst«, zischte sie. »Sterbe ich, so wird auch er sterben.«
    Abermals wurde die Höhle von Taifons Gebrüll erschüttert. Ein rotes Glühen umgab den Dämon, es blitzte. Einen Moment lang herrschte absolute Stille, dann schrie einer der Wächter aus der Ferne.
    »Nicodemus«, rief Taifon besorgt. »Bald werden hier noch mehr Zauberer auftauchen.« Der Dämon hatte sich umgewandt und durchmaß die Höhle mit großen Schritten. »Wir müssen …« Seine Stimme erstarb, als er auf die Stelle blickte, wo Shannon noch kurz zuvor gelegen hatte. »Der Alte«, knurrte er.
    »Bitte!«, hauchte Deidre.
    Auf einmal wurde Nicodemus von einem gleißend weißen Licht geblendet. Taifon. Der Dämon hatte die rechte Hand zu einem Lichtzauber erhoben, der noch greller brannte als die Sonne.
    Rings um Nicodemus schrien die Geschöpfe gellend auf, denn Wrixlan und Pithan lösten sich im Licht.
    Taifon wandte sich nun Nicodemus zum, der im grellen Schein ebenso sichtbar geworden war wie die Nachtwesen. Der Dämon riss überrascht die Augen auf.
    Nun, da er sich nicht länger verstecken konnte, spie Garkex Feuer aus seinen Hörnern und griff Taifon an. Die restlichen Nachtgeschöpfe taten es ihm unter jaulendem Kriegsgeschrei gleich. Nicodemus gelang es, Shannon noch gerade rechtzeitig von Tamelkans Rücken zu reißen, bevor sich auch der Drache ins Kampfgetümmel stürzte.
    Taifon wehrte Garkex mit einer Salve roten Lichts ab, die das Geschöpf den linken Arm kostete. Doch der Troll verpasste ihm einenbrutalen Hieb mit der Rechten und grub ihm seine Krallen in die Wange. Die übrigen Nachtwesen bildeten ein dichtes Knäuel aus Schuppen, Klauen und Tentakeln, sie überrollten den Dämon und stießen ihn zu Boden.
    »Töte mich!«, schrie Deidre. »Seine Macht über mich wird schwächer.« Ihre Arme hingen schlaff herunter. Mit großen, flehenden Augen sah sie Nicodemus an.
    »Deidre, ich kann Euch unmöglich …«
    »Das Schwert«, sagte sie und deutete auf ihr Langschwert, das sie hatte fallen lassen. »Heb es auf.«
    Taifons gleißende Worte ließen die Höhle noch heller erstrahlen. Garkex brüllte, als Taifon ihm seine lichtweiße Faust in die Brust rammte. Auch die anderen Nachtwesen lösten sich allmählich auf, ihre Ränder zerfransten bereits vom Licht.
    Da ergriff Nicodemus das Schwert und trat an den Kampfplatz; lieber würde er mit dem Schwert in der Hand sterben, als sich feige in einer Ecke zu verstecken.
    »Um Himmels willen!«, bettelte Deidre. »Taifon hat meine Göttin korrumpiert. Er hat mich dazu getrieben, Kyran in Lebensgefahr zu bringen. Überlass mich nicht einem Leben im Dienst des Dämonen.« Tränen schossen ihr in die Augen. »Er wird meinen Willen brechen und mich zu seinesgleichen machen!«
    Nicodemus war unfähig, sich zu bewegen.
    Vor ihm sprang Taifon mit ohrenbetäubendem Gebrüll auf die Beine. Der Dämon riss Fael, den Nachtschattenwolf, in Stücke. Öliges Blut trat aus den Wunden an Kopf und Brust des Dämons. Nur noch der Drache Tamelkan war übrig geblieben.
    »Jetzt!«, flehte Deidre. »Nicodemus, sonst ist es zu spät!«
    Da stürzte sich Taifon mit einem Satz auf den Drachen und umklammerte seinen zierlichen Kopf. Mit einer schnellen Drehung der Hüfte brach er ihm das Genick und schleuderte ihn achtlos beiseite.
    Nicodemus erhob das Schwert.
    Und Taifon wandte sich ihm zu. »Nicodemus, halt ein. Du wirst dir selbst schaden.«
    »Nicodemus!«, schrie Deidre. »Ich flehe dich an!«
    Taifon schüttelte den Kopf. »Ich habe euch beide auserwählt, nach dem Krieg der Sprachen ein neues Volk zu begründen. Beispielloses Glück wird euch widerfahren. Ihr müsst beide überleben!«
    »Bitte«, flüsterte Deidre, und ihr tränennasses Gesicht strahlte gleichermaßen Sehnsucht und Qual aus. Mit zitternder Hand zog sie ihren Umhang zur Seite und entblößte einen

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