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Nicodemus

Nicodemus

Titel: Nicodemus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Charlton
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Nordländer – einem schmächtigen Ixonier – erkannte er Kale, Amadis persönlichen Sekretarius. Die anderen beiden waren die Trottel, die mit seiner Bewachung beauftragt waren.
    Sobald sie seiner gewahr wurden, formten die Eindringlinge Fesselzauber – Texte, die sich um seinen Geist wickeln und ihn am Zauberschreiben hindern sollten.
    Shannon nahm keine Notiz von ihnen, begab sich hinter seinen Schreibtisch und setzte Azure auf den Stuhl. Aus einem Glas auf einem der Regale nahm er eine Handvoll Walnüsse. »Ich glaube, hier ist eine Erklärung fällig«, sagte er ruhig.
    Nervös antwortete Amadi: »Magister, Ihr habt die beiden Wächter, die ich zu Eurem Schutz abgestellt habe, absichtlich getäuscht.«
    Shannon hielt Azure eine Walnuss hin, die ihr Füßchen schon danach ausstreckte. »Ich wurde bewacht? Das habe ich gar nicht bemerkt. Deine Wächter müssen ausgezeichnete Tarntexte schreiben. Ich frage mich nur, wie sie mich verloren haben?« Er lächelte den beiden Wächtern zu.
    Die zwei waren schon ein komisches Paar. Der eine war groß und beleibt und trug goldene Knöpfe an den Ärmeln, der andere war klein und dürr mit silbernen Knöpfen.
    Azure knackte die Nuss mit dem Schnabel und pickte sich das Innere heraus.
    Fragend sah Amadi den kleineren der beiden Wächter an. »Im Marfil-Turm«, platzte der Mann heraus. »Er verschwand im Abort und schrieb dann einen Text, um auf die darüberliegende Brücke zu verschwinden.«
    Lachend nahm Shannon Azures leere Walnussschalen entgegen. »Sehr schmeichelhaft, Magister, dass Ihr mir in meinem Alter noch solche Eskapaden zutraut.« Abermals lachte er. »Tatsächlich habe ich den Abort über den Balkon verlassen, so dass ich dem Wasserspeier, der die Latrinen leert, noch ein paar Fragen stellen konnte. Bestimmt hat mich Euer Gefährte, der den Balkon im Auge hatte, gesehen.« Mit hochgezogenen Augenbrauen schaute er den Dicken an.
    Der Mann blickte verlegen weg.
    »Oh, wie peinlich«, sagte Shannon fröhlich. »Ihr habt nicht in Betracht gezogen, dass der Abtritt einen zweiten Ausgang hat. Aber das macht ja nichts, Ihr dürft den Wasserspeier auf dem Balkon befragen. Er wird sich an unser Gespräch erinnern.« Er reichte Azure noch eine Nuss. »Danach habe ich noch weitere Wasserspeier untersucht.« Shannon zählte sie auf.
    Amadi fasste ihre Untergebenen scharf ins Auge. »Geht und überprüft Magister Shannons Behauptungen.«
    Unter eifrigstem Nicken flüchteten die beiden aus dem Zimmer.
    »Und Kale«, sagte Amadi zu ihrem Sekretarius, »du kannst die Nachricht jetzt überbringen.«
    Der junge Ixonier verneigte sich und schloss die Tür hinter sich.
    Amadi wischte sich eine Locke aus dem Gesicht und sagte, wieder zu Shannon gewandt: »Magister, ich dachte, wir hätten eine Vereinbarung. Immerhin versuche ich ja, Eure Unschuld zu beweisen.«
    »Ich hatte keine Ahnung, Amadi, dass du mich … beschützen lässt, wie du es nennst.«
    »Magister, ich bin kein Kind mehr.« In ihrer sonst so kontrollierten Stimme schwang eine Spur Verletztheit mit. »Ihr wusstet genau, dass man Euch beobachtet.«
    »Amadi, ich hatte nicht die leiseste …«
    »Gut«, unterbrach sie ihn unwirsch. »Damit es keine Missverständnisse mehr gibt, teile ich Euch mit, dass eine Wache vor Eurem Quartier in Bolide-Garden steht. Wir haben sie dort postiert, nachdem wir Nicodemus bis zu Eurem Quartier gefolgt sind. Seinen Schlaf haben wir nicht gestört, doch nachdem er gegangen war, haben meine Verfasser vorsichtig, ohne etwas durcheinanderzubringen, EuerQuartier durchsucht. Wenn Ihr Euch weiterhin so verdächtig benehmt, werden wir alles noch einmal gründlicher durchsuchen müssen.« Sie machte eine Pause. »Außerdem haben wir robuste Wehre für die Fenster und Türen geschrieben.«
    Verwundert zog Shannon eine Braue hoch.
    »Kein Zauberschreiber oder Geschöpf kann in Euer Quartier hinein- oder herausgelangen, ohne die Wehre zu durchbrechen. Ich möchte auch dringend davon abraten, denn jeder, der es versucht, wird von oben bis unten durchschnitten. Natürlich werden die wachhabenden Zauberer die Wehre entschärfen, wenn Ihr kommt oder geht.«
    Shannon gab sich keine Mühe, seine Verärgerung zu verhehlen. »Deine Handlungsweise erscheint mir ungerechtfertigt, zumal du nicht den geringsten Beweis hast, dass ich mir etwas habe zu Schulden kommen lassen.«
    »Ach, tatsächlich nicht? Mögt Ihr mir vielleicht erklären, warum Euer Gesicht aussieht, als hätte sich ein Löwe daran

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