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Nicolai

Nicolai

Titel: Nicolai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Balasch
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erinnerte ich mich daran, wie Nicolai damals im Krankenhaus mir meine Schuhe
zurückbrachte und sie mir anzog. Das war so süß. Ich blickte wieder auf und
lächelte. Und Nicolai schenkte mir das schönste Lächeln zurück. Höflich bat er
die Angestellten wieder an ihren Arbeitsplatz zu gehen, so dass ich mich in
aller Ruhe an meinen Schreibtisch setzen konnte. Erst jetzt fiel mir auf, dass
ein Briefumschlag an der Vase mit den roten Rosen stand. Ich nahm den
Briefumschlag, öffnete ihn und las: „Zu deinem Geburtstag möchte ich dich heute
Abend zum Essen einladen, in unser Hotel am See.“ Ich blickte zu Nicolai auf
und bemerkte wie verlegen er diesmal war. Was hatte Nicolai geschrieben? „Unser
Hotel.“ Wie süß. Ich wusste, dass da mehr zwischen uns war und unser erster
Kuss nicht mehr lange dauern würde. Plötzlich klingelte mein Telefon. Ich
erschrak und griff schnell nach meiner Handtasche. Nicolai gab mir einen Wink
und verschwand aus meinem Büro. Eigentlich wollte ich noch Danke sagen, doch er
war zu schnell weg. Ich kramte nach meinem Handy und sah eine Nummer, eine
Nummer die mir sehr bekannt war. Mit der ich aber schon lange keinen Kontakt mehr
hatte. Ein schlechtes Gewissen ereilte mich in diesem Moment. Es war die Nummer
meines Waisenheimes. Die Nummer von Schwester Sophia. Ich nahm ab. „Alexandra Mattner .“ „Frau Mattner , hier ist
Schwester Margarete. Ich mach es kurz, kommen Sie bitte schnell zu uns in das Waisenheim.
Es geht um Schwester Sophia.“ Ich fühlte wie mein Magen sich umdrehte, mir
wurde schlecht. Das klang nicht gut, wie und was Schwester Margarete gerade
eben gesagt hatte. Oh Gott, ich muss sofort los. Schnell schnappte ich mir
meine Handtasche und eilte in das Büro von Nicolai. Als er meinen plötzlichen
Aufbruch bemerkte, stand er gleich auf und kam mir entgegen. Er nahm meine Hand
und hielt sie fest. Irgendwie hatte ich das Gefühl, er wusste was gerade
passiert war. „Ich muss schnell los. Zum Waisenheim. Schwester Sophia, ich
glaube es geht ihr sehr schlecht.“ Ängstlich und schon fast weinerlich sah ich
Nicolai an. Ich wusste immer, dass solch ein Anruf eines Tages kommen würde.
Aber ausgerechnet heute? An meinem 40. Geburtstag? „Kein Problem. Soll ich dich
fahren?“, fragte er mich. „Nein, vielen Dank. Ich muss alleine dorthin. Wir
treffen uns dann heute Abend im Hotel.“ „Ruf mich an, wenn was ist.“, gab mir
Nicolai besorgt zu verstehen. Er ließ meine Hand los und ich ging schnell nach
draußen und lief Richtung U-Bahn. Zum Waisenheim brauche ich ungefähr 1 Stunde,
hoffentlich komme ich nicht zu spät.

 
    Als
ich in die Straße zum Waisenheim einbog überkam mich ein seltsames Gefühl. Hier
hatte sich nichts verändert. Bilder vergangener Zeiten tauchten in meinem Kopf
auf. Ich sah mich als kleines Mädchen mit meinem roten Puppenwagen die Straße
auf und ab spazieren, ich sah Schwester Sophia am Tor des Waisenheimes stehen
wie sie auf uns Kinder gewartet hatte, als wir aus der Schule kamen. Jedes
einzelne Kind nahm sie immer liebevoll in ihre Arme und begrüßte es herzlich
und innig, so als ob man sich tagelang nicht gesehen hatte. Noch ein paar
Schritte zum Tor, mein Herz schlug schneller. Ich drückte die schwere Klinke
des Tores hinunter und ging den langen Weg zum Waisenheim entlang. An der Tür
war eine Klingel. Die muss neu sein, dachte ich mir. So eine Klingel war damals
noch nicht an der Tür gewesen. Ich klingelte einmal und wartete, aber es tat
sich nichts. Nach etwa 5 Minuten hörte ich Schritte und die Tür wurde
aufgemacht. Vor mir stand eine Schwester, in üblicher Schwesterntracht. Sie sah
sehr ernst und hager im Gesicht aus. „Guten Tag, ich bin Alexandra Mattner .“, sagte ich höflich. Sie musterte mich von oben
bis unten und bat mich dann ohne ein Wort hinein. Während wir durch den großen
Flur liefen sah ich mich um. Es hatte sich wirklich nichts verändert. Alles war
noch genauso so. Wieder stiegen in mir wehmütig Erinnerungen meiner hier
verbrachten Kindheit auf. Wie gerne war ich hier. Wie dankbar konnte ich sein,
dass ich so behütet aufwachsen durfte. „Die Kinder sind alle in der Schule?“,
fragte ich die Schwester zaghaft. Sie nickte ohne mich anzusehen. Wir gingen
die Treppe hinauf, in das erste Stockwerk. Ich wusste noch genau wo das Zimmer
von Schwester Sophia sich befand. Und plötzlich stand ich davor. „Seien Sie
bitte leise und reden sie nicht so viel mit ihr. Es geht ihr sehr schlecht.“
Ihre Stimme

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