Nicolai
nicht daran, dass ich eine
Vampirjägerin sein sollte.
Als
ich an der U-Bahn ankam, entschied ich mich doch für ein Taxi. Ich war schon
spät dran, das würde jetzt einfach schneller gehen. Als ich im Taxi saß gingen
meine Gedanken immer wieder zurück zu dem Brief. So ganz konnte ich mich dem
wohl doch nicht entziehen. Ich blickte zum Taxifahrer und sah ihn mir von
hinten genau an. Für einen kurzen Moment trafen sich unsere Blicke in seinem
Rückspiegel. Ich erschrak. Vielleicht ist das ja schon ein Vampir? Hätte ich
das kleine Notizbuch doch einpacken sollen? Ach das ist alles Quatsch,
versuchte ich schnell wieder diese Gedanken loszuwerden. Es gibt keine Dämonen,
keine Werwölfe und schon gar nicht Vampire.
Es
wurde schon langsam dunkel, als das Taxi vor dem Hotel am See endlich hielt.
Ich bezahlte und stieg aus. Langsam ging ich Richtung Hotellobby. Ob Nicolai
schon da war? Das Hotel erstrahlte in einem besonders warmen sehr romantischen
Licht. Ich dachte an den Tag, als ich mit Nicolai hier das erste Mal
frühstücken war. Er war so lieb zu mir und irgendwie so süß. In meinen Gedanken
vertieft bemerkte ich gar nicht, dass mir Nicolai entgegen kam. „Hallo Alexandra,
schön dass du da bist.“, begrüßte er mich mit einem bezaubernden Lächeln. „Ach
Nicolai, Schwester Sophia, sie ist gestorben.“, sagte ich traurig. Von dem, was
ich über meine Vergangenheit erfahre hatte, schwieg ich jedoch. Das musste ich
ja schließlich selber erst Mal mit mir ausmachen. „Oh, das tut mir leid. Wir
können auch gehen. Dann holen wir deinen Geburtstag nach?“, antwortete Nicolai mitfühlend
und streichelte mir sanft über meine Schulter. „Nun sind wir schon hier und ein
wenig Hunger habe ich doch.“, erwiderte ich ihm und blickte in seine Augen.
Erst jetzt fiel mir auf, dass seine Augen wieder mal rot unterlaufen waren.
„Was ist mit deinen Augen? Sie sehen so rot aus?“, fragte ich ihn. „Ach nichts,
ich bin wohl etwas übermüdet. Überreizte Augen.“, antwortete er mir etwas
verlegen. Wir gingen gemeinsam Richtung Restaurant. Schon von weitem erkannte
ich den Kellner von damals. Er stand an der Bar und unterhielt sich mit einem
Gast. Als er uns entdeckte eilte er gleich auf uns zu. „Herzlichen Glückwunsch
zum Geburtstag. Ich wünsche dir alles Gute. Und ewiges Leben.“ Als er das
sagte, überreichte er mir eine dunkelrote Rose. „Oh, vielen Dank, das ist sehr
nett.“ Was sagte er gerade zu mir? Er wünscht mir ewiges Leben? Genau das hat
Nicolai auch zu mir heute Morgen gesagt. Mir wurde etwas mulmig, ich wusste
nicht so richtig was ich davon halten sollte. „Ich bringe euch an euren Tisch.“
Der Kellner zeigte uns die Richtung und ging voran. Es war derselbe Tisch, an
dem ich mit Nicolai das erste Mal hier gesessen hatte. Höflich bat uns der
Kellner Platz zu nehmen und reichte jedem die Karte. „Ist heute kein schöner
Geburtstag?“, fragte mich Nicolai. „Ja, leider. Ausgerechnet heute musste
Schwester Sophia sterben. Ich habe sie sehr geliebt, sie war eine ganz tolle
Frau. Sie war wie eine Mutter zu mir.“, antwortete ich ganz leise und konnte
dabei meine Tränen nicht unterdrücken. Nicolai berührte für einen kurzen Moment
sanft meine Hand. Ich glaube, er wollte mir damit sein Mitgefühl zum Ausdruck
bringen. Doch er zog seine Hand ganz schnell wieder zurück. „Den einzigen Trost
den ich habe, wir müssen alle eines Tages sterben.“, sagte ich mit
tränenreicher Stimme. „Sag nicht so etwas. Du wirst nicht sterben.“, meinte
Nicolai. „Und wie willst du das machen?“, fragte ich ihn. „Bist du ein Vampir,
der wehrlosen Frauen in den Hals beißt und ihnen somit ewiges Leben einhaucht?“
Ich war selber überrascht über diese Frage, die ich gerade Nicolai stellte.
Nicolai erschrak. Das verwunderte mich noch viel mehr. Auf einmal war sein
Lächeln weg und er drehte seinen Kopf zum Fenster hin. „Das war ein Scherz.“,
sagte ich ihm. Dann nahm ich mir die Karte und suchte nach einem leckeren
Essen. Denn jetzt verspürte ich auf einmal großen Hunger. Nicolai winkte den
Kellner herbei und ich gab meine Bestellung auf. Dann sah ich zu Nicolai
hinüber, er las noch in der Karte. Legte sie dann aber weg. „Ein Steak bitte.
Englisch“. Der Kellner nickte und ging weg. Nicolai und ich schwiegen für einen
kurzen Moment. Keiner wusste so richtig was er sagen sollte. Mir schwirrte
immer noch verschwommen der Brief meines Vaters im Kopf umher. Und ich wusste
ehrlich gesagt
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