Nie genug (German Edition)
einfach nur.
„Ich hab dich belogen und ich hab Nadine belogen. Sogar meine Mutter belüge ich seit Jahren.“
„Du musst mir sagen, was los ist. Alles, was ich gerade weiß, ist, dass du immer noch knallvoll bist, auch wenn es dir vielleicht nicht so vorkommt. Was ist bei Nadine passiert? Du flippst doch nicht so aus, wegen ein paar Gummischwänze.“
„Ich habe kein Schreibbüro und ich erledige auch keinen Papierkram für andere Firmen, Sam. Das ist alles nur Fassade. Ich bin Gemma Lennart.“
„Und wer bitteschön ist Gemma Lennart?“ Er dreht mich zur Seite und zieht mich jetzt ganz auf seinen Schoß. Mit dem Daumen wischt er meine Tränen weg, während er auf eine Antwort wartet. Er ist ein Kerl. Natürlich sagt ihm dieser Name überhaupt nichts.
„Gemma Lennart ist mein Pseudonym. Ich bin Schriftstellerin und schreibe erotische Romane. Was total pathetisch ist, wenn man bedenkt, wie die Realität aussieht.“ Meine Schluchzer wechseln sich mit hysterischem Lachen ab. Ich vergrabe mein Gesicht an Sams Schulter, damit ich ihn nicht ansehen muss.
„Ich verstehe nicht, warum du da ein Geheimnis draus machst.“ Er streichelt über meinen Rücken und scheint über etwas nachzudenken.
„Das wüsstest du, wenn du meine Romane kennen würdest. Die Sexszenen sind sehr explizit. Nicht jeder kann damit umgehen.“
„Du weißt schon, dass ich der Letzte bin, der damit ein Problem hat. Oder?“
„Darum geht es nicht, Sam. Das ist so weit entfernt von der Realität, dass es mir vor dir total unangenehm ist. Du würdest lachen, wenn du wüsstest, wie ich schreibe, während ich mich kaum traue, mich vor dir auszuziehen.“
„Kann ich was sagen, ohne dass du mir das übel nimmst?“
„Klar. Wenn einer Grund hat, sauer zu sein, dann du.“
„Schwachsinn, Emma. Warum soll ich sauer sein? Ich denke nur, dass du dich selbst falsch siehst. Du bist nicht verklemmt. Du hast nur Probleme, richtig loszulassen, weil du dich mit dir selbst nicht wohlfühlst. Irgendetwas oder irgendjemand hat deinem Selbstbewusstsein richtig Einen verpasst, und das drückt dich immer noch runter.“
Ich hasse es, wenn er mich so durchschaut.
„Ich war nie genug, Sam. Für ihn war ich nie genug.“
„Was hat er getan, Emma? Er hat dich nicht nur betrogen. Auch wenn es sicherlich wehgetan hat, das kann nicht alles gewesen sein. Dafür ist es zu lange her.“
„Es war nichts, Sam.“ Ich wische mir wütend die Tränen weg und krabbele von seinem Schoß.
„Bullshit, Emma. Was ist passiert? Warum verkriechst du dich so? Selbst jetzt gerade ziehst du dich wieder komplett von mir zurück.“
Ich setze mich auf die Couch und will gerade die Beine anziehen, doch Sam legt seine Hände auf meine Knie. Er will den Kontakt zu mir aufrechterhalten.
„Du wirst sagen, dass es lächerlich ist. Es sollte nach so langer Zeit keine Rolle mehr spielen.“
„Warum sollte ich das tun?“ Er nimmt meine Hände und sieht mich flehend an. „Emma, wenn dich das heute noch verletzt, dann ist es nicht lächerlich.“
„Okay.“ Ich ziehe Sam zu mir auf die Couch und setze mich rittlings auf seinen Schoß. Er legt seine Hände auf meine Schulterblätter und sieht zu mir rauf. In diesem Moment brauche ich ihn nah, damit ich sicher sein kann, dass er nicht verschwindet. Ich streiche über sein hübsches Gesicht und versuche ein Lächeln, auch wenn ich schon eine neue Tränenflut aufsteigen spüre.
„Ich hab dir doch erzählt, dass ich meinen Exfreund mit einem Mann erwischt habe.“ Sam nickt und streichelt mir über die Oberarme. „Das war nur die halbe Wahrheit. An dem Tag sollte er mich eigentlich aus dem Krankenhaus abholen, weil ich einen kleinen Eingriff hatte, doch er hat mich einfach stehen lassen.“
„Emma, von welchem Eingriff reden wir hier?“ Genau das ist es, was Sam besonders macht. Er nimmt auch die kleinen Untertöne wahr.
„Ich war schwanger und hab das Baby verloren.“
Ein Ausdruck blanken Horrors huscht über sein Gesicht, doch er fängt sich schnell wieder.
„Oh Emma.“ Er zieht meinen Kopf an seine Schulter und reibt über meinen Rücken. „Es tut mir so leid.“
„An diesem einen Tag hätte ich ihn wirklich gebraucht. Das Baby war nicht geplant, aber deswegen tat es nicht weniger weh. Er hat noch nicht mal eine Sekunde an mich gedacht, während er mit anderen Dingen beschäftigt war. Er war zu bekifft, um auch nur einen Gedanken an mich zu verschwenden.“
11.
„Emma“, flüstert es durch einen
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