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Nie genug (German Edition)

Nie genug (German Edition)

Titel: Nie genug (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Hinz
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irgendwie scheint es mir gerade nicht vergönnt. Meine Armbeuge juckt, was wahrscheinlich daran liegt, dass ich mich schon den halben Tag unbewusst dort gekratzt habe. Nervöses Kratzen ist eine sehr lästige Angewohnheit, die ich mir eigentlich erfolgreich abgewöhnt hatte. Bis vor ein paar Tagen.
    „Du hast nichts falsch gemacht. Ich muss erst mit mir selbst klarkommen, Sam. Das ist für uns beide kein Zustand.“ Ich kann nicht aufhören, mich zu kratzen, und will eigentlich nur, dass er geht. Die Musik ist mir plötzlich zu laut, also marschiere ich an Sam vorbei ins Wohnzimmer, um die Lautstärke runter zu drehen. Als ich mich von der Anlage abwende, steht Sam direkt hinter mir. Ich stoße einen erschrockenen Schrei aus, und versuche sofort, mich an ihm vorbei zu drängen, doch er lässt mich nicht. Er nimmt meinen Arm und sieht sich meine Armbeuge an, die mit feuerroten Kratzern übersät ist.
    „Jesus, Emma. Was tust du dir da an? Was ist passiert?“
    „Nichts.“ Ich entziehe ihm meinen Arm, doch die verräterischen Tränen fließen schon wieder.
    „Ist es wegen Nadine? Hat sie es dir schon gesagt?“ Er weiß also auch schon, dass sie schwanger ist.
    „Nadine ist ein Grund. Ich will so nicht fühlen, und ich hasse mich dafür.“ Mit hängenden Armen stehe ich vor ihm, weil er immer noch meinen Fluchtweg blockiert.
    „Emma, was ist passiert. Du kannst es mir sagen.“ Er legt seine Hände auf meine Schultern und zieht mich, nach einem Moment des Zögerns, in seine Arme.
    „Ich hab ihn gesehen.“
    Sam lässt die Worte für einen Moment sinken, aber ich denke, er weiß genau, wen ich meine.
    „Und?“, fragt er nach einer Weile.
    „Er hat ein Kind. Und eine schwangere Frau.“
    Sam hält mich einfach nur und sagt nichts. Ich will so viel mehr, doch ich weiß, dass es nicht richtig ist.
    „Einfach so, Sam. Verstehst du? Er sah gut aus. Gesund und ausgeglichen. Glücklich. Ich bin nicht eifersüchtig, das ist es nicht. Warum tut es dann so weh?“ Ich schniefe in seinen Pullover, der so wunderbar nach ihm riecht.
    „Ich hab eine Ahnung“, flüstert er, und schiebt mich dann von sich. Ich möchte protestieren, doch das ist wohl nicht angemessen.
    „Hast du schon etwas gegessen?“, fragt er, und greift dabei nach meinen Händen.
    „Warum werde ich das in letzter Zeit eigentlich ständig gefragt.“ Genervt entziehe ich ihm meine Hände, obwohl ich es im selben Moment bereue.
    „Sorry, Emma. Das war eine ganz neutrale Frage. Denn ich habe Hunger und würde gerne etwas mit dir essen.“
    „Ich muss duschen“, antworte ich kleinlaut, weil ich mal wieder grundlos auf ihn losgegangen bin.
    „Das muss ich auch. Was hältst du davon, wenn ich jetzt schnell Zuhause duschen gehe, und in spätestens einer Stunde wieder hier bin. Dann können wir uns etwas bestellen, oder meinetwegen auch irgendwo auswärts essen.“
    Es ist keine gute Idee, ihn einfach wieder in mein Leben zu lassen. Das wird uns beide verletzen. Sam ist zu gut, um sich mit so einem Häufchen Elend wie mir rumzuschlagen. Sein umkompliziertes Leben ist soviel einfacher ohne mich.
    „Sam, ich weiß nicht. Außerdem habe ich heute Morgen eingekauft und wollte eigentlich kochen.“ Ich sehe auf meine Füße und versuche immer noch, mich geistig und körperlich von ihm zu distanzieren. Bei Sam ist das jedoch ein Ding der Unmöglichkeit.
    „Auch gut, Pinkpants. Ich beeile mich.“ Es ist seine Art, meine Unentschlossenheit aufzugreifen und zu seinen Gunsten zu drehen. Ehe ich widersprechen kann, ist er schon zur Tür raus. Ich möchte ihn dafür hassen, doch wie könnte ich?
     
    Gerade mal eine halbe Stunde später steht Sam schon wieder vor der Tür. Mit einem Handtuch auf dem Kopf, und in Pyjamahose und Pullover, öffne ich ihm. Er drückt mir im Vorbeigehen einen Kuss auf die Stirn und gibt mir dann eine Tube Creme in die Hand.
    „Was ist das?“, frage ich, während ich versuche, die Aufschrift zu entziffern.
    „Kortisonsalbe. Für deinen Arm.“ Er geht in die Küche und wedelt dabei mit einer Plastiktüte. „Und hier sind noch ein paar Steaks, die ich sowieso für heute Abend geplant hatte.“
    Ergeben trotte ich ihm hinterher. Scheinbar wird man so jemanden wie Samuel Wagner nicht so schnell los.
     
    „Fühlst du dich etwas besser?“ Sam pickt mit der Gabel übrig gebliebene Tomatenstücke von meinem Teller und schiebt sie sich zwischen die schönen Lippen, während er auf meine Antwort wartet.
    „Mir ging es nicht wirklich

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