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Nie genug (German Edition)

Nie genug (German Edition)

Titel: Nie genug (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Hinz
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beiseite und reicht mir einen Spiegel. Mithilfe des großen Wandspiegels sehe ich mir die Sterne hinter meinem Ohr an.
    „Die sind perfekt. Ich weiß gar nicht, was du hast.“
    „Wenn du zufrieden bist, dann bin ich es auch. Aber der harte Part kommt jetzt, denn du hast dir eine wirklich unangenehme Stelle ausgesucht.“
    Das habe ich befürchtet und mir ist auch ein bisschen übel vor Aufregung.
    „Ist Wodka eine Option?“
    „Leider nein. Kein Alkohol beim Tätowieren. Das blutet nur unnötig.“
    „Okay. Ich schaff das schon.“ Dessen bin ich mir allerdings nicht mehr so sicher, als ich einmal auf der Seite liege und Sam zum ersten Mal die Nadel ansetzt. Das Geräusch ist beinahe so schlimm wie beim Zahnarzt, wenn man es direkt neben dem Ohr hat. Der Schmerz ist alles andere als angenehm, doch nach einer kurzen Zeit habe ich mich dran gewöhnt. Es ist, als würde die Vibration der Nadel meine umliegende Haut betäuben.
    Sam setzt zwischendurch ab und wischt über die Stelle.
    „Wir sind fast fertig, Emma. Das ist so klein, nur noch ein paar Minuten.“
    „Es geht schon.“ Ich atme tief durch und spüre die Erregung, die sich mit den Schmerzen verbindet. Sams Nähe macht es nur schwerer. Er setzt die Nadel wieder an und macht weiter. Als er wirklich nach nur wenigen Minuten fertig ist, bin ich beinahe enttäuscht. Sam reinigt gründlich meine Haut und cremt die Stelle sorgfältig ein. Wir sprechen nicht, während er das Tattoo versorgt. Er hilft mir beim Aufsetzen und reicht mir wieder den kleinen Spiegel.
    „Sieh es dir an und dann decke ich es ab.“
    Ich versuche, auf die Füße zu kommen, doch meine Knie geben nach. Sam fängt mich im letzten Moment auf und setzt mich wieder auf die Liege.
    „Langsam, Baby. Werd mir nicht ohnmächtig.“ Er hält mich an den Schultern aufrecht und sieht mich besorgt an. „Willst du dich lieber noch mal hinlegen?“
    „Nein, es geht schon. Hast du etwas Wasser?“ Mein Kreislauf ist noch ein bisschen liegen geblieben, während ich schon aufgestanden bin.
    „Natürlich.“ Er greift unter die Liege, zieht eine kleine Flasche aus einem Sixpack hervor und schraubt sie für mich auf. Bevor er sie mir noch an den Mund hält, nehme ich sie ihm ab.
    „Geht’s dir wirklich gut?“, fragt er, als ich die halbe Flasche in einem Zug ausgetrunken habe.
    „Der Tag holt mich gerade etwas ein, denke ich.“
    „Kann ich mir vorstellen.“ Er nimmt meine freie Hand und massiert die Fingerspitzen, nicht wissend, was er mir damit antut. Das Blut schießt sofort wieder in meinen Kopf und von da aus direkt in den Unterleib. Als hätte er es gespürt, treffen sich unsere Blicke. Sam sieht sofort, was ich will, dafür hat er es schon oft genug gesehen. Ich stelle die Wasserflasche beiseite und ziehe in an einer Gürtelschlaufe zu mir ran.
    „Emma!“, warnt er mich. „Glaub mir, ich weiß genau, wie du dich jetzt fühlst. Das ist völlig normal, besonders nach der ersten Tätowierung. Aber ich werde dich nicht anfassen. Nicht wenn du ein frisches Tattoo hast, und schon gar nicht nach dem heutigen Tag.“
    „Samuel“, bettele ich.
    Sam stöhnt gequält auf.
    „Du bringst mich noch ins Grab, Em.“ Es scheint für einen Augenblick, als würde er einknicken, doch er nimmt meine Hände weg und küsst mich auf beide Handrücken. „Nicht jetzt, nicht morgen, und schon gar nicht so, wie es momentan ist. Dieses Hoch, das du jetzt spürst, lässt gleich wieder nach.“
    Er reicht mir einen Spiegel und macht sich dann daran, mein Tattoo abzudecken. Ich bin wütend, dass er mich einfach so abblitzen lässt, obwohl es meine eigene Schuld ist.
    Auf dem zehnminütigen Heimweg schlafe ich erschöpft auf dem Beifahrersitz ein. Sam zieht mich vor meinem Haus aus dem Auto und schiebt mich in meine Haustür, bevor er sich ohne einen Kuss verabschiedet. Ich habe das Gefühl, er ist sauer auf mich, auch wenn er es abstreitet. Doch in diesem Moment bin ich zu müde, um noch klar zu denken.
     

20.
     
    Es war eine denkbar schlechte Idee, mich meiner Mutter mit einem Tattoo zu präsentieren und ihr gleichzeitig klar zu machen, dass ich nicht mehr mit Sam zusammen bin.
    „Versteh ich nicht“, meckert sie vom Beifahrersitz vor sich hin. „Warum machst du mit ihm Schluss, Emma. Er ist so nett, und so verliebt in dich. Eine Augenweide ist er noch dazu.“
    „Ja, Mama. Ist ja schon gut. Ich weiß, dass er heiß ist. Aber es verursacht mir Juckreiz am ganzen Körper, wenn du das immer wieder

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