Nie wieder Ferienhaus
an der Aussprache gehindert.
»Ja super! Kleine Brettchen, wo soll ich die denn jetzt hernehmen?«
Rinus ging zu seinem Stellplatz, er zog mit seinen Salatschüsselhänden unter seinem Wohnwagen ein paar lange Bretter heraus, dann ging er noch mal in den Caravan und kam mit einer Stichsäge wieder heraus.
Er sägte mit der Stichsäge aus den langen Brettern viele kleine Bretter, die legte er unter die Zeltstangen, steckte Schrauben durch die dafür vorgesehenen Löcher, zog aus der Hosentasche einen Akkuschrauber und schraubte die Stangen fest.
Stichsäge und Akkuschrauber! Stichsäge und Akkuschrauber!
Wenn ich mal ganz ehrlich sein darf: Ich hatte ein paar Hemmungen, mit unserer Luxusschleuder auf einen Campingplatz zu fahren. Satellitenschüssel, französisches Bett, Warmwasserdusche! Wie musste so etwas auf einen normalen Camper wirken, der noch Improvisation und Sinn für Romantik zu seinen Haupttugenden zählte?
Solche Hemmungen hatte ich, und jetzt: Stichsäge und Akkuschrauber.
Das musste mir jetzt wirklich mal egal sein. Wir ließen uns doch von einem hoch technisierten Holländer den Urlaub nicht verderben! Das Vorzelt stand, der Kofferraum war ausgepackt. Der Himmel klarte auf. Wir hatten bei Johnny im Supermarkt frische Brötchen erstanden, wir saßen alle zum ersten Mal vor unserem Wohnwagen am gedeckten Frühstückstisch.
Eine Entenfamilie kam über den Platz gewatschelt,wohl auf der Suche nach einigen Brötchenkrümeln, eine Entendame mit fünf zuckersüßen Entenbabys. Wie nennt man eigentlich Entendamen? Der Mann ist ein Erpel, aber wie heißt die Frau? Wir haben sie Daisy getauft.
»Och, sind die süß!« Schon waren sie weg. Edda stellte uns ein nettes Mädchen mit langen dunklen Zöpfen vor: »Das ist meine neue Freundin, die heißt Ines, und die ist Niederlanderin!«
Rinus kam aus seinem Vorzelt und sagte: »Dieses Wetter, mal Regen, mal Sonne, da wächst das Gras ja wie bekloppt!«
Der hatte einen elektrischen Rasenmäher dabei. Und als ich wider Erwarten meinen letzten Bissen Brötchen doch noch heruntergeschluckt hatte, da kam der um die Ecke mit einem elektrischen Rasenkantenschneider, um die Kanten von den Trittsteinen aus Waschbeton zu versäubern.
Jetzt muss ich aber erst mal die Ehre der holländischen Campingplätze retten. Jägerzäune, Geranienrabatten und Gartenzwerge gibt es da nicht.
Es war ein schöner offener Platz, acht Parzellen für Wohnwagen oder Zelte auf einer Wiese, dann kam wieder eine Wiese und da standen wieder acht Wohnwagen. Aber richtig erfahrene Camper, ich bin ja scheinbar nur ein normal erfahrener Camper, also richtig erfahrene Camper, die haben halt ihre Waschbetontrittsteine immer dabei! Und ihre elektrischen Rasenmäher und ihre Rasenkantenschneider sowieso!
Ich hatte mich einigermaßen beruhigt, da kam Anne von Schulenkämpers zurück und berichtete:»Die haben einen Kühlschrank mit Eisfach im Vorzelt und eine transportable Waschmaschine!«
Es war genau dieser Moment, in dem die Kinder kamen und fragten: »Wann fahren wir denn an den Strand?«
»Wir fahren nicht an den Strand! Wir fahren in den Baumarkt!«
Von Filetsteaks und Erbsensuppe
Meine Tagesplanung wurde jäh über den Haufen geworfen, weil das Schicksal zwischen Frühstück und Baumarkt die Besetzung der letzten Parzelle unseres Feldes anberaumte.
Diese kahle Stelle war mir sofort aufgefallen, und es hatte mir einigen Spaß bereitet, darüber nachzudenken, dass vielleicht ein ähnliches Greenhorn wie ich mit einem Wohnwagen oder einem Zelt um die Ecke kommen könnte.
Nur dass der Neuankömmling eben nicht wissen konnte, dass ich auch ein blutiger Anfänger war, dass ich auch erst in der letzten Nacht angekommen war und dass ich ohne die tatkräftige Unterstützung von Rinus und Detlef wohl überhaupt nicht in der Lage gewesen wäre, die Zeltplane formgerecht über die Stangen zu stülpen oder besser: die Stangen unter der Zeltplane zu postieren.
Holland ist ja nicht die Costa Brava, wo man die bisherige Aufenthaltsdauer der Nachbarn bis auf zwei Stunden genau bestimmen kann.
»Nun, Dr. Quincy, wie lange hat sich der Nachbar bisher auf dem Campingplatz aufgehalten?« – »Also, Lieutenant Monahan, ich will mich nicht festlegen, aber in Anbetracht der Rötung im Bereich des Nasenbeins und der abschwellenden Hämatome auf derGlatze, ich würde schätzen: neun Tage, dreizehn Stunden und achtundvierzig Minuten!«
In Holland ist das anders. Wenn man Pech hat, und der Gesichtsfarbe
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