Nie wieder Ferienhaus
so genau, warum sich der Campingurlaub direkt aus der späten Schwangerschaft ableitete.
Heinrich erklärte die plötzlich auftretenden Gelüste nach Campingurlaub etwas philosophischer: »Nach all den Filetsteaks muss es auch mal eine Erbsensuppe sein!«
Nur unwesentlich später hatte ich erfahren, dass Heinrich bei einer bedeutenden Rückversicherung arbeitete – das war in etwa meine Vermutung gewesen, und das waren exakt ihre Worte, als wollte sie jede Form der Schleichwerbung vermeiden –, dass er mit Prokura ausgestattet war und dass alle handwerklichen Arbeiten im büsingerschen Haushalt von Hilde ausgeführt wurden.
Sie hatte eine Curver-Kiste dabei, die allerlei praktische Dinge enthielt: eine Schlagbohrmaschine, einen Dremel Multi, einen Knarrenkasten und und und. Diesem Behältnis entnahm sie jetzt eine Rolle Tesa-Moll, und sie begann tatsächlich, die Türrahmen des fast neuen Wohnwagens abzudichten.
Es wurde dringend Zeit, den Baumarkt aufzusuchen.
Warum ein Baumarkt auch ein Schuhgeschäft sein könnte
Der Baumarkt hieß Het Doemarkt und lag nur ein Dorf weiter. Genau in diesem Baumarkt hatte Rinus die langen Bretter gekauft. Der Markt war von acht bis acht geöffnet, es hätte mich aber auch nicht gewundert, wenn man von sieben bis dreiundzwanzig Uhr dort hätte einkaufen können. Das wäre dann eine konsequente Anpassung an die Schrankenöffnungszeiten des Campingplatzes gewesen. Aber auch so war es das Paradies.
Wir hatten zunächst einmal beschlossen, dass wir als Camper mit Sinn für Improvisation und Romantik und vor allem als Camper, denen gerade ein neuer Wohnwagen ein ziemliches Loch in die Kasse gerissen hatte, zunächst noch auf den elektrischen Rasenmäher verzichten wollten.
Rinus hatte angeboten, uns seinen ab und zu zu borgen, außerdem konnte man vorne an der Rezeption einen leihen. Genauer gesagt waren es sogar zwei, aber es gibt halt ungeschriebene Gesetze, feste Regeln für das Zusammenleben auf einem Campingplatz. Eine dieser Regeln lautet: Wenn du an der Rezeption vorbeigehst, um an den Strand zu fahren oder ins Dorf, dann stehen da immer zwei elektrische Rasenmäher. Wenn du zur Rezeption gehst, um dir einen zu leihen, sind immer gerade alle beide weg.
Egal, ein elektrischer Rasenmäher kam mir nicht ins Vorzelt, noch nicht! Ein Akkuschrauber, das wäre eine Idee, allerdings weder neu noch originell.
Ich war nicht bereit, Het Doemarkt ohne eine Großinvestition wieder zu verlassen. Wahrscheinlich habe ich mich in diesem Laden gefühlt wie Anne in einem Schuhgeschäft.
Eine Kreissäge war völliger Blödsinn, und ein Winkelschleifer rangierte nicht weit dahinter. Natürlich konnte man immer einen Hammer und eine Säge gebrauchen, aber was gab das für ein Bild, wenn ich auf dem Platz erschien und völlig begeistert ausrief: »Seht mal, ich habe mir einen Hammer und eine Säge gekauft!« Nee, da musste schon ein bisschen mehr Kreativität her.
Es gab nichts, nichts, was wir dringend benötigten. Natürlich konnte man sich einen Sisalteppich ins Vorzelt legen. Natürlich konnte man sich einen Wasser sparenden Duschkopf kaufen, den man jedes Mal, wenn man in der Wasserette die Dusche aufsuchte, gegen das Originalmodell austauschte. Und eine Fußmatte mit Windmühle würde unseren Ruf als nonkonformistische Camper auch nicht unbedingt ausbauen.
Entschuldigung, wie weit bin ich eigentlich mittlerweile? Stehe ich hier in einem Baumarkt und muss unbedingt etwas kaufen, nur weil ich Urlaub auf einem Campingplatz mache, auf dem jeder andere auch schon etwas in diesem Baumarkt gekauft hat?
Ich bin mein eigener Herr. Ich entscheide selbst, wann ich was kaufe. Im Moment brauche ich ebennichts, nihil, nullum, gar nichts. Und ich lasse mir doch hier nicht von irgendwelchen dahergelaufenen hochgerüsteten Campern ein Konsumverhalten aufzwingen, das jeglicher Bedarfsplanung widerspricht. Wir werden jetzt sofort diesen Traumladen mit seinem wahnsinnig verlockenden Black-und-Decker-Angebot verlassen, und dann werde ich so stolz sein wie ein USA-Tourist, der es geschafft hat, diesen raffgierigen Zockern in Las Vegas aber auch nicht einen Cent ins Maul zu werfen.
»Für das Geld, das das gekostet hätte, was wir nicht brauchen, können wir einen Ausflug machen oder im Zeerover zweimal essen!«
Da war es wieder. Woher weiß sie das? Wie gut, dass ich niemals in Las Vegas pokern werde!
Vor dem Het Doemarkt standen die gleichen Fahrradständer, wie man sie überall auf der ganzen
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