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Nie zuvor so geliebt

Nie zuvor so geliebt

Titel: Nie zuvor so geliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Broadrick
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zu verkraften.
    Als sie die Einfahrt erreichte, fiel ihr auf, dass das Namensschild vom Briefkasten verschwunden war. Kein Grund, seinen Wohnort publik zu machen, dachte sie, falls irgendeine unternehmungslustige Seele ihn noch nicht ausfindig gemacht hatte.
    Das Anwesen wirkte verlassen. Der Rasen war ungemäht. Die Fenster waren geschlossen und die Gardinen zugezogen. Sie öffnete die Garage mit der Fernbedienung und fuhr hinein.
    Es bestand auch kein Grund, ihre Anwesenheit publik zu machen.
    Sie betrat die Küche und blickte sich um. Auf dem Schrank standen einige Gläser, die bei ihrer Abfahrt nicht vorhanden gewesen waren. Also hatte Chris sich irgendwann im Haus aufgehalten.
    Sie schaute in den Kühlschrank. In der vergangenen Woche hatte sie ihn gefüllt, in der Annahme, dass ihr Eheleben begann.
    Die Rückkehr in das Haus war schmerzlicher, als sie erwartet hatte. Sie hatte gehofft, sich vor Kummer schützen zu können, indem sie sich an den Zorn über Chris’ kaltblütige Abfuhr klammerte. Doch der Zorn verrauchte, und der Schmerz überwältigte sie, als Erinnerungen an ihr Beisammensein in ihr aufstiegen.
    Sie ging die Treppe hinauf und betrat das Schlafzimmer. Zu ihrer Überraschung fand sie es stockfinster vor. Die schweren Gardinen waren zugezogen. Offensichtlich hatte Chris irgendwann tagsüber zu Hause geschlafen.
    Sie trat ans Fenster und zog die Gardinen auf, so dass trübes Tageslicht in den Raum fiel.
    „Was … Wer ist da?” fragte eine Stimme hinter ihr.
    Sie zuckte erschrocken zusammen und wirbelte herum. „Chris?”
    Sie sah ihn auf dem Bett liegen. Er war angezogen, abgesehen von den Schuhen. Seine Kleidung war zerknittert, und er sah aus, als hätte er sich eine ganze Weile nicht rasiert.
    „Was tust du denn hier?” fragte Chris. Er setzte sich auf und rieb sich mit einer Hand das Gesicht.
    „Dasselbe wollte ich dich fragen.”
    Er blickte sie mit geröteten Augen an. „Verdammt, Maribeth, ich wohne hier. Was hast du denn erwartet, wo ich bin?”
    Sie war versucht, ihm dasselbe als Antwort zu geben. Statt dessen entgegnete sie: „Du hast doch gesagt, dass du arbeiten würdest. Da du die ganze Zeit nicht ans Telefon gegangen bist, habe ich angenommen …”
    „Ich habe es vor Tagen ausgesteckt, kurz nachdem die Story bekannt wurde. Sobald die Medien die Verbindung zwischen mir und meinem Vater aufgedeckt hatten, stand es nicht mehr still.”
    Sie ging hinüber zu der Kommode, in der sie ihre Sachen aufbewahrte. Mit dem Rücken zu Chris fragte sie: „Warum hast du mich am ersten Abend nicht zurückgerufen?”
    Er schwieg einen Moment. Dann sagte er: „Es ist nicht mehr wichtig, oder?” Er ging zum Badezimmer und blieb in der Tür stehen. „Du hast mir noch nicht gesagt, was du hier willst.”
    Sie drehte sich zu ihm um und musterte ihn. Er sah furchtbar aus, so als hätte er seit Tagen nicht geschlafen. Statt ihm zu antworten, fragte sie: „Wann hast du das letztemal etwas gegessen?”
    „Ich erinnere mich nicht.”
    „Geh du dich waschen, und ich mache dir in der Zwischenzeit etwas zu essen.”

    „Warum solltest du irgend etwas für mich tun? Hast du nicht gehört, was ich dir gestern abend gesagt habe?”
    „Oh, doch. Du hast gesagt, dass du unsere Freundschaft wahren möchtest. Ich biete dir an, dich als eine Freundin zu beköstigen - nicht als die Frau, die du geheiratet hast.”
    Einen Augenblick lang glaubte sie, dass er bei ihren letzten Worten zusammenzuckte.
    Doch als sie ihn weiterhin musterte, entschied sie, dass es ein Irrtum war. Wie gewöhnlich verriet seine Miene nichts von seinen Gedanken.
    Sie wandte sich ab und ging hinunter in die Küche.
    Chris stand unter dem harten, heißen Wasserstrahl und fragte sich, ob er jemals aus dem Alptraum erwachen würde, in den er geraten war.
    Als er Maribeth in dem schwachen Licht im Schlafzimmer erblickt hatte, hatte er zunächst befürchtet, an Halluzinationen zu leiden. Seit ihrer letzten Begegnung beschäftigte sie seine Gedanken so sehr, dass er geglaubt hatte, sein Verstand hätte ihm einen Streich gespielt und sie dort vor das Fenster projiziert.
    Warum war sie so unvernünftig und nicht in Agua Verde geblieben, wohin sie gehörte? Sie hatte es nicht verdient, in diese unangenehme Situation hineingezogen zu werden.
    Er hatte ihr irgendwann einmal vorgeworfen, naiv zu sein. Das erschien ihm nun wie ein Witz. Zurückblickend sah er ein, dass er selbst der Naive war, der blindlings Anordnungen ausgeführt und geglaubt

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