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Niedersachsen Mafia

Niedersachsen Mafia

Titel: Niedersachsen Mafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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sie
unsicher, ob sie noch auf dem richtigen Weg war, bis ihr auf einem gesonderten
Gleisbett links neben der Fahrbahn eine grüne Straßenbahn entgegenkam. Das
passte. Kurz darauf unterfuhr sie eine Brücke, über die der Autoverkehr
rauschte. Die Autobahn. Bei der rasanten Fahrt auf dem Motorrad hatte sie es
nicht feststellen können.
    Isernhagen! Sie befand sich außerhalb der Landeshauptstadt in der
Nachbargemeinde, die wegen des ruhigen dörflichen Flairs bei gut betuchten
Hannoveranern als Wohnsitz sehr beliebt war.
    Hier war Georg kurz nach der Brücke rechts abgebogen. Die erste
Straße hieß Lindenallee. Langsam ließ sie ihren Audi die Straße entlangrollen.
Enttäuscht wendete sie am Ende der ruhigen Wohnstraße. Sie hatte Georgs Anwesen
nicht entdecken können. Auch auf der Rückfahrt konnte sie nichts sehen, was ihr
bekannt vorkam.
    Sie folgte der Hauptstraße und entschloss sich, in die übernächste
Straße einzubiegen, den Birkenweg.
    Sie war noch nicht weit gefahren, als sie abrupt auf die Bremse
trat. Sie hatte Georgs Haus gefunden. Ruhig und friedlich lag es da. Nichts
rührte sich. Der Vorgarten war gepflegt, als hätte der Gärtner ihn gerade
verlassen.
    Frauke betätigte die Glocke, und ein tiefer melodischer Gong
ertönte. Es klang, als hätte jemand ein Glockenspiel in einer Kathedrale in
Betrieb gesetzt.
    Als wenn Georg auf sie gewartet hätte, öffnete er die Tür und
strahlte sie an.
    »Willkommen, Frauke«, sagte er mit seiner tiefen, angenehmen Stimme.
    Sie betrachtete ihn. Auch heute trug er ein Seidentuch im offenen
Hemdkragen. Der Dreitagebart wirkte in dem Gesicht mit den markanten Zügen
ausgesprochen attraktiv. Georg sah aus, als wäre er den Seiten eines
Lifestylemagazins entsprungen. Er war nicht nur eine attraktive, sondern auch
eine gepflegte Erscheinung. Im selben Moment schämte sie sich, dass sie ihm in
lässiger, fast ein wenig nachlässig wirkender Kleidung gegenübertrat. Doch
Georg schien das nicht zu stören. Er breitete die Arme aus. Ihr »Hallo, Georg«
ging in seinem »Ich habe dich schon früher erwartet« unter.
    Er hatte sie geduzt.
    »Ich musste dich finden«, sagte sie und versuchte, kühl zu klingen.
    Er lachte. »Ich hatte nie Zweifel daran, dass du mich finden
würdest. Wenn nicht, wäre ich ein wenig enttäuscht gewesen.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Männliche Eitelkeit«, entgegnete er leichthin. »Auch Adams Jünger
lassen sich gelegentlich gern schmeicheln.«
    Er hatte immer noch die Arme ausgebreitet und streckte sie jetzt
nach vorn, ihr entgegen. Dann machte er einen halben Schritt vorwärts.
Instinktiv machte auch sie einen Schritt in seine Richtung, bis sie sich trafen
und Georg sie im Arm hielt. Sie spürte die Wärme seiner Hände auf ihrem Rücken,
es war ein angenehmes Gefühl, Georg so nah zu sein und seinen dezenten
Herrenduft zu riechen. Langsam legte sie den Kopf ein wenig in den Nacken und
schloss die Augen, als er sie brutal an sich riss und zur Seite stieß.
    Sie hätte nichts gegen einen emotionsgeladenen Ausbruch gehabt, die
Eruption vielleicht aufgestauter Gefühle, aber die Heftigkeit, die Georg an den
Tag legte, war nicht unerwartet, sondern jenseits ihrer Vorstellung. Sie
stemmte sich gegen seine Brust und wollte sich losreißen, aber Georgs Angriff
war zu überraschend gewesen. Sie staunte über seine Kraft, als er sie ins Haus
zog und zu Boden riss.
    Dann hörte sie es zwei Mal hinter sich krachen.
    Frauke musste nicht hinsehen. Sie wusste auch so, dass Geschosse in
Holz und Wände gefahren waren und als Querschläger umhersirrten.
    Sie versuchte, in ihre Umhängetasche zu greifen, doch Georg lag halb
auf ihr und hielt sie umklammert. Mühsam befreite sie sich von seinem Griff.
    »Lass das!«, schrie sie ihn an, bekam endlich ihre Hand frei und
tauchte in die Tasche. Frauke spürte den kalten Stahl, zerrte die Pistole
hervor, musste noch einmal Kraft aufwenden, um die andere Hand unter Georgs
Körper hervorzuziehen, und riss dann den Verschluss der Waffe zurück. Das alles
war in Bruchteilen von Sekunden geschehen, obwohl es ihr wie eine Ewigkeit
erschien.
    Sie drehte sich um, drückte dabei auf Georgs Knie und lugte
vorsichtig um die Ecke.
    Jetzt sah sie den Angreifer. Der Mann trug lederne Motorradkluft und
einen schwarzen Helm. Das Visier war hochgeklappt. Nur schemenhaft konnte sie
den Blick der dunklen Augen erfassen, die im Schatten des Helms lagen. Der Mann
hatte beide Arme vorgestreckt und zielte in dem Augenblick auf

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