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Niedersachsen Mafia

Niedersachsen Mafia

Titel: Niedersachsen Mafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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bisher geschwiegen hatte. Wer war der Mann
mit der Sonnenbrille im Haar, der ihr immer dann begegnet war, wenn es brisant
wurde? Und auch hinter dem Namen Georg machte sie ein unsichtbares
Fragezeichen.
    Sie suchten noch einmal Herrn Schmidtbauer auf.
    »Was ist da los?«, fragte er ein wenig atemlos.
    »Es war ein Unfall«, erklärte Frauke ausweichend. »Hatte Herr Rossi
Besuch?«
    »Manchmal.«
    »Kannten Sie die Leute?«
    »Vom Ansehen. Gelegentlich waren Frauen da. Na ja.« Schmidtbauer
neigte ein wenig den Kopf in Fraukes Richtung und zwinkerte mit dem Auge. »Er
ist Italiener.«
    »Wurden Namen genannt?«
    Schmidtbauer schüttelte den Kopf. »Nur Vornamen. Und dann haben die
meistens Italienisch miteinander gesprochen. Nur gestern. Da war einer da, mit
dem hat er Deutsch gesprochen. Obwohl das auch ein Ausländer war.« Schmidtbauer
schüttelte sich. »Man blickt ja nicht mehr durch. Hier laufen so viele
Ausländer herum, da wundert es einen überhaupt nicht.«
    »Was?«
    »Na ja, ich meine nur so«, wich Schmidtbauer aus und beugte sich
über Fraukes Handy, das sie aus der Tasche gezogen und in dem sie geblättert
hatte.
    »War das der Besucher?«, fragte sie.
    Der Mann betrachtete aufmerksam das Bild. Dabei kniff er die Augen
ein wenig zusammen. Dann tatschte er mit der Fingerspitze auf das Display,
sodass ein fettiger Abdruck zurückblieb.
    »Genau. Der war ein paar Mal hier. Auch gestern.«
    »Hat es Streit gegeben?«
    »Nö. Ich habe nichts gehört.«
    »Oder andere Geräusche?«
    »Ich sagte schon. Nein! Nichts.«
    Es mochte gut sein, dass Schmidtbauer nichts gehört hatte. Dem Mord
musste nicht zwangsläufig eine lautstarke Auseinandersetzung vorausgegangen
sein. Das würde auch der Lage am Tatort entsprechen. Rossi war ohne
Vorankündigung eiskalt erschossen worden. Und ihre Anstrengungen würden sich
auf den mutmaßlichen Mörder konzentrieren. Schließlich hatte Schmidtbauer
Rossis türkischen Mitarbeiter Necmi Özden einwandfrei identifiziert.
    Warum war Rossi in der Organisation in Ungnade gefallen?, fragte
sich Frauke. Özden war ein Handlanger und hatte mit Sicherheit nur einen
Auftragsmord ausgeführt. Galt Rossi, der skrupellos die Regieanweisungen zum
Attentat auf Friedrich Rabenstein erteilt hatte, plötzlich als unsicherer
Kantonist? Zweifellos hatte Rossi an einer für die Organisation wichtigen
Stelle gesessen. Die Hintermänner hatten aber schon oft bewiesen, dass sie auch
vor der Liquidation ihrer eigenen Leute nicht zurückschreckten, wenn es um die
Sicherheit des inneren Zirkels ging.
    Frauke verstand auch, weshalb man allmählich nervös wurde. Es war
der Polizei inzwischen gelungen, einen beträchtlichen Teil der Strukturen
aufzubrechen.
    »Was ist da oben denn nun tatsächlich geschehen?«, fragte Schmidtbauer,
und Frauke hörte deutlich die Neugier aus seiner Stimme.
    »Rossi ist ermordet worden«, sagte sie kalt.
    Das Entsetzen sprang förmlich aus Schmidtbauers Augen.
    »Ermordet? In … unserem … Haus?«, stammelte er.
    Die Mitarbeiter der zuständigen Fachdienste hatten die
Ermittlungsarbeit am Tatort aufgenommen. Der Notarzt wollte sich nicht
festlegen und hatte sich vorsichtig und unverbindlich geäußert. Er konnte sich
aber vorstellen, dass der Todeszeitpunkt ungefähr mit der Zeit übereinstimmte,
zu der Schmidtbauer den Besuch Necmi Özdens bestätigt hatte.
    Vom Büro aus intensivierte Frauke noch einmal die Fahndung nach dem
Türken, der dringend wegen des Mordes an Giancarlo Rossi und der Beihilfe zum
Mord an Friedrich Rabenstein gesucht wurde. Außerdem wurden ihm weitere
Straftaten zur Last gelegt; er war an der Misshandlung von Günter Blechschmidt
beteiligt, und sie konnten ihm die Zugehörigkeit zu einer kriminellen
Organisation nachweisen.
    Doch zunächst brannte Frauke eine andere offene Frage unter den
Nägeln. Wer war Georg?
    Sie stieg in ihren roten Audi A 3 und fuhr zur Königstraße. Der folgte sie bis zum Emmichplatz mit den
sehenswerten herrschaftlichen Villen. Ihr Weg führte sie an der Eilenriede
vorbei. Dem Gefühl nach und wie sie es versucht hatte, auf der Karte zu
rekonstruieren, bog sie irgendwann links ab, um kurz darauf wieder rechts um
die Ecke zu fahren.
    Sie atmete tief durch. Bis hierher war die Rekonstruktion
erfolgreich. Sie erkannte die Brücke mit der eigenwilligen Konstruktion wieder,
auf der die Straßenbahn hielt. Hier müsste sie die Straße nach links verlassen.
Es folgten noch zwei Schwenker nach rechts und links. Zunächst war

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