Niedersachsen Mafia
Untersuchung des Motorrads gab, das die Mörder
Friedrich Rabensteins benutzt hatten.
»Ja«, bestätigte der Beamte am anderen Ende der Leitung. »Wir haben
mehrere Fingerabdrücke gewinnen können. Eigentlich eine ganze Menge. Die
Kollegen haben Kontrollabdrücke von den Mechanikern der Werkstatt genommen.
Noch vergleichen wir, um im Ausschlussverfahren die Techniker aus dem Kreis der
Verdächtigen zu eliminieren. Es gibt aber noch zahlreiche weitere Prints, die
wir nicht zuordnen können. Dabei spreche ich noch nicht einmal von denen, die
überlagert oder zum Teil verwischt sind.«
»Wie lange dauert es noch?«, fragte Frauke ungeduldig. »Es handelt
sich hier um eine Mordermittlung.«
»Wie gut, dass wir es in allen anderen Fällen, die wir bearbeiten,
nur mit einem Partyspaß zu tun haben und nicht mit Straftaten«, erwiderte der
Beamte beleidigt. »Moment. Ich will mal nachsehen, ob wir schon ein
Zwischenergebnis haben.« Nach einer Weile meldete er sich wieder. »Es dauert
doch noch ein bisschen. Sie hören wieder von mir, Frau äh …«
»Dobermann!«
Der Beamte kicherte. »Wie der Hund?«
»Machen Sie Ihren Job«, erwiderte Frauke scharf und legte auf.
Inzwischen hatte Schwarczer Dottore Carretta erreicht und einen Termin im
Untersuchungsgefängnis vereinbart.
Frauke und der Kommissar mussten noch eine Weile warten, bis der
Anwalt eintraf und man Bernd Richter in die Verhörzelle brachte. Frauke führte
das routinemäßige Prozedere durch, klärte Richter über seine Rechte auf und
beschuldigte den ehemaligen Kriminalhauptkommissar erneut des Mordes am
Polizisten Lars von Wedell.
»Moment!« Der greise Anwalt hob beschwörend die Hand. »Zuvor möchte
ich noch gegen Ihre Verhaltensweise von gestern protestieren. Mein Mandant lag
vernehmungsunfähig im Hospital, und Sie haben ihn unrechtmäßig mit unzulässigen
Fragen behelligt. Dagegen lege ich Rechtsmittel ein.«
»Das bleibt Ihnen unbenommen«, erwiderte Frauke ohne jede Regung. In
ihrer beruflichen Laufbahn war sie oft dem Geplänkel der Rechtsvertreter von
Beschuldigten begegnet.
»Ich verlange, dass alles, was Sie gestern zu hören geglaubt haben,
für die weitere Sicht der Dinge unberücksichtigt bleibt.«
»Das klingt wie ein Plädoyer«, sagte Frauke höhnisch. »Haben Sie so
große Sorge, dass Ihr Mandant noch mehr verraten haben könnte, als es die
Fakten schon beweisen?« Dabei klopfte sie mit der flachen Hand auf den Aktendeckel
vor sich.
»Ich habe nichts gesagt«, mischte sich Richter ein. Die enorme
Anspannung war ihm deutlich anzumerken.
Carretta legte ihm die Hand auf den Oberarm. Der Anwalt war wirklich
ein erfahrener Advokat. Kein Wunder, dachte Frauke, dass sich die Organisation
seiner Dienste bediente. Er hatte erkannt, dass Richter mit seiner
unbeherrschten Äußerung genau das Gegenteil dessen erreicht hatte, was er
bezweckte.
So dumm konnte Richter nicht sein. Schließlich war er nicht nur
geschult, sondern verfügte auch über eine langjährige Erfahrung bei Verhören.
Sie ließ sich Zeit und ließ ihren Blick auf Richter ruhen, auf seinem Gesicht,
auf den Händen. Ihr war das leichte Zucken um die Mundwinkel und das Flattern
der Augenlider nicht entgangen, ebenso wenig das unruhige Kneten der Finger.
Richter hatte Angst. Nicht vor mir oder der Polizei, dachte Frauke, sondern vor
Dottore Carretta.
Frauke lehnte sich zurück und lächelte still in sich hinein. Das
irritierte sowohl Richter wie seinen Anwalt. Die beiden konnten sich offenbar
nicht vorstellen, dass Frauke das Spiel und die Zusammenhänge durchschaut
hatte. Nun wollte sie Richters Angst weiter schüren.
»Haben Sie gehört, dass man den Medikamentenverteiler Günter
Blechschmidt, ein unbedeutendes kleines Licht, fürchterlich zugerichtet hat?«,
wandte sie sich an Richter.
»Das gehört nicht hierher«, mischte sich Dottore Carretta schnell
ein.
»Sie wissen davon? Interessant. Sicher werden Sie Blechschmidts
Mandat nicht übernehmen, da Sie schon für die Täter gebucht sind, die ihn so
grauenvoll verletzt haben.« Frauke hatte mit Bedacht Worte gewählt, die in
Richters Phantasie das Bild eines schrecklichen Vorgehens entstehen lassen
sollten.
Zum ersten Mal, seit sie Dottore Carretta begegnet war, bemerkte sie
eine Gefühlsregung bei dem Anwalt. Deutlich war der Zorn in seinen Augen zu
sehen, der ihn erfasst hatte.
»Ich verlange, dass wir über diesen Fall und Ihre lächerlichen Anschuldigungen sprechen«, sagte Carretta
barsch.
»Schön. Auch
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