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Niedersachsen Mafia

Niedersachsen Mafia

Titel: Niedersachsen Mafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Schmerzschwelle
überschritten war.
    Schwarczer ließ von dem Mann ab. Frauke bemerkte aber, dass der
Kommissar immer noch die Spannung hielt. Man sah es an den Muskeln, die sich
wölbten, und am Unterkiefer, den er nach vorn geschoben hatte.
    Mühsam erhob sich der Blonde und tastete mit zwei Fingern die
aufgeschrammte Stelle an Lippe und Nase ab.
    Widerstandslos kehrte er in die Wohnung zurück. Die beiden Beamten
folgten ihm, ohne dazu aufgefordert worden zu sein. Der Mann betrat das
Schlafzimmer, wenn man den dürftig möblierten Raum so bezeichnen konnte.
Anstelle eines Schranks hing die Kleidung über einem Wäscheständer oder war
achtlos auf dem Fußboden verteilt. In einem Bett mit fleckiger Wäsche hockte
eine Frau, die die Decke bis zum Kinn hochgezogen hatte.
    »Polizei«, sagte Frauke knapp, um sich zunächst um den Blonden zu
kümmern. Sie streckte ihm die Hand entgegen. »Den Ausweis«, sagte sie
unfreundlich.
    Der Mann fingerte in der engen Gesäßtasche seiner Jeans und zog
einen abgegriffenen Führerschein hervor.
    »Holger Mahlstedt«, las Frauke laut vor. »Aus Hannover.« Der Mann
war neununddreißig Jahre alt. Sie drehte das Dokument um. Mahlstedt besaß keine
Fahrerlaubnis für Motorräder.
    »Fahren Sie Motorrad?«, fragte sie trotzdem.
    »Das steht doch da drin.« Dann fasste er sich ans Gemächt und ruckelte
daran herum. »Ich habe genug Potenz und muss es nicht durch Biken unter Beweis
stellen.«
    Frauke notierte sich die Daten des Mannes.
    »Eh, was soll das?«, blaffte Mahlstedt.
    »Wir wollen doch wissen, wem wir die Strafanzeige zustellen müssen.
Den Tatbestand hat Ihnen mein Kollege vorhin genannt.«
    »Blödes Volk«, knurrte Mahlstedt.
    »Sie können jetzt verschwinden«, sagte Frauke.
    »Und? Was ist mit meinem Hunni, den ich der Schlampe abgedrückt
hab?«
    »Das ist ein stolzer Preis für einen Coitus interruptus«, erwiderte
sie ungerührt. »Nun machen Sie, dass Sie verschwinden. Sonst überlegen wir es
uns noch anders.«
    »Scheißbullen.«
    Als Schwarczer die Hände leicht anhob und einen Schritt in
Mahlstedts Richtung andeutete, beeilte sich der Mann doch, die Wohnung zu verlassen,
nicht ohne vom Flur her noch einmal Schmähungen gegen die Polizisten
auszustoßen.
    »Und nun zu Ihnen«, wandte sich Frauke an die junge Frau, die
sichtlich beeindruckt von den Geschehnissen war.
    »Sie sind Agnezia Boronin?«
    Sie nickte schüchtern.
    »Wo kommen Sie her?«
    »Aus Polen«, antwortete sie mit einem harten Akzent.
    »Ich möchte Ihre Papiere sehen.« Frauke streckte die Hand aus.
    Die Frau griff ihre Handtasche und begann mit fahrigen Bewegungen
darin zu suchen. Zwischendurch sah sie immer wieder auf und blickte zu Frauke.
Es war ihr anzusehen, dass sie ziellos in der Handtasche wühlte.
    »Sie haben keinen Ausweis«, sagte Frauke mit Bestimmtheit.
    »Doch«, erwiderte Agnezia Boronin und kramte weiter in dem
Behältnis.
    Frauke nickte Schwarczer zu, der in den Wäschestapeln suchte und
kurz darauf einen Pass schwenkte.
    »Weißrussland«, sagte er.
    Frauke nahm den angstvollen Blick der jungen Frau auf. Es schien,
als würde sie sich noch ein wenig mehr in die Bettdecke zurückziehen wollen.
    »Das ist nicht mehr Europäische Union«, stellte Schwarczer fest.
Dann begann er, mit der Frau Russisch zu sprechen.
    Sie antwortete nur zögerlich, manchmal erst, nachdem der Kommissar
sie ein zweites oder gar drittes Mal angesprochen hatte. Aufmerksam verfolgte
Frauke den Dialog, konzentrierte sich auf den Tonfall der Weißrussin und auf
ihre Gestik.
    Es fiel Agnezia Boronin sichtlich schwer, Schwarczer zu antworten.
Fast immer hakte der Kommissar nach, bis er erneut eine kurze Erwiderung
erhielt.
    Nach einer Weile wandte er sich an Frauke. »Sie kommt aus Minsk,
sagt sie, und hat dort als Chemielaborantin gearbeitet. Arbeits- und
Lebensbedingungen sind dort schlecht, sodass sie das Angebot angenommen hat, in
Deutschland als Sängerin in einer Bar zu arbeiten.«
    Frauke war skeptisch. »Das sind allzu häufig Märchen, die wir zu
hören bekommen. Wie wird aus einer Chemielaborantin eine Sängerin? Ich bin
skeptisch hinsichtlich des Wahrheitsgehalts solcher Erklärungen. Es ist ein
schwieriges Feld, da wir es kaum prüfen können. Tatsache ist, dass sie sich
illegal in Deutschland aufhält. Darüber haben andere zu befinden. Mich
interessiert, ob sie uns die Wahrheit gesagt hat, als sie Massimo Trapattoni zu
einem Alibi verholfen hat. Sie hat behauptet, sie wäre mit Trapattoni

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