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Niedersachsen Mafia

Niedersachsen Mafia

Titel: Niedersachsen Mafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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aus, als wäre es ein Quartier, in dem Menschen mit einem überschaubaren
Einkommen lebten. Das traf auch auf das Haus an der Ecke Bütersworthstraße zu.
Dicht an dicht standen die Fahrzeuge in der schmalen Straße, sodass sie
verbotswidrig vor einer Einfahrt parken mussten.
    Das Haus war ein schmuckloser Kasten aus Beton mit kleinen Fenstern.
Die Balkonbrüstungen erinnerten Frauke entfernt an Wellblech. Lediglich der
Kinderhort im Erdgeschoss bildete einen Farbtupfer. »Strandkrabben« stand in
bunten Lettern an der Balkontür, und der Name erinnerte Frauke an ihre
schleswig-holsteinische Heimat.
    Gegenüber befand sich in einem freundlicher aussehenden Haus
jüngerer Bauart ein Lottoladen. Solche Geschäfte verfügen häufig über gute
Informationen über die Nachbarschaft, dachte Frauke, während das Ladengeschäft
neben dem Zugang zum Haus verlassen aussah. Schon seit Langem schien sich
niemand mehr um die Baustelle gekümmert zu haben.
    Am Hauseingang fanden sie keinen Hinweis, dass Agnezia Boronin hier
wohnte.
    »Wir werden irgendwo klingeln und fragen müssen«, sagte Frauke, als
die Tür von innen geöffnet wurde und ein älterer Mann mit wettergegerbtem
Gesicht ins Freie trat. Die türkische Herkunft war ihm unverkennbar anzusehen.
    »Was du wollen?«, fragte er Frauke.
    »Wir suchen Frau Boronin.«
    »Nix hier wohnen.«
    »Doch«, mischte sich Schwarczer ein. »Eine hübsche blonde Frau mit
langen Haaren.«
    Der Mann lachte und zeigte dabei eine Reihe schwarzer Zahnstummel.
»Manchmal auch Haare schwarz. Du meinst Nutte?«
    »Wohnen hier noch mehr blonde Mädchen?«
    »Nix da. Sonst nur anständige Leute. Geh in zweite Etage. Dort steht
Schmidt an Tür. Frau Schmidt sehr alt. Lebt jetzt in Heim. Seit sie weg, dort
nur merkwürdige Leute wohnen. Brrrh.« Der Mann schüttelte sich, drehte sich um
und ging seines Weges.
    »Dann wollen wir Frau Schmidt unsere Aufwartung machen«, sagte
Frauke und ging voraus.
    In der zweiten Etage fanden sie das ältere Emailleschild, wie man es
früher oft angetroffen hatte, weiße Schrift auf schwarzem Grund. Eine schrille
Glocke ertönte, nachdem Frauke den Knopf betätigt hatte. Alles blieb ruhig.
Nichts rührte sich. Sie probierte es erneut, wiederum ohne Erfolg.
    »Vielleicht ist sie nicht da. Oder sie logiert wieder bei ihrem
Freund Trapattoni«, meinte Schwarczer.
    Frauke drückte erneut auf den Klingelknopf und klopfte mit der
anderen Hand kräftig gegen das Türblatt. Trotzdem dauerte es noch eine ganze
Weile, bis die Tür aufgerissen wurde und ein kräftig gebauter blonder Hüne
erschien. Er trug ein olivefarbenes Unterhemd. Der oberste Knopf seiner Jeans
war offen, und die Enden des Gürtels hingen lose herab.
    »Eh, was soll der Scheiß«, rief er, griff Fraukes Hand und drückte
    sie von der Klingel fort. »Verpisst euch. Sonst gibt’s trouble .«
    »Nicht für uns«, entgegnete Frauke. »Polizei!«
    »Na und. Hau ab.«
    »Wir wollen mit Frau Boronin sprechen«, sagte Frauke ruhig.
    »Die aber nicht mit euch.«
    Der Mann war an den Armen, auf den Handrücken, an den Schultern und
am Oberkörper tätowiert. Ein weiteres Tattoo zog sich vom Hals zum Rücken
abwärts.
    »Wer sind Sie?«, mischte sich Schwarczer ein.
    »Geht dich einen Dreck an.«
    »Ich möchte Ihre Papiere sehen.«
    Der Kommissar machte einen Schritt auf den Blonden zu. Plötzlich
stieß der Mann Schwarczer vor die Brust, dass der zurücktaumelte.
    »Das war Widerstand gegen einen Vollzugsbeamten, Paragraph
einhundertdreizehn des Strafgesetzbuches«, belehrte ihn Schwarczer.
    »Schieß in Wind, du Spinner«, blökte der Blonde und wollte die Tür
wieder schließen.
    Doch der Kommissar war schneller. Er machte einen raschen Schritt
vorwärts, ergriff den Unterarm des Blonden und zog daran, gleichzeitig schob er
sein Bein vor. Das geschah so schnell und überraschend, dass der Mann nicht
reagieren konnte, über Schwarczers Bein stolperte und vor dem Kommissar zu
Boden ging. Blitzschnell hatte Schwarczer den rechten Arm gepackt, auf den
Rücken gedreht und nach oben gebogen. Mit seiner linken Hand fasste der
Kommissar den Haarschopf am Hinterkopf, zog zunächst an den Haaren und drückte
den Kopf des Blonden dann auf den Fußboden, sodass dessen Nase und Lippen
schmerzhaft gegen die Bodendielen gepresst wurden.
    »Sind Sie friedlich?«, fragte er.
    Als der Blonde nicht antwortete, verstärkte Schwarczer den Druck,
bis sein Kontrahent durch ein Aufstöhnen kundtat, dass die

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