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Niedertracht. Alpenkrimi

Niedertracht. Alpenkrimi

Titel: Niedertracht. Alpenkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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humpelten sie. Ludwig Stengele und Johann Ostler stand die Erschöpfung ins Gesicht geschrieben. So viel waren sie in ihrem Leben noch nie geklettert.
     
    »Ich will ihn sprechen, das müssen Sie verstehen.«
    »Aus ärztlicher Sicht –«
    »Es ist durchaus möglich, dass es weitere Opfer gibt, die vielleicht noch leben.«
    »Er ist nicht bei Bewusstsein.«
    »Dann warten wir hier, bis er aufwacht.«
     
    Der Arzt nickte und verschwand. Dort drinnen lag der Putzi. Er war leicht verletzt, und er würde bald vernehmungs- und transportfähig sein. Zwei bullige Securitys saßen vor der Tür. Unten an der Krankenhauspforte mussten alle paar Minuten aufgebrachte Bürger abgewiesen werden, die dem Putzi einen letzten Besuch abstatten wollten, einen allerletzten, wie viele extra noch betont hatten. Selbst vom hippokratisch eingeschworenen Krankenhauspersonal weigerten sich einige, bei diesem Patienten Dienst zu tun. Sie könnten in so einem Fall für nichts garantieren, sagten sie.
     
    Kommissar Jennerwein saß mit seinem lädierten Team etwas abseits von den Wachleuten. Er machte die gewohnte Armbewegung zum Gesicht, um die Schläfen mit Daumen und Zeigefinger zu massieren, doch das war natürlich unmöglich, denn beide Hände waren in dicke Verbände gehüllt, keine Spur von irgendwelchen Fingern.
    »Ich und Stengele übernehmen die erste Wache. Vielleicht haben wir Glück, und er beantwortet uns diese eine Frage.«
    Diese eine Frage interessierte alle brennend. Es war die Frage, ob es irgendwo da draußen in den Werdenfelser Bergen noch weitere Opfer gab, die lebten.
    Alle außer Nicole nickten. Nicole Schwattke, die Kindsretterin, konnte zurzeit nicht nicken, sie trug eine Halskrause. Bei ihrem Sturz hatte sie ein Schleudertrauma der Klasse
Peitschenschlagphänomen
davongetragen, aber sie hatte das Kind im letzten Moment davon abhalten können, zum Rand der Klippe zu laufen. Man konnte sie nicht dankbar umarmen. Und sie konnte sich nicht vor Lachen schütteln. Die beiden Securitys an der Tür zur Intensivstation hielten einen Journalisten auf und schickten ihn wieder weg.
     
    »Dumm ist er nicht gewesen«, sagte Hölleisen. »Er hat nirgends Fingerabdrücke hinterlassen, es wird gar nicht so leicht werden, ihm eine der Entführungen nachzuweisen. Ein geschickter Rechtsanwalt, und –«
    Jennerwein schüttelte den Kopf.
    »Wir kriegen ihn dran, dafür sorge ich«, murmelte er.
    »Wir haben doch beobachtet, wie er das Kind hinter sich hergezerrt hat«, sagte Nicole.
    »Er könnte behaupten, dass er das Kind nicht entführt hat, sondern es ganz im Gegenteil retten wollte«, sagte Hölleisen. »Dass er es aus den Fängen des unbekannten Mannes mit der Schaufel befreien wollte.«
    »Warum hat er sich dann seiner Festnahme widersetzt?«
    »Da könnte er sich auf den gerechten Zorn des Unschuldigen hinausreden.«
    »Der Unbekannte mit der Schaufel ist verschwunden«, sinnierte Jennerwein. »Und die Mutter dieses Ungeheuers, die Secondhandladen-Inhaberin ist ebenfalls verschwunden.«
    »Die Weichmoserin?«, sagte Hölleisen kopfschüttelnd. »Das zarte Persönchen? Die kann ich mir jetzt schlecht mit einer Kohlenschaufel um sich schlagend vorstellen.«
    »Weichmoserin oder nicht – die Mutter könnte viel dazu beitragen, ihren abscheulichen Sohn zu überführen.«
    »Die Weichmoserin ist ebenso verschwunden wie damals ihr Mann«, sagte Hölleisen nachdenklich. »Mein Vater hat den Fall vor zwanzig Jahren bearbeitet. Ohne Ergebnis übrigens. Der Egon Weichmoser ist nie wieder aufgetaucht. Er wurde später für tot erklärt, es gab sogar eine richtige Beerdigung.«
     
    Jennerwein sprang erfreut auf.
    »Ja, wen haben wir denn da?«
    Maria Schmalfuß war mit dem Kind hereingekommen, das in einem anderen Krankenhaustrakt versorgt worden war. Sie zeigte mit dem Daumen nach oben.
    »Ich bin keine Kinderpsychologin, aber ich glaube, dass unsere kleine Alina die Geschehnisse relativ gut überstanden hat.«
    Erst nachdem Alina mit dem Onkel Hubsi und der Tante Nicole gespielt hatte, nachdem sie allen ihren etwas ramponierten, aber endlich wiedergefundenen Teddybären gezeigt hatte, wurde sie von ihren überglücklichen Eltern abgeholt.
    »Besuchst du mich mal wieder?«, fragte Jennerwein.
     
    Hansjochen Becker platzte herein und wedelte mit ein paar beschriebenen Blättern.
    »Es gibt schon Ergebnisse«, sagte er statt einer Begrüßung. »Wir haben den Stollen durchsucht. Keine Ahnung, wer ihn angelegt hat. Irgendwann einmal

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