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Niels Bohr - Physiker und Philosoph des Atomzeitalters

Niels Bohr - Physiker und Philosoph des Atomzeitalters

Titel: Niels Bohr - Physiker und Philosoph des Atomzeitalters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Peter Fischer
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über ihren Bruder Niels Erik kennengelernt, die beiden jungen Männer waren regelmäßige Teilnehmer am Debattierklub »Ekliptika«, in dem sich zwölf Studenten trafen, um philosophische und wissenschaftliche Themen zu erörtern. Die Bohr-Brüder galten dabei als die prominenten Mitglieder der Vereinigung, die ab und zu schon einmal in einer Art Pas de deux ihren eigenen Dialog untereinander führten und sich dabei scheinbar mühelos und stets phantasievoll gegenseitig beflügelten.
    Im Sommer 1911 verlobten sich die beiden Liebenden, und ein Jahr später, im August 1912, heirateten Niels und Margrethe. Die Ehe hielt fünfzig Jahre und bescherte dem Paar im Sommer 1962 das große Fest der Goldenen Hochzeit, ehe Niels im November desselben Jahres starb. Margrethe war fünfundneunzig Jahre alt, als sie 1984 in Kopenhagen ihrem Ehemann ins Grab folgte.

Am Blegdamsvej
    Als ihr vierter Sohn Aage – der berühmteste Sohn des Ehepaars, 1975 für seine Beiträge zum Verständnis der Atomkerne mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet – 1922 geboren wurde, lebte die Familie Bohr schon in den Räumen des Instituts, dessen Gründung sich Niels Bohr seit dem Ersten Weltkrieg vorgenommen hatte. Ihm schien der Fortschritt seiner Wissenschaft von der Theoretischen Physik her zu kommen, die sich inzwischen auf Größen wie Max Planck (1858–1947) und Albert Einstein berufen konnte. Nach Bohrs Überzeugung war für die Entwicklung der mathematischen Physik ein Ort förderlich, an dem sich die junge Forschergarde treffen und ihre Fragen wie auf einem Forum besprechen konnte. Ein Institut in Kopenhagen schien ihm dafür der geeignete Rahmen zu sein, und nachdem Bohr 1916 von der Universität seiner Heimatstadt zum Professor für Physik ernannt worden war, setzte er seine schier unerschöpfliche Energie dafür ein, nach finanziellen Mitteln für sein Institut zu suchen. Im April 1917 reichte er seinen ersten Antrag dazu beim dänischen Staat ein, dessen Behörden zwar insgesamt positiv reagierten, aber in finanzieller Hinsicht bald hilflos dastanden, als die kriegsbedingte Inflation alle Planungen erschwerte. Bohr nahm nun Kontakt zur Carlsberg-Stiftung (Carlsbergfondet) auf, die 1876 von der Familie Jacobsen mit den Erträgen ihrer Brauerei gegründet worden war, und zwar ursprünglich zur Finanzierung des Carlsberg Laboratoriums und der naturwissenschaftlichen Experimente, die dort durchgeführt werden sollten. Die Stiftung unterstützte Bohrs Vorhaben einer Institutsgründung großzügig, und so konnte das historische Gebäude am Blegdamsvej gebaut und im März 1921 eröffnet werden.

    Bild 3
    Niels Bohr und Margrethe Nørlund vor dem Haus der Familie Nørlund in Kopenhagen, 1911

    Als Direktor kam natürlich nur Niels Bohr infrage, der mit seiner damals fünfköpfigen Familie – es waren erst drei der sechs Söhne zur Welt gekommen, Christian, Hans und Erik – in eine Wohnung in den ersten Stock zog und hier Besucher aus aller Welt erwartete. Und sie kamen in den folgenden Jahren in großer Zahl. Nicht nur die Familie Bohr, sondern auch die große Familie der Physiker verfügte jetzt über ein passendes Haus, in dem sie wachsen und gedeihen konnte.
    Das Ehepaar Bohr zog 1932 jedoch weiter, und zwar in das »Haus der Ehre« in Kopenhagen, nachdem der dort lebende Philosoph Harald Høffding gestorben war. Es war eine großzügig angelegte Villa, die von den Gründern und Besitzern der Brauerei Carlsberg, der Familie Jacobsen, im 19. Jahrhundert errichtet worden war. Nach dem Tod des Sohnes des Firmengründers im Januar 1914 wurde sie dem dänischen Staat zur Verfügung gestellt, der es seinem
prominentesten und ehrwürdigsten Bürger als Wohnhaus anbot. Die im pompejanischen Stil errichtete Villa diente bereits im 19. Jahrhundert als Treffpunkt von Künstlern, Wissenschaftlern und Politikern, und sie war von ihrem Bauherrn Jacob Christian Jacobsen frühzeitig dazu bestimmt worden, mehr als ein Ort des Wohnens zu sein. Hans Christian Andersen, der 1868 zu Gast war, staunte über den ungewohnten Luxus – es gab Gasöfen, und das viele Licht wurde von zahlreichen Wachskerzen gespendet. Heute wird das große Gebäude als Akademie genutzt, in seinen Räumen finden wissenschaftliche Symposien und andere Veranstaltungen zu variierenden Themen statt.
    Als Margrethe und Niels Bohr die geräumige Villa bezogen, in der sie unter anderem die Königin von England, den König von Dänemark und Politiker wie Winston Churchill und David

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