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Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Erster Teil

Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Erster Teil

Titel: Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Erster Teil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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imstande weiterzufliegen, ehe wir gesehen hatten, wie das Ende würde.
    Die Jagd wurde ein Paar Stunden auf gleiche Weise fortgesetzt. Wir konnten nicht verstehen, daß die Jäger sich darauf einließen,
     den Elch zu jagen, wenn sie nicht mit Büchsen bewaffnet waren. Sie konnten doch nicht erwarten, daß es ihnen gelingen würde,
     einen solchen Läufer zu ermüden.
    Aber dann sahen wir, daß der Elch nicht mehr so schnell lief, er trat vorsichtiger in den Schnee. Und als er die Beine wieder
     hob, war da Blut in den Spuren.
    Da wußten wir, warum die Jäger so beharrlich gewesen waren. Sie bauten darauf, daß der Schnee ihnen helfen werde. Der Elch
     war jung, und bei jedem Schritt, den er tat, sank er ganz bis auf den Grund der Schneewehe. Dadurch aber scheuerte die harte
     Schneekruste seine Beine entzwei. Sie riß ihm die Haare ab und kratzte ein Loch in das Fell, so daß es ihm eine Qual war,
     den Fuß auf den Boden zu setzen.
    Die Jäger und die Hunde, die so leicht waren, daß sie auf der Eiskruste laufen konnten, setzten ihre Verfolgung fort. Er lief
     und lief, aber seine Schritte wurden immer unsicherer und strauchelnder. Er keuchte heftig. Er littnicht nur große Qual, er wurde auch müde von dem Waten im tiefen Schnee.
    Endlich riß ihm die Geduld. Er stand still und ließ Hunde und Jäger an sich herankommen, um den Kampf mit ihnen aufzunehmen.
     Während er dastand und wartete, sah er in die Höhe und gewahrte uns wilden Gänse, die über ihm schwebten, und er rief: »Bleibt
     nun hier, Wildgänse, bis das Ganze vorbei ist. Und wenn ihr das nächstemal über den Kolmården fliegt, so sucht den Hund Karr
     auf und erzählt ihm, daß sein Freund Graufell einen guten Tod gefunden hat!«
    Als Akka geendet hatte, richtete der alte Hund sich auf und ging einige Schritte näher an sie heran. »Graufell hat ein edles
     Leben geführt!« sagte er. »Er kennt mich, er weiß, daß ich ein mutiger Hund bin und mich darüber freuen werde, zu hören, daß
     er einen guten Tod gefunden hat. Erzähle mir jetzt ...«
    Er hob den Schwanz in die Höhe und richtete den Kopf auf, um eine mutige, stolze Haltung einzunehmen, sank aber wieder zusammen.
    »Karr, Karr!« rief eine Menschenstimme aus dem Walde.
    Der alte Hund erhob sich sofort. »Das ist der Herr, der ruft,« sagte er, »und ich will ihn nicht warten lassen. Ich sah ihn
     vorhin die Flinte laden, und wir beide gehen nun zum letztenmal in den Wald hinaus. Hab' dank, Wildgans! Nun weiß ich alles,
     was ich zu wissen brauche, um froh in den Tod zu gehen!«

XXII. Der wunderschöne Garten
    Sonntag, 24. April.
    Am nächsten Tage flogen die wilden Gänse nordwärts über Sörmland. Der Junge saß da und sah auf die Gegend herab und dachte
     bei sich, sie gleiche keiner der Gegenden, die er bisher gesehen hatte. Da waren keine großen Ebenen wie in Schonen und Ostgotland
     und keine großen, zusammenhängenden Wälder wie in Smaaland, aber da war eine Mischung von allem möglichen. »Hier haben sie
     einen großen See und einen großen Elf und einen großen Wald und einen großen Berg genommen und es alles kurz und klein gehackt
     und dann zusammengemischt und bunt durcheinander auf der Erde ausgebreitet,« dachte der Junge, denn er sah nichts weiter als
     kleine Täler und kleine Seen und kleine Berge und kleine Wälder. Nichts durfte sich so recht ausbreiten. Sobald eine Ebene
     im Begriff war, groß zu wachsen, kam ein Hügel und stellte sich ihr in den Weg, und wenn sich der Hügel zu einem Gipfel erheben
     wollte, so begann die Ebene von neuem. Sobald ein See so groß wurde, daß es nach etwas aussah, wurde er zu einem Bach eingegrenzt,
     und auch der Bach durfte nicht lange laufen, ehe er sich zu einem See erweiterte. Die Wildgänse flogen so nahe an der Küste
     entlang, daß der Junge über das Meer hinaussehen konnte, und er hatte bemerkt, daß es auch dem Meer nicht gestattet war, seine
     große Fläche auszubreiten, sondern daß es von einer Menge von Inseln unterbrochen wurde, und die Inseln wurden auch nicht
     groß, ehe dasMeer wieder in seine Rechte eintrat. Es war ein beständiges Wechseln. Nadelwald wechselte mit Laubholz, Felder mit Mooren
     und Herrenhöfe mit Häuslerwohnungen.
    Es waren gar keine Menschen draußen auf den Feldern bei der Arbeit, statt dessen gingen sie auf Wegen und Stegen. Die kamen
     aus den kleinen Waldhäuschen am Abhang des Kolmårds heraus, in schwarzen Kleidern, mit Gesangbuch und Taschentuch in der Hand.
     »Es ist wohl

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