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Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Erster Teil

Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Erster Teil

Titel: Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Erster Teil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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über die benachbarten Wälder verbreitet, und auch in diesem Sommer erreichte die Krankheit
     sie nicht alle; viele blieben am Leben und wurden Puppen und Schmetterlinge.
    Durch Zugvögel erhielt Karr Grüße von Graufell, er sei am Leben, und es gehe ihm gut. Aber die Vögel vertrauten Karr an, daß
     wiederholt Wilddiebe Graufell nach dem Leben getrachtet hatten, und daß er ihnen nur mit Müh und Not entkommen sei.
    Karr lebte in Unruhe und Trauer und Sehnen. Undnoch ganze zwei Sommer mußte er sich gedulden. Da erst war es vorbei mit den Larven.
    Kaum hatte Karr den Holzwärter sagen hören, daß der Wald außer Gefahr sei, als er auf Jagd auf Hilflos ausging. Aber als er
     in das Dickicht hinein kam, machte er eine schreckliche Entdeckung. Er konnte nicht mehr jagen, er konnte nicht laufen, er
     konnte seinen Feind nicht aufstöbern, er konnte nicht einmal sehen. In der langen Wartezeit war das Alter über Karr gekommen.
     Er war alt geworden, ohne es gemerkt zu haben. Er war nicht einmal mehr imstande, eine Natter totzubeißen. Er vermochte seinen
     Freund Graufell nicht von dem Feind zu befreien.
    Die Rache
    Eines Nachmittags ließen sich Akka von Kebnekajse und ihre Schar am Ufer eines Waldsees nieder. Sie waren noch auf dem Kolmård,
     aber sie hatten Ostgotland verlassen und hielten sich nun in der Jönåker Harde in Sörmland auf.
    Der Frühling kam spät, wie gewöhnlich in Berggegenden, und der ganze See war, bis auf einen Rand offenen Wassers hart am Ufer,
     mit Eis bedeckt. Die Gänse stürzten sich sogleich ins Wasser, um zu baden und Nahrung zu suchen, aber Niels Holgersen hatte
     eines Morgens seinen einen Holzschuh verloren und ging zwischen den Erlen und Birken, die am Ufer wuchsen, umher, um etwas
     zu finden, was er um seinen Fuß wickeln konnte.
    Der Junge ging eine ganze Strecke, bis er etwas fand, was er gebrauchen konnte, und er sah sich unruhig um,denn ihm war unheimlich zumute im Walde. »Nein, da ist mir denn doch die Ebene oder auch der See lieber,« dachte er. »Da
     kann man doch sehen, wohin man geht. Wäre es wenigstens noch ein Buchenwald! Das kann zur Not angehen, denn da ist fast kein
     Unterholz; aber diese Birken- und Tannenwälder, die sind so unwegsam und wild, ich verstehe nicht, daß die Leute sich darin
     finden wollen. Wär ich es, dem dies hier gehörte, ich hieße das Ganze abhauen!«
    Schließlich erblickte er ein Stück Birkenrinde und war gerade damit beschäftigt, sie seinem Fuß anzupassen, als er einen raschelnden
     Laut hinter sich hörte. Er wandte sich um und sah eine Natter durch das Gestrüpp gleiten, gerade auf sich zu. Sie war ungewöhnlich
     lang und dick, aber der Junge sah sofort, daß sie zwei weiße Nackenflecke hatte, und blieb stehen. »Es ist ja nur eine Natter,«
     dachte er. »Die kann mir doch nichts tun.«
    Im selben Augenblick aber versetzte ihm die Natter einen so kräftigen Stoß vor die Brust, daß er umfiel. Er kam schnell wieder
     aus die Beine und fing an zu laufen, die Schlange aber verfolgte ihn. Der Erdboden war steinig und mit Gestrüpp bewachsen,
     so daß es nur langsam ging, und er hatte die Natter dicht auf den Fersen.
    Auf einmal sah der Junge gerade vor sich einen großen Stein mit steilen Seiten, auf den kletterte er hinauf. »Hier kann mir
     die Natter doch nicht nachkommen,« dachte er, aber als er glücklich hinaufgekommen war und sich umwandte, sah er, daß die
     Schlange versuchte, hinter ihm herzukommen.
    Dicht neben dem Jungen, oben auf dem Steinblock,lag noch ein Stein, der war fast rund und so groß wie ein Menschenkopf. Er lag ganz lose hart am Rande. Es war unfaßlich,
     daß er da liegen konnte. Als die Natter näher kam, lief der Junge hinter den runden Stein und versetzte ihm einen Schubs.
     Er rollte gerade auf die Natter herab, so daß diese an die Erde fiel, und der Stein ihren Kopf traf, auf dem er liegen blieb.
    »Der Stein hat seine Sache gut gemacht,« dachte der Junge und seufzte erleichtert auf, als er sah, daß die Natter noch ein
     paarmal zuckte und dann still liegen blieb. »Ich glaube kaum, daß ich auf der ganzen Reise je in einer größeren Gefahr gewesen
     bin.«
    Kaum hatte er Zeit gehabt, sich ein wenig zu besinnen, als er ein Sausen in der Luft vernahm und einen Vogel niederstoßen
     sah, dicht neben der Natter. Er glich in Größe und Bau einer Krähe, aber er hatte ein hübsches Kleid aus schwarzen, metallschimmernden
     Federn. Der Junge verkroch sich vorsichtig in einen Riß im Stein. Er

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