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Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Erster Teil

Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Erster Teil

Titel: Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Erster Teil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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mächtigen Schritten an einen neuen, kleinen Teich, den er Båven rennt, da aber
     hört er den Jungen einen Schrei der Verwunderung ausstoßen, und nun bleibt er stehen. Der Junge steht vor einer kleinen Brücke,
     die zu einem Schloß führt, das in dem Teich liegt.
    »Wenn du Lust hast, kannst du gern nach Vibyholm hinüberlaufen und dich dort umsehen,« sagt er. »Nimm dich aber vor der Weißen
     Dame in acht!«
    Und der Knabe ist auf und davon, ehe der Gärtner noch ausgeredet hat. Dadrinnen sind so viele Porträts an den Wänden, daß
     es ihm scheint wie ein Bilderbuch. Es ist hier so ergötzlich, daß er gern die ganze Nacht dageblieben wäre, aber es währt
     nicht lange, da hört er den Gärtner rufen.»Komm jetzt! Komm jetzt!« ruft er. »Meinst du, ich hätte nichts weiter zu tun, als hier zu stehen und auf so einen Knirps
     wie dich zu warten!«
    Als der Junge über die Brücke gelaufen kommt, ruft er ihm entgegen: »Nun, wie ist es dir ergangen? Hast du etwas von der weißen
     Dame gesehen?«
    Der Junge hat kein lebendes Wesen gesehen, und das sagt er. Da haut der Alte den Spaten so gewaltsam gegen einen Stein, daß
     der Spaten zerspringt, und mit einer Stimme, die tief unten aus der fürchterlichsten Verzweiflung kommt, sagt er: »Hat die
     weiße Dame auf Vibyholm Ruhe gefunden und ich nicht?«
    Bisher haben sie sich an den südlichen Teil des Gartens gehalten, aber nun geht der Gärtner nach dem westlichen Teil hinüber.
     Der ist anders angelegt. Da sind große, ebene Rasenflächen, die mit Erdbeerbeeten, Kohlgärten und Fruchtbüschen abwechseln.
     Hier sind auch viele von den kleinen Lusthäusern, aber die meisten sind rot angestrichen; sie gleichen Bauernhöfen und sind
     von Hopfengärten und Kirschenbäumen umgeben.
    Hier bleibt der Gärtner nicht stehen, um den Jungen irgendwo hineinzulassen. Er sagt nur flüchtig: »Diese Gegend nenne ich
     Vingåker.«
    Gleich darauf steht er vor einem kleinen Gebäude still, das viel einfacher ist als alle die anderen und am meisten Ähnlichkeit
     mit einer Schmiede hat. »Das ist eine große Werkstatt,« sagt er. »Die nenne ich Eskilstuna. Wenn du Lust hast, kannst du gerne
     hineingehen und dich da umsehen.«
    Der Junge geht hinein und sieht eine unglaublicheMenge Räder, die sich rund herum drehen, Hämmer, die schmieden, und Drehscheiben, die kreischen. Da ist so viel zu sehen,
     daß er gern die ganze Nacht da drinnen hier hätte bleiben können, wenn ihn der Gärtner nicht gerufen hätte.
    Darauf gingen sie am See entlang an der nördlichen Seite des Gartens. Das Ufer schlängelte sich hinaus und hinein: Landzunge
     und Bucht, Landzunge und Bucht längs des ganzen Gartens. Vor den Landzungen liegen kleine Inseln, die durch schmale Sunde
     vom Lande getrennt sind. Die kleinen Inseln gehören auch mit zum Garten. Sie sind ebenso sorgfältig bepflanzt, wie all das
     andere.
    Der Junge geht an einem schönen Gehöft nach dem anderen vorüber, aber er bleibt nicht stehen, als bis er an eine prächtige
     rote Kirche kommt. Die sieht sehr stattlich aus, wie sie da auf einer Landzunge, von schwer beladenen Obstbäumen überschattet,
     liegt. Der Gärtner will wie gewöhnlich vorübergehen, aber der Junge faßt Mut und bittet um Erlaubnis, hineingehen zu dürfen.
     »Nun ja, dann geh' nur hinein!« sagt er, »nimm dich aber vor Bischof Rogge in acht! Es ist nicht unmöglich, daß er noch heutigen
     Tages hier in Strängnäs sein Wesen treibt.«
    So läuft denn der Junge in die Kirche hinein und besieht alte Grabmäler und schöne Altarbilder. Vor allem aber bewundert er
     einen Reiter in goldener Rüstung, den er in einer Kapelle neben dem Waffenhause entdeckt. Hier ist auch so viel zu sehen,
     daß er gern die ganze Nacht dageblieben wäre, aber er muß wieder fort, um den Gärtner nicht warten zu lassen.
    Als er wieder herauskommt, sieht er den Gärtner stehen und einer Eule zusehen, die oben in der Luft hinter einem Rotschwänzchen
     her jagt. Der Alte pfeift dem Rotschwänzchen, das seinem Ruf folgt und sich auf seine Schulter setzt, und als die Eule in
     ihrem Jagdeifer ihm nachfliegt, jagt er sie mit dem Spaten fort. »Er ist gewiß gar nicht so schlimm, wie er aussieht,« denkt
     der Junge, als er sieht, wie der Gärtner den armen Singvogel beschützt.
    Sobald er aber den Jungen erblickt, wendet er sich nach ihm um und fragt, ob er Bischof Rogge gesehen hat. Und als der Junge
     nein antwortet, sagt er mit dem größten Gram: »Hat Bischof Rogge Ruhe

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