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Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Erster Teil

Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Erster Teil

Titel: Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Erster Teil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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sind.
    Aber nicht nur an zahmen Tieren herrscht Überfluß auf Ottenby. Man sollte fast glauben, daß auch die wilden Tiere ein Gefühl
     davon hätten, daß auf einem alten Krongut sowohl wilde als zahme Tiere Frieden und gute Tage gewärtigen dürfen, und daß sie
     sichdeswegen in so großen Scharen dahin wagen. Nicht nur findet man dort noch Hirsche von dem alten Stamm, und nicht nur lieben
     Hasen und graue Enten und Rebhühner es; dort zu leben, sondern im Frühling und im Herbst ist es auch ein Ruheplatz für viele
     Tausende von Zugvögeln. Namentlich lassen sich die Zugvögel gern auf dem sumpfigen Oststrand unterhalb der Schäferwiese nieder,
     um dort zu weiden und zu ruhen.
    Als die wilden Gänse und Niels Holgersen endlich den Weg nach Öland gefunden hatten, flogen sie wie alle die andern auf den
     Strand unterhalb der Schäferwiese nieder. Der Nebel lag dicht über der Insel wie vorher über dem Meere. Und doch staunte der
     Junge über alle die Vögel, die er nur auf dem kleinen Stück des Strandes, das er übersehen konnte, entdeckte.
    Es war ein flaches Sandufer mit Steinen und Wasserlachen und einer Menge angespültem Tang. Hätte der Junge wählen können,
     wäre es ihm wohl kaum eingefallen, sich dort niederzulassen, aber die Vögel hielten es offenbar für ein wahres Paradies. Enten
     und graue Gänse gingen dort auf der Wiese und weideten, näher dem Wasser liefen Schnepfen und andere Strandvögel. Die Lummen
     lagen im Wasser und fischten, aber am meisten Leben und Bewegung herrschte auf den langen Tangbänken draußen im Wasser. Dort
     standen die Vögel dicht nebeneinander und pickten Würmer auf; deren gab es hier offenbar eine zahllose Menge, denn es schien
     nichts als ertöne jemals Klage über Mangel an Nahrung.
    Die allermeisten Vögel wollten weiter und hatten sich nur niedergelassen, um auszuruhen, und sobald der Anführer einer Schar
     der Ansicht war, daß er und seine Kameraden sich hinreichend erquickt hatten, sagte er: »Seid ihr jetzt fertig, so daß wir
     weiterkommen können?«
    »Nein, warte, warte! Wir sind lange noch nicht satt!« sagten seine Begleiter.
    »Bildet ihr euch ein, daß ich euch so viel fressen lassen will, bis ihr euch nicht mehr rühren könnt?« sagte der Anführer,
     schlug mit den Flügeln und machte sich davon. Aber es geschah mehr als einmal, daß er umkehren mußte, weil er die andern nicht
     mitbekommen konnte.
    Vor den äußersten Tangbrücken lag eine Schar von Schwänen. Die machten sich nichts daraus, an Land zu gehen, sondern ruhten
     sich aus, indem sie auf dem Wasser lagen und sich wiegten. Hin und wieder tauchten sie mit dem Halse unter und holten sich
     Nahrung vom Meeresgrunde herauf. Wenn sie etwas richtig Gutes ergattert hatten, stießen sie einen lauten Ruf aus, der fast
     wie ein Trompetenstoß klang.
    Als der Junge hörte, daß am Meeressaum Schwäne lagen, eilte er auf die Tangbrücke hinaus. Er hatte nie zuvor wilde Schwäne
     aus einer solchen Nähe gesehen. Das Glück war ihm hold, so daß er ganz zu ihnen herankam.
    Der Junge war nicht der einzige, der die Schwäne gehört hatte. Sowohl die wilden Gänse als auch die grauen Gänse und die Enten
     und die Lummen schwammenzwischen die Bänke hinaus, legten sich rund im Kreis um die Schwäne und starrten sie an. Die Schwäne brausten mit den Federn,
     schlugen die Flügel auseinander wie Segel und streckten die Hälse hoch in die Luft empor. Hin und wieder schwamm einer von
     ihnen zu einer Gans oder einer Lumme oder einer Tauchente hin und sagte ein paar Worte. Und da war es, als fühle sich die
     Angeredete so beehrt, daß sie kaum wagte, den Schnabel zu einer Antwort zu öffnen.
    Aber dann war da eine kleine Lumme, so ein richtiger kleiner, boshafter Galgenstrick, der alle diese Feierlichkeit nicht aushalten
     konnte. Sie tauchte plötzlich unter und verschwand unter der Meeresfläche, nach einer Weile stieß einer der Schwäne einen
     Schrei aus und schwamm so schnell von dannen, daß das Wasser schäumte. Dann hielt er inne und begann wieder majestätisch auszusehen.
     Aber gleich darauf schrie ein anderer und gebärdete sich genau auf dieselbe Weise, und dann schrie noch ein dritter ebenso.
    Jetzt konnte die kleine Lumme sich nicht länger unter Wasser halten; sie tauchte auf und lag nun da auf den Wellen, klein
     und schwarz und boshaft. Die Schwäne stürzten sich auf sie, als sie aber sahen, was für ein kleines, jammervolles Ding es
     war, kehrten sie plötzlich um, als

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