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Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Zweiter Teil

Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Zweiter Teil

Titel: Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Zweiter Teil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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versammelten
     Vögeln, was sie gesehen hatten.
    Die Fischmöwe, die am Strande entlang geflogen war, ergriff zuerst das Wort.
    ›Es ist ein gutes Land da oben im Norden,‹ sagte sie, ›Es besteht aus nichts weiter als einer einzigen Reihe von Schären.
     Es wimmelt dort von fischreichen Sunden und bevölkerten Landzungen und Inseln. Die meisten von den Inseln sind unbewohnt,
     und die Seevögel werden dort Brutplätze in reicher Menge finden. Die Menschen treiben ein wenig Fischfang und Seefahrt in
     den Sunden, doch nicht so viel, daß es uns Vögel stören könnte. Wenndas Volk der Seevögel meinem Rate folgen will, sollte es unverzüglich gen Norden ziehen.‹
    Nach der Fischmöwe sprach die Lerche, die das Land innerhalb der Küste untersucht hatte.
    ›Ich kann nicht begreifen, was die Möwe mit ihren Inseln und Landzungen meint,‹ sagte sie. ›Ich habe nichts weiter gesehen
     als große Felder und liebliche, blühende Wiesen. Nie im Leben habe ich ein Land gesehen, daß von so vielen, großen Flüssen
     durchschnitten ist. Es war eine Wonne, sie in all ihrer breiten Gewalt durch die flachen Ebenen so ruhig und gleichmäßig strömen
     zu sehen. An den Ufern der Flüsse liegen die Höfe so dicht wie die Häuser in einer Straße, und an den Mündungen der Elfe sind
     Städte, sonst aber ist das Land sehr spärlich bebaut. Wenn die Vögel der Ebene meinem Rat folgen wollen, so ziehen sie sogleich
     gen Norden.‹
    Nach der Lerche kam der Auerhahn, der über den mittleren Teil des Landes hinweggeflogen war.
    ›Ich begreife weder, was die Lerche mit ihren Wiesen, noch was die Fischmöwe mit ihren Schären meint,‹ sagte er. ›Ich habe
     auf der ganzen Reise nichts anderes gesehen als Fichtenwälder und Tannenwälder. Eine Menge großer Moore, und viele brausende
     und reißende Elfe gibt es dort auch, aber alles, was nicht Moor oder Elf ist, das ist dunkler Tannenwald. Weder Felder noch
     menschliche Wohnungen habe ich gesehen. Wenn die Waldvögel meinem Rat folgen wollen, so ziehen sie sogleich nordwärts.‹
    Nach dem Auerhahn berichtete die Lumme, die den Landstrich jenseits der Waldgegend untersucht hatte.
    ›Ich begreife nicht, was der Auerhahn mit seinen Wäldern meint, und ich begreife auch nicht, wo die Lerche und die Fischmöwe
     ihre Augen gehabt haben. ›Es ist fast kein Land dort oben; nichts als große Seen. Dunkelblaue Bergseen, von schönen Ufern
     umgeben, und hin und wieder wird der See zu einem brausenden Wasserfall. Ich habe an einigen dieser Seen Kirchen gesehen und
     große Dörfer, andre aber lagen einsam und friedlich da. Wenn die Süßwasservögel meinen Rat befolgen wollen, ziehen sie sogleich
     gen Norden.‹
    Schließlich sprach der Schneesperling, der an der Landesgrenze entlang geflogen war.
    ›Ich begreife nicht, was die Lumme mit ihren Seen meint, und es ist mir auch unmöglich zu begreifen, was für ein Land der
     Auerhahn und die Lerche und die Fischmöwe gesehen haben,‹ sagte er.
    ›Ich fand ein großes Gebirgsland da oben im Norden. Ich habe keine Ebene angetroffen und auch keine großen Wälder, dahingegen
     einen Berggipfel nach dem andern, eine Felsenfläche nach der andern. Ich habe Eisfelder gesehen und Schnee und Gebirgsbäche
     mit Wasser so weiß wie Milch. Keine Felder, keine Wiesen erblickte mein Auge, nur große, mit Weiden, Zwergbirken und Renntiermoos
     bedeckte Flächen. Keine Haustiere, keine Bauern, keine Höfe traf ich hier an, dahingegen Lappen, Renntiere und Lappenzelte.
     Wenn die Gebirgsvögel meinem Rate folgen wollen, so ziehen sie unverzüglich gen Norden!‹
    Nachdem die fünf Kundschafter also gesprochen hatten, schalten sie sich gegenseitig Lügen und waren schon im Begriff, einander
     in die Federn zu fahren und zu kämpfen,um die Wahrheit ihrer Worte zu beweisen, Aber die alten, klugen Vögel, die sie ausgesandt, hatten voll Freude gehört, was
     sie erzählten. Sie beruhigten die Kampflustigen.
    ›Streitet euch nicht,‹ sagten sie. ›Soviel haben wir aus euren Worten erfahren, daß da oben im Norden großes Gebirgsland und
     großes Seenland und großes Waldland und große Ebenen und große Schären sind. Das ist mehr als wir erwartet hatten. Nicht viele
     große Königreiche können sich rühmen, so viel in ihren Grenzen zu besitzen.«
Das wandernde Land.
    Sonnabend, 18. Juni.
    Jetzt, wo Niels Holgersen selbst über das Land hinflog, von dem der alte Lappe erzählt hatte, mußte er an diese Geschichte
     denken. Der Adler hatte ihm

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