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Niemalsland

Titel: Niemalsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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noch, ja?«
    Er tippte die Nummer zu Ende ein und stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, als jemand abnahm. »Ma Maison. Sie wünschen bitte?«
    »Einen Dreiertisch für heute abend«, sagte Richard. »Ich glaube, ich habe schon einen reservieren lassen. Wenn ja, möchte ich hiermit die Reservierung bestätigen. Wenn nein, würde ich gerne einen reservieren. Bitte.«
    Nein, sie hatten keinen Vermerk über einen Tisch für heute abend auf den Namen Mayhew. Oder Stockton. Oder Bartram – Jessicas Nachname. Und was eine Reservierung anging …
    Es waren nicht die Worte, die Richard unfreundlich fand, es war der Ton, in dem die Information vermittelt wurde. Ein Tisch für heute abend hätte auf jeden Fall schon vor Jahren gebucht werden müssen, vielleicht von Richards Eltern. Heute abend könne er unmöglich einen Tisch bekommen: Wenn der Papst, der Premierminister und der französische Präsident heute abend ohne eine bestätigte Reservierung ankämen, würden sogar sie vor die Tür gesetzt.
    »Aber es ist für den Chef meiner Verlobten. Ich weiß, ich hätte früher anrufen müssen. Wir sind doch nur zu dritt, könnten Sie nicht bitte … «
    Man hatte aufgelegt.
    »Richard?« sagte Sylvia. »Der Chef wartet.«
    »Glauben Sie«, fragte Richard, »daß sie mir einen Tisch geben, wenn ich noch mal anrufe und ihnen Geld dafür biete?«
    In ihrem Traum waren sie alle zusammen im Haus. Ihre Eltern, ihr Bruder, ihre Schwester. Sie standen im Ballsaal. Sie waren alle so blaß, so ernst. Portia, ihre Mutter, berührte ihre Wange und sagte ihr, sie sei in Gefahr. In ihrem Traum lachte Door und erwiderte, das wisse sie. Ihre Mutter schüttelte den Kopf: Nein, nein – jetzt sei sie in Gefahr. Jetzt.
    Door öffnete die Augen. Die Tür ging auf, ganz leise; sie hielt den Atem an.
    Leise Schritte auf den Steinen. Vielleicht bemerkt er mich nicht, dachte sie. Vielleicht geht er wieder. Und dann dachte sie verzweifelt: Ich habe Hunger.
    Die Schritte hielten inne. Sie war gut versteckt, das wußte sie, unter einem Haufen Zeitungen und Lumpen. Und es war möglich, daß der Eindringling ihr nichts Böses wollte. Kann er mein Herz nicht klopfen hören? Und dann kamen die Schritte näher, und sie wußte, was sie zu tun hatte, und das machte ihr angst.
    Eine Hand zog weg, worunter sie sich verbarg, und sie blickte in ein ausdrucksloses Gesicht, das sich zu einem bösartigen Lächeln verzog. Sie rollte sich zur Seite und krümmte sich, und die Messerklinge, die auf ihre Brust gezielt hatte, traf sie in den Oberarm.
    Bis zu diesem Moment hätte sie nie geglaubt, daß sie es tun könnte. Hätte nie geglaubt, daß sie mutig genug sein würde oder ängstlich genug oder verzweifelt genug, sich das zu trauen. Aber sie streckte eine Hand nach seiner Brust aus, und sie öffnete …
    Es war naß und warm und glitschig, und sie schob sich unter dem Mann hervor, erhob sich schwankend und stolperte aus dem Raum.
    In dem engen, niedrigen Tunnel draußen sackte sie gegen die Wand und versuchte keuchend und schluchzend wieder zu Atem zu kommen.
    Sie war am Ende ihrer Kräfte. Sie konnte nicht mehr. In ihrer Schulter begann es zu pochen. Das Messer, dachte sie. Doch sie war in Sicherheit.
    »Ach, du meine Güte«, sagte zu ihrer Rechten eine Stimme aus der Dunkelheit. »Sie hat Mr. Ross überlebt. Das ist ja allerhand, Mister Vandemar.« Die Stimme klang so, wie brauner Schleim sich anfühlt.
    »Das ist auch allerhand, Mister Croup«, sagte eine ausdruckslose Stimme zu ihrer Linken.
    Ein Licht wurde angezündet und flackerte. »Uns jedoch«, sagte Mr. Croup, und seine Augen leuchteten in der Dunkelheit unter der Erde, »wird sie nicht überleben. «
    Door stieß ihm kräftig das Knie in die Leistengegend: Sie spürte, wie sich unter dem Stoff etwas krümmte, und sie rannte los, die rechte Hand auf der linken Schulter.
    Und sie rannte.
    »Dick?«
    Richard wischte die Unterbrechung mit einer Handbewegung weg. Er hatte das Leben jetzt fast unter Kontrolle. Nur noch einen Moment …
    Garry wiederholte seinen Namen noch mal. »Dick? Es ist halb sieben.«
    »Es ist was?«
    Papiere und Stifte und Kalkulationstabellen und Trolle landeten in Richards Aktentasche. Er ließ die Tasche zuschnappen und rannte los.
    Seinen Mantel zog er im Gehen an. Garry folgte ihm. »Gehen wir denn nun einen trinken?«
    »Einen trinken?«
    »Wir wollten eigentlich heute abend über die Merstham-Sache reden. Weißt du noch?«
    Das war heute? Richard hielt einen Moment inne. Wenn

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