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Niemalsland

Titel: Niemalsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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Desorganisation, beschloß er, jemals zu einer olympischen Disziplin würde, könnte er darin für England antreten.
    »Garry«, sagte er. »Tut mir leid. Meine Schuld. Ich muß mich heute mit Jessica treffen. Wir gehen mit ihrem Chef essen.«
    »Mister Stockton? Von Stockton’s? Der Stockton?« Richard nickte.
    Sie eilten die Treppe hinunter.
    »Da wirst du dich bestimmt gut amüsieren«, sagte Garry. »Und wie geht’s dem Schrecken vom Amazonas?«
    »Jessica kommt aus Ilford, Garry. Und sie ist immer noch das Licht und die Liebe meines Lebens, danke der Nachfrage.«
    Damit waren sie in der Lobby angekommen, und Richard schoß auf die Automatiktür zu, die auf sensationelle Weise geschlossen blieb.
    »Es ist nach sechs, Mister Mayhew«, sagte Mr. Figgis, der Pförtner des Gebäudes. »Sie müssen sich aus der Anwesenheitsliste austragen, wenn Sie gehen wollen.«
    »Das hat mir noch gefehlt«, sagte Richards zu niemandem im Besonderen, »das hat mir wirklich noch gefehlt.«
    Mr. Figgis roch schwach nach Hustensaft und besaß weitverbreiteten Gerüchten zufolge eine umfassende Sammlung von Softcore-Pornographie. Er bewachte die Türen mit einer Sorgfalt, die an Irrsinn grenzte, denn er hatte es nie richtig wiedergutmachen können, daß sich eines Abends die Computerausrüstung eines gesamten Stockwerks verabschiedet hatte, zusammen mit zwei Topfpalmen und dem Axminster-Teppich des Geschäftsführers.
    »Aus unserem Drink wird also nichts?«
    »Tut mir leid, Garry. Paßt es dir am Montag?«
    »Klar. Montag ist mir recht. Bis Montag.«
    Mr. Figgis inspizierte ihre Unterschriften und vergewisserte sich, daß sie keine Computer, Topfpalmen oder Teppiche mit sich führten, dann drückte er einen Knopf unter seinem Schreibtisch, und die Tür glitt auf.
    »Türen«, sagte Richard.
    Die Unterführung verzweigte und teilte sich; ohne zu überlegen, in welche Richtung, lief sie immer weiter, in Tunnel abtauchend und stolpernd und Haken schlagend.
    Hinter ihr schlenderten Mr. Croup und Mr. Vandemar, so ruhig und heiter, als sähen sie sich die Ausstellung im Crystal Palace an.
    Wenn sie zu einer Kreuzung kamen, kniete Mr. Croup sich hin, suchte den nächsten Blutfleck, und dem folgten sie dann. Wie Hyänen hetzten sie ihre Beute, damit sie müde wurde. Sie konnten warten. Sie hatten alle Zeit der Welt.
    Zur Abwechslung war das Glück mal auf Richards Seite. Er fand ein Taxi mit einem besonders engagierten Fahrer, der Richard auf einer unglaublichen Route nach Hause brachte, durch Straßen, die Richard nie zuvor bemerkt hatte. Er sprang aus dem Wagen, ließ ein Trinkgeld und seine Aktentasche zurück, schaffte es, das Taxi noch einmal anzuhalten, bevor es die Hauptstraße erreicht hatte, bekam seine Aktentasche wieder und lief dann die Treppe hinauf in seine Wohnung.
    Kaum daß er den Korridor betreten hatte, fing er an, sich auszuziehen: Seine Aktentasche wirbelte durch den Raum und machte eine Bruchlandung auf dem Sofa; er nahm seine Schlüssel und plazierte sie sorgfältig auf dem Flurtischchen, damit er sie später nicht vergaß.
    Dann stürmte er ins Schlafzimmer. Die Türklingel summte.
    Richard stürzte, zu drei Vierteln in seinem besten Anzug, zur Gegensprechanlage.
    »Richard? Hier ist Jessica. Ich hoffe, du bist soweit.«
    »Oh. Ja. Bin gleich unten.«
    Er zog einen Mantel an, schlug die Tür hinter sich zu und rannte los.
    Jessica wartete am Fuß der Treppe auf ihn. Dort wartete sie immer auf ihn. Jessica mochte Richards Wohnung nicht: Sie fühlte sich darin auf unangenehme Weise weiblich. Es bestand dort immer die Möglichkeit, daß man irgendwo auf eine Unterhose stieß, ganz zu schweigen von den wandernden Klumpen eingetrockneter Zahnpasta im Waschbecken: Nein, das war kein Ort für Jessica.
    Jessica war sehr schön; so schön, daß Richard sich gelegentlich dabei ertappte, wie er sie anstarrte und sich fragte : Wie ist sie nur an mich geraten?
    Und wenn sie miteinander schliefen – was sie in Jessicas Wohnung in Barbican taten, in Jessicas Messingbett mit den steifen weißen Leinenlaken (denn Jessicas Eltern hatten ihr gesagt, Federbetten seien dekadent) –, umarmte sie ihn hinterher in der Dunkelheit sehr fest, und ihre langen braunen Locken fielen auf seine Brust, und sie flüsterte ihm ins Ohr, wie sehr sie ihn liebe, und er sagte ihr, daß er sie auch liebe und immer bei ihr bleiben wolle, und beide glaubten, das sei die Wahrheit.
    »Potz Blitz, Mister Vandemar. Sie wird langsamer.«
    »Wird langsamer,

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