Niemand hört dich schreien (German Edition)
fühlte sich, als wäre ihr Gehirn mit Watte gefüllt. »Familie?«
Mühsam stand Nicole auf, nahm ein Fotoalbum vom Nachttisch und reichte es Kendall. »Er hat diese drei Frauen getötet. Und noch andere, glaube ich.«
Kendall sah sich die Fotos an. Sie zeigten die ermordeten Frauen, nur dass die Bilder zu Lebzeiten entstanden waren. Schnappschüsse, während sie die Straße entlanggingen, mit einem Verkäufer im Supermarkt sprachen oder aus einem Schuhgeschäft kamen.
Jemand war ihnen gefolgt und hatte sie fotografiert. »Mein Gott.«
Nicole blätterte mehrere Seiten um. »Schau dir die letzte Seite an.«
Kendall sah ein Bild von sich selbst und Nicole. Sie aßen gerade zu Mittag. Sie erinnerte sich noch daran, es war kurz vor Weihnachten gewesen. »Er ist uns gefolgt.«
»Er betrachtet uns als Familie.«
Kendall kämpfte sich durch den Nebel in ihrem Gehirn, bis sie sich an das Gesicht des Mannes erinnerte, der sie gekidnappt hatte. »Ich weiß, wer er ist.«
Zack, dem vier uniformierte Beamte folgten, brachte Markham hinauf in das Zimmer, das er Kendall und den toten Frauen gewidmet hatte. Markham trug keine Handschellen, war aber von Cops umringt, die voller Anspannung auf eine Erklärung warteten.
Jacob wandte sich von der Fotowand ab und starrte ihn an. »Würden Sie das bitte erklären?«
Markham verschränkte die Arme. »Es ist kein Verbrechen, Fotos zu sammeln.«
Jacob beugte und streckte die Finger seiner rechten Hand. »Nein. Aber es ist ziemlich verdächtig, wenn diese Frauen tot aufgefunden werden. Wo ist Kendall?«
Markham runzelte die Stirn. »Ich weiß es nicht. Wird sie vermisst?«
Jacobs Augen verengten sich. Er bebte vor Wut. »Als ob Sie das nicht wüssten.«
Markham sah ihn direkt an. »Ich weiß es nicht . Ich war fast den ganzen Tag weg.«
»Blödsinn. Sie wissen genau, wo sie ist. Es ist offensichtlich, dass Sie sie seit Tagen, wenn nicht Wochen beobachten.«
»Ja, ich beobachte sie seit einer Woche. Aber ich weiß nicht, wo sie ist. Wie gesagt, ich war fast den ganzen Tag unterwegs.«
»Wo zum Teufel waren Sie?«
Markham presste die Lippen zusammen, als wappne er sich innerlich. Augenscheinlich mochte er Polizisten nicht. »Auf der anderen Seite des Flusses.«
»Haben Sie noch eine Frau umgebracht?«
Markham schüttelte den Kopf. »Typisch für die Polizei, es sich so leicht zu machen.«
»Glauben Sie mir, Freundchen«, meinte Jacob«, »nichts von all dem wird leicht werden.« Er änderte die Taktik. »Wer sind die Frauen an der Wand?«
»Ich verlange meinen Anwalt.«
Jacob trat vor, bis sein Gesicht nur noch Zentimeter von Markhams Gesicht entfernt war. »Zwei Frauen werden vermisst, und ich schwöre bei Gott, wenn ihnen etwas zustößt, weil Sie nicht geredet haben …« Er beendete den Satz nicht.
Markhams Stirn furchte sich, und er stieß einen Seufzer aus. »Es sind Frauen, die ermordet wurden. Die meisten wurden erwürgt. Zwei wurden totgeprügelt. Sie können das ganz leicht nachprüfen, ich habe von allen die Namen.«
Jacob fluchte. »Eine Überprüfung braucht Zeit, aber das wissen Sie ja selbst. Und ich glaube, Sie wissen, dass Kendall nicht viel Zeit hat.«
»Wenn er sie hat, hat sie Zeit«, antwortete Markham. Es lag keinerlei Freude in seiner Feststellung.
»Wenn er Nicole hat«, stieß Ayden hervor, »hat sie keine Zeit. Sie steht kurz vor der Geburt.«
»Wer zum Teufel ist es?«, wollte Jacob wissen.
»Ich kenne seinen richtigen Namen nicht«, antwortete Markham.
Jacob schüttelte den Kopf. »Wo hält er sie gefangen?«
»Das wollte ich heute herausfinden.« Markham ballte die Fäuste. »Ich glaube nicht, dass er einer von ihnen sofort etwas tut.«
»Wie zum Teufel können Sie sich da so sicher sein?!«, rief Jacob.
»Weil er seine Opfer gefangen hält«, antwortete Markham. »Einige hat er monatelang festgehalten.«
»Seine letzten drei Opfer hat er nicht monatelang festgehalten«, widersprach Jacob. »Er hat sie innerhalb von achtundvierzig Stunden umgebracht.«
Ayden sah auf die Uhr. »Nicole ist seit beinahe vierundzwanzig Stunden verschwunden. Und ich habe mit ihrer Ärztin gesprochen. Das Kind kann jetzt jeden Tag kommen.«
Markham schüttelte den Kopf. »Ich wüsste nicht, wieso er sich Nicole holen sollte. Sie passt nicht in sein Muster.«
»Sie wird aber vermisst«, sagte Ayden.
Jacob verschränkte die Arme vor der Brust. Wenn er nicht aufpasste, würde er dem selbstgefälligen Mistkerl ins Gesicht schlagen. »Reden Sie, Markham.
Weitere Kostenlose Bücher