Niemand hört dich schreien (German Edition)
wenigstens seine Schwestern gehabt.
Er hatte versucht, diese Verbindung mit anderen Frauen neu zu erschaffen, aber alle Versuche waren gescheitert.
Allen betrachtete Kendalls Gesicht. So wunderschön. Er beugte sich hinunter und vergrub sein Gesicht in ihrem Haar. Es duftete zart, leicht würzig. Gott, sie war einfach perfekt.
Er stupste sanft ihre Wange, erntete aber nur ein leises Stöhnen. »Liebling, wir sind zu Hause.«
Sie sagte nichts. Er hatte nichts anderes erwartet. Nachdem er sie mit dem Elektroschocker betäubt hatte, hatte er ihr ein Schlafmittel injiziert. Sie würde noch ein oder zwei Stunden schlafen.
Er trug sie über die Eingangstreppe und durch die Haustür. Innen hüllte die Wärme des Hauses ihn ein. Lächelnd trug er Kendall die Treppe hinauf. Ihr Gewicht war kein Problem für ihn. Seit dem letzten Sommer hatte sie ein paar Pfund zugenommen. Damals war ihr Gesicht zu spitz und zu eckig gewesen. Aber das vergangene Jahr hatte sie weicher werden lassen. Ihm gefiel der Gedanke, dass Gott sie für seine Ankunft vorbereitet hatte.
Im Obergeschoss hörte er Nicoles Stöhnen, lang anhaltend und schwer. Gut. Alles fügte sich zu einem Ganzen. Bald würde die Familie vollständig sein.
Er setzte Kendall neben der Tür ab und lehnte sie mit dem Rücken gegen die Wand. Dann holte er seine Maske aus der Tasche und streifte sie über. Er war noch nicht bereit, sich zu erkennen zu geben. Noch nicht. Der Augenblick war nicht perfekt. Er schloss die Tür auf, zog Kendalls schlaffen Körper hoch und stieß die Tür auf. Nicole lag auf ihrer linken Seite im Bett. Sie hatte die Beine angezogen und eine embryonale Haltung eingenommen. Ihr Körper war schweißgebadet.
Sie hob den Kopf und setzte sich mühsam auf. Es dauerte einen Augenblick, bis sie klar sehen konnte und die Szene richtig wahrnahm. »Kendall?«
»Ich habe sie zu dir gebracht. Sie wird unser Baby entbinden.« Nicoles Haar klebte an ihrem Kopf. » Unser Baby?«
Er lächelte. Bald würde sie es verstehen. »Ja, unseres.«
Er legte Kendall auf den Boden. »Hast du das Wasser und die Kekse in dem kleinen Kühlschrank gefunden? Es sind auch Eiswürfel darin. Sie sollen gut für gebärende Frauen sein.«
Nicole beachtete ihn gar nicht. »Ist mit Kendall alles in Ordnung?«
»Es geht ihr gut.« Er zerrte sie vor das Bett und behielt Nicole dabei die ganze Zeit im Auge. Er war sich nicht sicher, ob sie wirklich Wehen hatte.
Beide Frauen würden sich gegen die Heimreise wehren, genau wie die anderen. Also musste er vorsichtig sein. »Ich bin bald wieder zurück. Es gibt noch eine Schwester, die ich in den Schoß der Familie zurückholen muss.«
Als Nicole aufzustehen versuchte, zog sich ihr Bauch schmerzhaft zusammen. »Lassen Sie uns nicht hier.«
Er wich vor ihr zurück. »Ich komme wieder.«
Nicole kletterte schwerfällig aus dem Bett und sank neben Kendall auf die Knie. Sie legte die Fingerspitzen an ihren Hals, um nach dem Puls zu fühlen. »Sie atmet kaum.«
»Vielleicht habe ich ihr ein bisschen viel gegeben, aber nachher wird es ihr wieder gut gehen.«
In Nicoles blauen Augen spiegelte sich heftige Missbilligung. Er trat einen Schritt zurück, und ihm fiel ein, dass seine Mutter ihn immer so angeschaut hatte. Was er auch getan hatte, sie hatte ihn dafür gehasst. Jede einzelne Minute seines Lebens hatte sie ihn abgelehnt.
Zorn stieg in ihm auf. »Hör auf damit.«
Sie legte eine Hand auf ihren Bauch. »Womit?«
»Mich so anzuschauen. Ich tue das Richtige.«
Nicole hielt den Blick weiter auf ihn gerichtet und genoss sein Unbehagen sichtlich. »Sie sind ein Ungeheuer. Und was Sie tun, ist böse.«
Einen Augenblick lang erstarrte er innerlich. Er wusste noch, wie andere ihn als Ungeheuer und Missgeburt betitelt hatten, erinnerte sich an ihre Verachtung. Er ballte die Hände zu Fäusten und ließ sie dann wieder locker. »Wenn das Baby nicht wäre, würde ich dich auf der Stelle töten.«
Nicole zuckte mit keiner Wimper, sondern starrte ihn nur herausfordernd an. »Wenn Sie mir zu nahe kommen, kämpfe ich, bis einer von uns tot ist.«
Sein Herz raste. »Dem kleinen Kätzchen sind Krallen gewachsen.«
Mit zitternden Händen ging er rückwärts aus dem Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu. Er musste die letzte Schwester holen. Er brauchte Sarah, damit die Familie vollzählig war.
Es dauerte fast eine Stunde, bis Jacob für das Haus, in dem Cole Markham lebte, einen Durchsuchungsbefehl bekam. Als er und Zack dort eintrafen,
Weitere Kostenlose Bücher