Niemand hört dich schreien (German Edition)
übermächtig. Es war irrational, aber das war ihr egal. »Oder bin ich nicht vielmehr nur ein Ersatz?«
Jacob räusperte sich. »Mrs Barrington, wissen Sie irgendetwas über Adriannas Herkunft?«
Margarets Schultern waren nach vorn gesunken, aber ihr Blick hing an Adrianna. »Ich habe niemals Fragen gestellt. Aber mein Mann hat Unterlagen aufbewahrt.« Sie verknotete ihre Finger. »Ich habe sie zu Hause im Safe.«
Zack, der bisher geschwiegen hatte, ergriff das Wort. »Ich weiß, dass es schwer für Sie ist, aber diese Papiere könnten uns vielleicht bei der Suche nach dem Mörder helfen. Möglicherweise stellen sie sogar eine Verbindung zu einem nicht aufgeklärten Doppelmord dar, der fünfundzwanzig Jahre zurückliegt.«
Adriannas Leben lag in Scherben. Sie konnte nicht klar denken.
Margaret hob das Kinn. »Ich werde mich mit Ihnen in Verbindung setzen, sobald meine Tochter bereit ist, mit Ihnen zu sprechen. Sie hat das Recht, diese Papiere als Erste zu sehen.«
Adrianna merkte, dass es ihr zuwider war, wie Margaret das Wort Tochter betonte. »Ich gebe Ihnen die Papiere, sobald ich sie finde.«
Jacob nickte. »Wir stellen einen Streifenbeamten zum Schutz für Sie ab, Ms Barrington. Im Moment können wir für Ihre Sicherheit nicht garantieren. Und ich möchte, dass Sie sich einem DNA -Test unterziehen.«
Adrianna sah zu ihm auf. »Wieso?«
»Wenn Ihre DNA mit denen der Mordopfer übereinstimmt, dann müssen Sie sehr vorsichtig sein. Dann sind Sie auf der Liste des Mörders vielleicht die Nächste.«
Die Kälte draußen war für Jacob eine willkommene Erleichterung. Er war einer Vermutung gefolgt und dabei auf eine Familientragödie gestoßen. Adrianna Barrington tat ihm leid. Sie hatte sich gerade einen rechten Haken eingefangen und war zu Boden gegangen.
Er sah zu Zack hinüber. »Ganz schön heftig.«
Zack nickte. »Ja.«
Vor dem Einrichtungsladen hielt ein Streifenwagen. Jacob nickte dem Beamten am Steuer zu und gab ihm mit einem Handzeichen zu verstehen, dass er warten solle. Dann rief er Vega an und forderte einen Mitarbeiter der Spurensicherung an, der bei Adrianna eine Speichelprobe entnehmen sollte. Sobald Jacob mit Kendall sprach, würde er sie bitten, ebenfalls einen DNA -Test zu machen.
»Ich habe auch Neuigkeiten für dich«, sagte Vega. Seine Stimme klang angespannt. »Bei Carytown wurde Dana Millers Leiche gefunden.«
Jacob stutzte. »Erwürgt?«
»Mit gebrochenem Genick.«
»Sie passt nicht in das Profil unserer letzten drei Opfer.«
»Ihre Leiche wurde im Kofferraum von Nicole Pipers Auto gefunden. Nicoles Handtasche befand sich ebenfalls darin.«
»Kendalls Mitbewohnerin.«
»Ja, ich weiß. Ayden ist fuchsteufelswild. Kendall hat vor einer Stunde angerufen und sie als vermisst gemeldet.« Vega klang sehr besorgt. »Nicole geht nicht an ihr Handy und Kendall inzwischen auch nicht mehr.«
Jacobs Nackenhaare stellten sich auf. »Ist Kendall an ihrer Arbeitsstelle?«
»Nein. Sie soll nach Hause gefahren sein, um nachzusehen, ob Nicole in der Zwischenzeit aufgetaucht ist. Seither hat niemand etwas von ihr gehört.«
»Verdammt.« Jacob blickte zurück zum Laden.
»Und weißt du noch, der Typ, den Mundey unter die Lupe nehmen sollte? Der hinter Kendall wohnt? Cole Markham?«
»Ja.«
»Mundey hat gerade angerufen und gesagt, dass Markhams Geschichte nicht stimmt. Er verkauft keine Versicherungen. Niemand hat je etwas von ihm gehört. Und er hat das Haus hinter Kendall gar nicht gemietet, er hat es besetzt.«
»Besorg einen Haftbefehl. Wir treffen uns vor dem Haus.«
Allen hob die bewusstlose Kendall aus dem Führerhaus seines Transporters und trug sie zu dem alten Haus. Im sanften Licht der untergehenden Sonne waren die Unvollkommenheiten des Gebäudes weniger gut sichtbar. Wenn er die Augen zusammenkniff, sah es beinahe so aus wie vor fünfundzwanzig Jahren, als es so voller Leben und Lachen gewesen war.
Damals hatte er das Haus gehasst, weil es ihm schonungslos bewusst machte, was er nicht hatte. Der üppige Garten, die Blumenkästen und die Willkommensmatte schienen ihn zu verhöhnen und ihm zu vermitteln, dass er nicht dazugehörte. Damals hatte er sich so verloren gefühlt. Als Außenseiter.
Dabei hatte er sich so sehr gewünscht, dazuzugehören und zu wissen, dass er geliebt wurde.
Erst im Ausland, Jahre später, hatte er angefangen, diesen Ort zu vermissen. Hier hatte er wenigstens eine Verbindung zu den Menschen gehabt, die in dem Haus lebten. Hier hatte er
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