Niemand hört dich schreien (German Edition)
Und zwar schnell.«
Markham biss die Zähne zusammen und entspannte sich dann wieder. Sein trotziger Widerwille war deutlich spürbar. »Ich bin aus Denver. Bis vor achtzehn Monaten war ich Inhaber einer sehr gut gehenden Computerfirma. Dann verschwand meine Freundin Diane, und die Polizei glaubte, ich hätte etwas damit zu tun. Sie haben mir monatelang keine Ruhe gelassen. Sie haben meine gesamte Computerausrüstung beschlagnahmt. Als sie rauskriegten, dass ich vorbestraft bin, haben sie meine Kunden angerufen und ihnen gesagt, gegen mich würde ermittelt. Nach ein paar Wochen war mein Leben zerstört. Dann verschwand Dianes Schwester Courtney, und die Cops fingen an, mich richtig fertigzumachen. Ich verdiente nichts mehr und verlor mein Haus.«
Jacob schüttelte den Kopf. »Sparen Sie sich die traurigen Details.«
Markham sah ihn finster an. »Im Januar letzten Jahres fand man die Leichen von Diane und Courtney. Diane war erst ein paar Tage zuvor erdrosselt worden. Ihre Schwester hatte man am selben Tag zu Tode geprügelt.« Es schien, als machten ihm die Erinnerungen zu schaffen. »Ich hatte für den Todeszeitpunkt ein Alibi.«
»Wirklich?«, fragte Jacob.
»Ja. Ich war verhaftet worden – kaputtes Rücklicht. Den Cops war jeder Anlass recht, um mich festzunehmen. Jedenfalls war ich im Gefängnis, als Diane und ihre Schwester ermordet wurden. Irgendein krankes Schwein hatte sie die ganze Zeit gefangen gehalten, während die Cops mich auf dem Kieker hatten. Sie waren am Leben und hätten gerettet werden können.«
Jacob starrte ihn an. Entweder er war ein begnadeter Lügner oder ein begabter Schauspieler. »Reden Sie weiter.«
»Als den Cops klar wurde, dass ich die Frauen nicht umgebracht hatte, verloren sie schnell das Interesse an mir und dem Fall. Seit Anfang Oktober geht da nichts mehr voran. Ich musste unbedingt herausfinden, wer Diane und ihre Schwester umgebracht hat.« Seine Worten waren voller Verachtung.
»Und wie zum Teufel sind Sie zweitausend Meilen von zu Hause entfernt als Hausbesetzer an der Ostküste gelandet?« Jacob hätte den Kerl am liebsten am Kragen gepackt und die Wahrheit aus ihm herausgeschüttelt.
»Wie gesagt, ich hatte eine Computerfirma. Ich kann mich in jedes System hineinhacken, und ich brauche keinen Durchsuchungsbefehl, um an Daten zu kommen. Ich habe ViCap überprüft. Da gab es einen älteren Mordfall in Alaska.«
Jacob verengte die Augen zu Schlitzen. »Reden Sie weiter.«
»Ich fing an, ViCap zu beobachten. Monatelang passierte gar nichts. Und dann haben Sie am Dreizehnten einen Fall gemeldet. Es war seit Langem die erste Spur. Also fuhr ich von Denver aus nach Richmond.«
»Das ist doch Blödsinn.«
Markham seufzte. »Haben Sie mit dem Trooper in Alaska geredet?«
Dass der Kerl von den Morden in Alaska wusste, machte seine Geschichte glaubwürdig.
»Als ich kurz nach meiner Ankunft Kendall Shaw in den Nachrichten gesehen habe, fiel mir sofort die Ähnlichkeit mit Diane auf«, fuhr Markham fort. »Ich beschloss, sie im Auge zu behalten.«
»Warum sind Sie nicht zu uns gekommen?«, fragte Ayden.
Markham warf ihm einen grimmigen Blick zu. »Ich vertraue euch Cops nicht. Die drüben im Westen haben mein Leben ruiniert. Und mal ehrlich – ich tauche auf, nachdem zwei Frauen umgebracht wurden. Bei dem, was in Denver passiert ist, wäre es doch naheliegend gewesen, anzunehmen, dass die Morde auf mein Konto gehen.«
»Wenn Sie so viel wissen, wer zum Teufel steckt denn dann hinter den Morden?«, fragte Jacob.
»Ich habe etliche Male mit Dianes Freunden und Angehörigen gesprochen. Erst beim vierten Gespräch mit ihrer Nachbarin fiel der Frau ein Mann ein. Der Kerl hatte ein paar Tage vor Dianes Verschwinden Schreinerarbeiten für sie erledigt. Die Nachbarin hat ihn nur das eine Mal gesehen, deshalb hatte sie ihn völlig vergessen.«
Jacob dachte an Kendalls frisch renovierte Küche.
»Bis ich herausgefunden hatte, wer Kendalls Schreiner ist und wo er wohnt, war bereits das dritte Mordopfer gefunden worden. Der Schreiner ist gestern nicht zur Arbeit erschienen. Ich habe das Gebäude beobachtet, in dem er wohnt, aber dort war er auch nicht.«
»Wie heißt der Mann?«
Markham atmete gepresst aus. »Todd Franklin.«
»Haben Sie eine Adresse?«
Markham nannte ihm den Namen eines Motels im Südteil der Stadt. »Er war seit gestern nicht mehr in seinem Zimmer.« Markham kreuzte die Arme vor der Brust.
Jacob starrte ihn an und klappte sein Handy auf. Rasch
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