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Niemand hört mein Schreien: Gefangen im Palast Gaddafis (German Edition)

Niemand hört mein Schreien: Gefangen im Palast Gaddafis (German Edition)

Titel: Niemand hört mein Schreien: Gefangen im Palast Gaddafis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annick Cojean
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aussahen wie Soldaten. Die meisten von ihnen hatten weder Tressen noch Waffen. Vielleicht, dachte ich, waren sie nicht militärischer als ich. Auf jeden Fall war ich die Jüngste, so dass einige über mich lächelten und sich nach mir umdrehten, um mich zu beobachten. Ich war gerade fünfzehn geworden. Später sollten mir Mädchen begegnen, die erst zwölf Jahre alt waren.
    In Sirte fuhr der Konvoi in die Katiba al-Saadi ein, die Kaserne, die nach einem der Gaddafi-Söhne benannt war. Bald wies man uns Zimmer zu, und ich begriff, dass ich mein Zimmer mit Farida teilen würde, einer von Gaddafis Leibwächterinnen, sie war dreiundzwanzig oder vierundzwanzig. Salma kam mit einem Koffer und legte ihn auf mein Bett. »Raus hier! Geh dich duschen!«, schrie sie und klatschte in die Hände. »Und zieh das blaue Nachthemd an!« Sobald sie mir den Rücken gekehrt hatte, sah ich zu Farida hinüber.
    »Was bedeutet dieses ganze Theater? Kannst du mir mal erklären, was ich hier soll?«
    »Ich kann dir nichts weiter sagen. Ich bin Soldatin. Ich führe Befehle aus. Mach es genauso.«
    Damit war das Gespräch beendet. Ich sah ihr zu, wie siegewissenhaft ihre Sachen einräumte, konnte mich aber überhaupt nicht entschließen, das Gleiche zu tun. Schon gar nicht die Sachen anzuziehen, die ich im Koffer gefunden hatte, ein Durcheinander aus String-Tangas, Büstenhaltern und Nachthemdchen, dazu einen Morgenmantel. Aber Salma kam bald wieder. »Ich hatte dir doch gesagt, du sollst dich frisch machen! Dein Gebieter erwartet dich!« Sie blieb so lange, bis ich den blauen Négligé-Fummel anzog, dann musste ich ihr in die obere Etage folgen. In einem Flur ließ sie mich warten. Dann kam Mabruka mit finsterem Gesicht, sie stieß mich brutal in einen Raum und schloss die Tür hinter mir.
    Er war nackt, lag ausgestreckt auf einem großen Bett mit beigefarbenen Laken, in einem fensterlosen Raum von der gleichen Farbe, so dass es aussah, als hätte er sich in den Sand gebuddelt. Das Blau von meinem Hemd kontrastierte mit diesem Hintergrund. »Na komm, meine Nutte!«, sagte er und breitete die Arme aus. »Komm, hab keine Angst!« Angst? Ich war über alle Angst hinaus. Ich fühlte mich, als ginge ich zur Schlachtbank. Mich durchzuckte kurz der Gedanke zu fliehen, aber ich wusste ja, Mabruka lauerte hinter der Tür. Ich rührte mich nicht, da sprang er auf, war mit einem Satz bei mir, packte meinen Arm, schleuderte mich aufs Bett und warf sich auf mich. Ich versuchte ihn zurückzustoßen, aber er war schwer, ich schaffte es nicht. Er biss mir in den Hals, in die Wangen, die Brust. Schreiend schlug ich um mich. »Halt still, du dreckiges kleines Aas!« Er versetzte mir Hiebe, zerquetschte mir die Brüste, dann zerrte er mein Négligé hoch, hielt mir beide Arme fest und drang brutal in mich ein.
    Nie werde ich das vergessen. Er hat meinen Körper geschändet, und meine Seele hat er mit einem Dolch durchbohrt. Die Klinge ist niemals wieder herausgekommen.
    Ich war wie ausgelöscht, hatte keine Kraft mehr, ich bewegte mich nicht einmal mehr, ich weinte. Er richtete sich auf, nahm eine kleine rote Serviette, die in Reichweite seiner Hand lag, und strich sie mir durch die Schenkel, dann verschwand er im Bad. Später sollte ich erfahren, dass dieses Blut ihm kostbar war für eine Zeremonie Schwarzer Magie.
    Ich habe drei Tage lang geblutet. Galina kam an mein Bett und pflegte mich. Sie streichelte mir die Stirn, sagte mir, dass ich innere Verletzungen hätte. Ich beklagte mich nicht. Ich stellte keine Fragen mehr. »Wie könnt ihr das einem Kind antun? Das ist ja grauenvoll!«, hatte sie zu Mabruka gesagt, als die mich zu ihr brachte. Doch Mabruka war das egal. Ich rührte kaum die Nahrung an, die man mir ins Zimmer brachte. Ich lag da wie tot. Farida ignorierte mich.
    Am vierten Tag kam Salma mich holen: Der Meister verlangte nach mir. Mabruka führte mich in sein Zimmer. Und er hat es wieder getan, mit der gleichen Brutalität und denselben erniedrigenden Worten. Wieder blutete ich heftig, und Galina warnte Mabruka: »Dass ihr sie mir nicht noch einmal anrührt! Ein weiteres Mal wäre gefährlich.«
    Am fünften Tag brachte man mich in aller Frühe in sein Zimmer. Er war beim Frühstück: Knoblauchzehen und Melonensaft, Kekse zu einem Tee mit Milch von Kamelstuten. Er legte eine Kassette in einen abgenutzten Rekorder, alte Beduinengesänge, und forderte mich auf: »Los, tanz, Hure! Tanz schon!« Ich zögerte. »Na los, fang an!« Er klatschte in die

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