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Niemand hört mein Schreien: Gefangen im Palast Gaddafis (German Edition)

Niemand hört mein Schreien: Gefangen im Palast Gaddafis (German Edition)

Titel: Niemand hört mein Schreien: Gefangen im Palast Gaddafis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annick Cojean
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mich: »Woher stammt deine Familie?«
    »Aus Zliten.«
    Sein Gesicht blieb unbewegt. »Bereitet sie vor!«, befahl er und verließ den Raum. Mabruka gab mir zu verstehen, dass ich mich auf eine Bank in einem als Salon eingerichteten Bereich setzen sollte. Die beiden anderen Frauen kamen nun auch herein, sie schienen sich hier wie zu Hause zu fühlen. Faiza lächelte mich an, kam dann zu mir, fasste mich vertraulich beim Kinn: »Hab keine Angst, kleine Soraya!«, dann verschwand sie lachend. Mabruka war am Telefon. Ich hörte sie Anweisungen geben und praktische Details für die bevorstehende Ankunft von jemandem, vielleicht einem Mädchen wie mir, denn ich hörte, wie sie sagte: »Bringt sie hierher.«
    Dann legte sie auf und wandte sich zu mir: »Komm mit! Wir werden mal deine Maße nehmen, um dir Kleider zu besorgen. Welche Körbchengröße hast du?« Ich war perplex. »Ich ... Ich weiß nicht. Mama kauft mir immer alle Sachen.« Sie wirkte gereizt und rief nach Fathia, einer komischen Gestalt,die die Stimme und die Statur eines Mannes hatte, aber den imposanten Busen einer Frau. Fathia maß mich mit Blicken, dann gab sie mir einen Klaps auf die Hand und zwinkerte mir zu. »Das ist also die Neue? Woher kommt sie?« Sie legte mir ein Zentimetermaß um die Taille und die Brust, wobei sie mir ihre eigene unters Kinn schob. Dann notierten Mabruka und sie meine Maße und verließen beide den Bus. Ich blieb allein zurück, ich traute mich weder zu rufen noch mich zu rühren. Es wurde dunkel. Und ich begriff überhaupt nichts mehr. Was würde Mama denken? Hatte man ihr Bescheid gesagt wegen der Verspätung? Was würde hier jetzt geschehen? Und wie käme ich nach Hause?
    Nach einer ganzen Weile tauchte Mabruka wieder auf. Ich war erleichtert, sie zu sehen. Sie fasste mich wortlos beim Arm und führte mich in einen Laborbereich, wo eine blonde Krankenschwester mir Blut abnahm. Dann brachte Fathia mich in ein Badezimmer. »Zieh dich aus! Du bist behaart, das müssen wir alles wegmachen.« Sie strich mir eine Enthaarungscreme auf Arme und Beine und fing an, mich zu rasieren mit der Bemerkung: »Die Schamhaare lassen wir stehen.« Ich war bestürzt und schämte mich, aber da ich in alldem ja irgendeinen Sinn finden musste, hab ich mir gesagt, bestimmt hat das was mit der Gesundheit zu tun bei allen, die mit dem Führer in näheren Kontakt kommen. Man warf mir einen Bademantel über und brachte mich zurück in den Salon. Mabruka und Salma – sie trug immer noch ihren Revolver am Gürtel – setzten sich neben mich.
    »Wir werden dich jetzt ankleiden, wie es sich gehört, dich schminken, und dann kannst du zu Papa Muammar hinein.«
    »Und das alles, um Papa Muammar zu begrüßen? Aber wann werde ich zu meinen Eltern zurückkehren?«
    »Danach! Erst musst du deinen Gebieter begrüßen.«
    Man zog mir einen String-Tanga an – so was hatte ich noch nie gesehen –, ein seidig glänzendes weißes Kleid, das seitlich geschlitzt war und auf der Brust und im Rücken tief ausgeschnitten. Mein offenes Haar fiel mir bis auf den Po herab. Fathia schminkte mich, parfümierte mich und fügte noch ein wenig Gloss auf die Lippen hinzu, was Mama mir nie erlaubt hätte. Mabruka prüfte meine ganze Erscheinung mit strengem Blick, dann nahm sie mich bei der Hand und führte mich in den Flur. Vor einer Tür blieb sie stehen, öffnete sie und schob mich hinein.
    Gaddafi saß nackt auf seinem Bett. Wie entsetzlich! Ich verbarg meine Augen und wich wie vor den Kopf geschlagen zurück. Ich dachte nur: Was für ein grässlicher Irrtum! Wie konnte ich in diesem Augenblick ...! O mein Gott! Ich drehte mich um, Mabruka stand in der Tür, ihr Gesicht war hart. »Er hat ja gar nichts an!«, flüsterte ich total verstört, in dem Glauben, sie hätte es nicht bemerkt. »Geh rein!«, herrschte sie mich an und drängte mich zurück. Da ergriff er meine Hand und zwang mich, mich neben ihn auf das Bett zu setzen. Ich wagte nicht, ihn anzusehen. »Dreh dich um, du Hure!«
    Dieses Wort. Ich wusste nicht genau, was es bedeutete, aber ich ahnte, es war ein schlimmes, ein vulgäres Wort, ein Wort, das eine verachtenswerte Frau bezeichnete. Ich rührte mich nicht. Er versuchte, mich zu sich umzudrehen. Ich leistete ihm Widerstand. Er zog an meinem Arm, meiner Schulter. Mein ganzer Körper spannte sich. Da drehte er gewaltsam meinen Kopf zu sich, indem er mich an den Haaren zog.
    »Hab keine Angst. Ich bin dein Papa, so nennst du mich doch, nicht wahr? Aber ich bin

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