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Niemand hört mein Schreien: Gefangen im Palast Gaddafis (German Edition)

Niemand hört mein Schreien: Gefangen im Palast Gaddafis (German Edition)

Titel: Niemand hört mein Schreien: Gefangen im Palast Gaddafis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annick Cojean
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zu mir heran, um mich in ihren Tanz hineinzuziehen, streifte meine Hüfte, schob einen Schenkel zwischen meine Beine, hielt mich dazu an, unsere Bewegungen zu synchronisieren. »Ja, ja, meine Schlampen!«, schrie der Führer.
    Dann zog er sich aus, bedeutete mir, ich solle weitertanzen, und rief Amal. Sie ging zu ihm und begann, ihm den Penis zu lutschen. Ich konnte nicht glauben, was ich da sah. Voller Hoffnung fragte ich: »Kann ich jetzt gehen?«
    »Nein! Komm her, du Schlampe!«
    Er zog mich an den Haaren, zwang mich, mich neben ihn zu setzen, und küsste mich, vielmehr er verschlang mein Gesicht, während Amal sich weiter betätigte. Und während er mich noch immer an den Haaren hielt: »Schau dir genau an, wie sie das macht. Dasselbe wirst du auch tun müssen.« Er dankte Amal und bat sie, die Tür hinter sich zu schließen. Dann warf er sich auf mich und biss sich eine ganze Weile an mir fest. Mabruka kam und ging, als wenn nichts wäre. Sie überbrachte ihm Nachrichten – »Laila Trabelsi bittet Sie, sie anzurufen« –, bis zu dem Augenblick, wo sie sagte: »Jetzt machen Sie mal Schluss. Sie haben noch was anderes zu tun.« Ich war sprachlos. Die konnte ihm anscheinend alles sagen. Ich glaube sogar, dass er Angst vor ihr hatte. Er ging ins Bad, tauchte in den Whirlpool, in den sie schon Wasser eingelassen hatte, und rief mir zu: »Gib mir ein Handtuch.« Sie lagen in seiner Reichweite, aber er wollte, dass ich ihn bediene. »Mach mir Parfum auf den Rücken.« Dann wies er auf eine Klingel neben dem DVD-Player. Ich drückte darauf, und im gleichen Augenblick kam Mabruka herein. »Gib der kleinenSchlampe ein paar Videos, damit sie kapiert, was sie zu tun hat!«
    Fünf Minuten später kam Salma in mein Zimmer mit einem Player, den sie einem anderen Mädchen weggenommen hatte, und einem Stapel DVDs. »So, hier hast du ein paar Pornos. Sieh sie dir gut an und lern was daraus! Der Meister wird wütend, wenn du dich da nicht auskennst. Das sind deine Hausaufgaben!«
    Die Schule ... Mein Gott, wie fern das alles schon war! Ich ging mich duschen. Amal, obwohl sie ihr eigenes Zimmer hatte, kam zu mir und richtete sich in dem zweiten Bett ein. Seit einer Woche hatte ich mit niemandem mehr gesprochen, und ich konnte nicht mehr vor Angst und Einsamkeit. »Amal, ich weiß nicht, was ich hier soll. Das ist nicht mein Leben, es ist nicht normal. Mama fehlt mir in jedem Augenblick. Kann ich nicht wenigstens mal mit ihr telefonieren?«
    »Ich rede mit Mabruka.«
    Erschöpft schlief ich ein.
    Es klopfte an meine Tür, und Salma trat unvermittelt ein. »Geh nach oben, so wie du bist! Schnell! Dein Herr will dich sehen!« Es war acht Uhr morgens, ich hatte nur wenige Stunden geschlafen. Auch Gaddafi war offensichtlich gerade erst aufgewacht. Er lag noch im Bett, mit zerzausten Haaren, und räkelte sich. »Komm her, meine Schlampe!« Salma stieß mich brutal zu ihm hin. »Und du, bring uns das Frühstück ans Bett.« Er hat mir meinen Jogginganzug heruntergerissen und ist rabiat auf mich gesprungen. »Hast du dir die Filme angesehen, du kleine Schlampe? Dann zeig mir, was du gelernt hast!« Er brüllte und biss mich überall. Und vergewaltigte mich ein weiteres Mal. Dann stand er auf, um seine Knoblauchzehezu essen, so dass er ständig einen ekelhaften Atem hatte. »Jetzt hau ab, du Schlampe.« Beim Hinausgehen traf ich auf Galina und noch zwei andere ukrainische Krankenschwestern, die gerade sein Zimmer betreten wollten. An diesem Morgen habe ich begriffen, dass ich es mit einem Wahnsinnigen zu tun hatte.
    Doch wer wusste das? Papa, Mama, die Libyer ... Keiner von ihnen ahnte, was in Bab al-Aziziya vor sich ging. Sie hatten alle eine Heidenangst vor Gaddafi, weil jeder Widerstand, jede kritische Äußerung eine Gefängnisstrafe oder die Verurteilung zum Tode bedeuten konnte und er auch tatsächlich furchteinflößend war, selbst wenn wir ihn Papa Muammar nannten und die Nationalhymne vor seinem Porträt sangen. Und dann sich vorstellen zu müssen, was er mir angetan hatte ... Es war so demütigend, so verletzend, so unglaublich. Ja, genau. Es war unglaublich! Also würde mir auch niemand glauben! Denn es handelte sich um Muammar, und nicht nur war ich entehrt, sondern ich würde auch noch für verrückt erklärt werden.
    Über alle diese Dinge zerbrach ich mir den Kopf, als Amal im Türrahmen erschien: »Komm, sitz nicht da rum, wir machen einen kleinen Rundgang.« Wir sind raus in den Korridor, dann ein paar Stufen hoch und

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