Niemand ist ohne Schuld - Dark village ; 3
keine Sekundeâ, sagte Lena Kristine Sigvardsen Moe mit einem Nachdruck in der Stimme, der die anderen aufhorchen lieÃ. Jemand hustete nervös, ein anderer raschelte mit seinen Papieren, die vor ihm auf dem Tisch lagen.
Der Ermittlungsleiter nahm noch einen Schluck Kaffee. Er lächelte, die unangenehme Stille im Raum schien ihm nicht das Geringste auszumachen. Er war mittelgroà â ein untersetzter Mann mit kantigem Kopf und flach anliegendem grauem Haar.
Meine Meinung kümmert ihn einen ScheiÃ, dachte Lena Kristine Sigvardsen Moe und merkte, dass sie das ärgerte. Eigentlich war sie es gewöhnt, mit vorurteilsbeladenen Kerlen umzugehen. Sie sollte sich nicht derart provozieren lassen.
âIch weiÃ, dass Sie persönlich betroffen sindâ, sagte der Ermittlungsleiter schlieÃlich. âUnd das ist nicht verwunderlich. Dypdal ist ein kleiner Ort. Ist es für Sie ein Problem, in diesen Fall involviert zu sein?â
âNein.â
âWir können Ihnen gern andere Aufgaben geben. Sie könnten sich den Fall Katie Wilson und den Revolver vornehmen. Damit sind wir auch noch keinen Schritt weiter. Ein unvoreingenommener Blick und neue Ideen sind auf jeden Fall hilfreich.â
âNein.â
âSind Sie sicher?â
Lena Kristine Sigvardsen Moe stellte eine Gegenfrage: âWarum hat er sie ausgezogen?â
Der Ermittlungsleiter sah sie eine Sekunde länger als nötig an, dann seufzte er. âEr hat sie ausgezogen, weil er befürchtete, dass Fasern seiner Kleidung an ihrer hängen bleiben würden.â
âDie meisten Leute machen sich keine Gedanken um Fasernâ, sagte Lena Kristine Sigvardsen Moe.
âDoch, das tun sieâ, sagte der Ermittlungsleiter. â Die meisten Leute â¦â, er zeichnet mit den Fingern Anführungszeichen in die Luft, âgucken Fernsehen. Sieben Tage die Woche sehen sie sich Krimis an, CSI und CIA und wie die alle heiÃen. Die meisten Leute wissen fast genauso viel über technische Spuren wie ein durchschnittlicher Polizist.â
âEhemmm.â
Ganz hinten im Raum meldete sich der jüngste Kripobeamte zu Wort.
âJaâ, sagte der Ermittlungsleiter. âWas gibt es, Kruse?â Seine Stimme quoll nicht gerade über vor Wohlwollen.
Kruse ergriff trotzdem die Chance. âAlsoâ, sagte er, âdas Ganze hier, also der Fall, hat ziemliche Ãhnlichkeit mit einer Fernsehserie. Das ist eins zu eins Twin Peaks.â
âTwin was?â, hakte Polizeimeister Birger Olsen nach.
â Twin Peaksâ, sagte Kruse. âDavid Lynch. Eine amerikanische Serie aus den frühen Neunzigern. Gibtâs auf DVD. Ein junges Mädchen wird in einem Fluss gefunden. Tot und in Plastik verpackt. In einem kleinen Nest. Genau wie hier.â
âWar sie nackt?â, fragte Lena Kristine Sigvardsen Moe.
âDas weià ich nicht mehr.â
âIst das ein Film, der allgemein zugänglich ist?â, fragte der Ermittlungsleiter.
âEs ist eine Serieâ, sagte Kruse. âKein Film. Aber klar, jeder kann sich die aus dem Internet downloaden, gut möglich, dass es die hier auch in den Läden gibt. Oder dass die Videothek sie verleiht.â Er sah Sigvardsen Moe an. âHat Dypdal überhaupt eine Videothek?â
Am liebsten hätte sie ihm eine bissige Antwort gegeben. Seine herablassende Art ging ihr auf die Nerven. Sie schluckte.
â 7-Eleven verleiht DVDs.â
âÃberprüfen Sie, ob 7-Eleven oder sonst irgendein Laden im Ort die DVD führtâ, sagte der Ermittlungsleiter zu Kruse. âUnd sehen Sie sich das an. Suchen Sie nach Ãhnlichkeiten zu unserem Fall.â
2
Trines Wand.
Inzwischen lagen dort nicht mehr so viele Blumen. Anfangs war es ein richtiges Blumenmeer gewesen, bis zu zwei Meter von der Mauer weg, mit Teelichtern dazwischen. Daraufhin hat der Direktor die Schüler jedoch aufgefordert, keine Kerzen mehr anzuzünden. Es bestand Brandgefahr, wenn sie so kreuz und quer zwischen den Pflanzen standen.
Trines Wand.
Sie war an der Stelle, wo der Flur sich verbreiterte und in die Cafeteria überging. Drei Fotos von Trine hingen in kurzem Abstand nebeneinander. Ein Porträt, eins von einem FuÃballspiel und eins, das sie mit Vilde, Benedicte und Nora zeigte. Es stammte aus dem letzten Jahr. Sie hatten sich die Arme um die Schultern gelegt und sahen glücklich aus.
Trines Wand.
Benedicte stand
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