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Niemand kennt mich so wie du

Niemand kennt mich so wie du

Titel: Niemand kennt mich so wie du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna McPartlin
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sie.
    «Ach komm», antwortete Eve. «Das steckt sicher noch irgendwo.»
    «Und was ist mit dir, Eve? Bist du noch das Mädchen von damals?» Sie konnte eine gewisse Schärfe in ihrem Tonfall nicht verbergen.
    «Nein, nicht wirklich, es wird dich freuen zu hören. Aber niemand verändert sich grundlegend – wir sind, was wir sind.»
    Lily nickte zustimmend. «Du schläfst also mit einem verheirateten Mann?», fragte sie ihre alte Freundin, und Eve lachte leise.
    «Darauf bin ich nicht gerade stolz …», sagte sie.
    «Ich habe gelesen, dass du dir in Amerika was aufgebaut hast», sagte Lily.
    Aha. Sie hat mich also doch gegoogelt. «Ja. Ein Leben voller Arbeit und sonst nichts. Ich war es leid.»
    «Und Ben Logan?»
    Eves Augen füllten sich mit Tränen, und Lily tat es augenblicklich leid, dass sie das Thema überhaupt angeschnitten hatte.
    «Ich habe versucht, die Zeit zurückzudrehen. Es hat nicht funktioniert», sagte Eve, und damit war das Gespräch beendet.
    Eves Schulter stellte das größte Problem dar. Sie weinte, als Lily sie wusch, denn so behutsam sie auch vorging, selbst die sanfteste Berührung fühlte sich an wie Messerstiche. Als Eve endlich frisch gewaschen war und nackt unter dem Badetuch lag, stellte Lily die Tüte mit den Sachen aus dem Einkaufszentrum auf den Stuhl. Sie holte drei Nachthemden heraus, zwei weiche Wollschals und Baumwollunterwäsche.
    «Das ist doch nicht nötig!», sagte Eve.
    «Ich lasse dich hier sicher nicht in Papierzeug rumliegen. Danny würde mich umbringen», sagte Lily, als täte sie all das für einen toten Mann und nicht für die Frau, die vor ihr lag.
    «Danke», sagte Eve und bemühte sich, nicht gleich wieder loszuweinen.
    Weil Eves rechter Arm so gut wie unbeweglich war, hatte Lily die Nachthemden drei Nummern zu groß gekauft. Sie suchte sich eins aus und trennte einen schmalen Träger ab, damit sie es Eve über den Kopf ziehen konnte, ohne Schulter oder Arm bewegen zu müssen. Sie zog den Stoff über Eves steifen Arm und verknotete die zerschnittenen Trägerenden.
    «Sehr raffiniert», sagte Eve.
    «Das ist aber noch nicht alles!» Lily nahm zwei große Sicherheitsnadeln aus der Tüte. «Es sieht noch viel besser aus, wenn es wirklich passt.»
    Sie raffte den überschüssigen Stoff zusammen und steckte ihn an beiden Seiten fest. Sie trat zurück und betrachtete ihr Werk.
    «Sehr hübsch», sagte sie. «Möchtest du eine Stola?» Sie hielt eine hübsche dunkelgraue Baumwollstola hoch.
    Eve nickte, und Lily legte ihr das Tuch um die Schultern.
    «Ich bin dir wirklich dankbar», sagte Eve, als Lily sie mit Parfüm besprühte.
    «Gern geschehen.» In dem Augenblick, als Lily die Vorhänge wieder aufzog, betrat Clooney das Krankenzimmer.
    «Clooney!», sagte Eve zutiefst erschrocken, und Clooneys Gesichtsausdruck verriet Lily, dass es ihm ganz genauso ging.
    «Oh, Eve, was ist mit dir passiert?»
    «Was tust du hier?», fragte sie und fing wieder an zu weinen, diesmal jedoch nicht, weil sie sich um Ben Sorgen machte, weil sie unter Schmerzen litt oder verzweifelt war, sondern weil sie so unglaublich froh war, ihren Bruder zu sehen.
    Er beugte sich zu ihr und küsste sie auf die Stirn. Dann zog er sich einen Stuhl heran und setzte sich zu ihr ans Bett.
    «Als ob ich nicht kommen würde!», sagte er.
    «Dann liege ich wohl im Sterben», scherzte sie.
    «Also wenn dem so ist, dann sieht es echt schmerzhaft aus.»
    Eves Blick wanderte von Clooney zu Lily. «Das hättest du nicht tun sollen, aber danke!»
    Clooney sah Lily an, und ein breites Strahlen ging über sein Gesicht. Sie lächelte zurück, nickte zum Abschied und ließ die beiden allein.
    «Natürlich! Sie ist deine alte Freundin, und ich bin dein Bruder», sagte er. Eve sah ihm in die gehetzt wirkenden Augen und war froh, dass er nicht mehr in Afghanistan war. Auch wenn sie sich fast hatte umbringen lassen müssen, um ihn nach Hause zu locken.
     
    Lilys Nachricht hatte Clooney erst am Vorabend erreicht. Er war den ganzen Tag über von einer Besprechung zur nächsten gehetzt, und das Telefon stand währenddessen auf lautlos. Sein Fahrer erzählte gerade von einem Bombenanschlag, der sich am selben Tag ereignet hatte. Eine Frau hatte sich einer Gruppe amerikanischer Soldaten genähert und sich selbst in die Luft gesprengt. Ganz eindeutig hatten die Soldaten getötet werden sollen, doch aus irgendeinem Grund war die Bombe nicht so losgegangen wie geplant, und während die Frau sich selbst in Stücke riss, waren die

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