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Niemand kennt mich so wie du

Niemand kennt mich so wie du

Titel: Niemand kennt mich so wie du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna McPartlin
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Soldaten nur zu Boden geworfen worden. Sie hatten Glück gehabt, im Gegensatz zu der Attentäterin, die nicht sofort starb, sondern langsam auf offener Straße verblutete. Aus Angst vor einer zweiten Detonation hielten sich Soldaten und Passanten von ihr fern, und einem Gerücht zufolge war ein streunender Hund, der zuerst ihr Blut aufgeleckt und dann das Bein gehoben hatte, ihre einzige Begleitung auf dem Weg zu Allah gewesen. Abgehärtet von Geschichten dieser Art, achtete Clooney nicht besonders auf das, was sein Fahrer ihm erzählte, denn er war einfach nur erschöpft von einem Tag voll endloser, sich ständig wiederholender, frustrierender Besprechungen.
    Clooney spürte bereits seit geraumer Weile eine gewisse innere Unruhe. Auch bei ihm hatte der Aufenthalt in Irland das Bedürfnis nach Veränderung hervorgerufen, doch im Gegensatz zu seiner Schwester war Clooney mit diesem Gefühl vertraut, denn er hielt es nie allzu lange an einem Ort oder bei ein und demselben Job aus. Er war nun schon seit zwei Jahren in Afghanistan, und das waren zwei Jahre zu viel. Er hatte die Nase voll von Sicherheitskontrollen, Wachpersonal, Restriktionen, Staub und Tod. Er träumte von einem exotischen Klima, von üppigem Grün, weißen Stränden, von wolkenlosem Himmel und blauem Meer. Er träumte von Ruhe und Stille. Er war die Diskussionen über Fördergelder, Finanzierungen und Vertriebskanäle leid. Dabei zuzusehen, wie der Krieg Leben und Existenzgrundlagen zerstörte und aufrechte Menschen zu Bettlern und Dieben machte, war eine ungeheure seelische Belastung für ihn. Vor dem Tod seines Vaters war er Zeuge der Entführung zweier amerikanischer Unternehmer geworden. Durch eine Bombenexplosion wurde ihr Wagen am Straßenrand aufs Dach geworfen, aus dem Nichts tauchten Angreifer auf, und die Sicherheitsmänner, die aus dem verunglückten Fahrzeug kletterten, wurden auf offener Straße erschossen. Clooneys Wagen befand sich drei Autos hinter dem Angriffsziel. Während sein Fahrer wendete, um sie in Sicherheit zu bringen, drehte Clooney sich um und sah durch die Heckscheibe, wie die verletzten Amerikaner in einen wartenden Minibus gezerrt wurden. Der Bus raste davon, Staubwolken wirbelten auf, und schon waren die Männer verschwunden. Clooney wusste, dass er nie wirklich in Gefahr gewesen war – der Angriff war gezielt ausgeführt worden –, doch der Vorfall hatte enorme Wirkung auf ihn, vor allem weil später einer der Entführten geköpft wurde. Clooney hatte sich zwar im Laufe der Jahre zu permanenter Vorsicht erzogen, aber er hatte noch nie zuvor echte Angst verspürt, egal wie haarig die Situationen auch gewesen waren. Der Vorfall wirkte auf ihn wie ein Gift, das sich langsam in seinem System ausbreitete. Es raubte ihm den Schlaf und ließ ihn schneller altern. Ich will hier nicht mehr bleiben . Seit seinem kurzen Aufenthalt in Irland hatte er an einem Ausstiegsplan gefeilt, und dazu gehörte auch die Trennung von Stephanie, einer amerikanischen Journalistin, die in dem Zimmer am Ende des Flurs wohnte. Sie waren seit einem Jahr mehr oder weniger zusammen. Es war ein sehr lockeres Verhältnis. Oft verschwand sie auf der Jagd nach Geschichten tage- oder wochenlang mit ihrem allzeit bereiten Kameramann George. Als sie einmal über einen Monat lang wegblieb, dachte Clooney schon, sie wäre womöglich nach Hause zurückgekehrt, dabei hatte sie sich in eine Story verbissen, die sie bis nach Pakistan führte. Er mochte Stephanie sehr. Sie war draufgängerisch und amüsant. Sie hatte in Afghanistan eigentlich nichts verloren, erst recht nicht als Frau, doch im Grunde konnte man von ihm und jedem anderen Ausländer hier dasselbe sagen. Stephanie entstammte einer großen Familie mit militärischem Hintergrund und zahlreichen Söhnen. Generationen von Familienmitgliedern hatten in Kriegen auf der ganzen Welt gekämpft. Es lag ihr im Blut, ein Teil der Truppe zu sein, und sie schien sich in chaotischen Verhältnissen wohlzufühlen – sehr viel wohler jedenfalls als Clooney, der seine Karriere damit begonnen hatte, tagsüber Elendsquartiere durch feste Häuser zu ersetzen und nachts betrunken in irgendwelche Pools zu springen.
    An jenem Abend ging er zurück in sein Hotel und aß alleine auf dem Zimmer. Stephanie klopfte an seine Tür, als er gerade mit dem Essen fertig war. Sie war über eine Woche verschwunden gewesen. Er ließ sie herein, und sie küsste ihn.
    «Wie ist es gelaufen?», wollte er wissen.
    «Eine einzige

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