Niemand lebt von seinen Träumen
Gangster.«
»Feine Leute kennst du.« Frank Barron staunte. »Und was soll dieser Jack Crecco?«
»Uns helfen.«
»Der Gangster?«
»Eben! Ich kenne ihn, habe ihn von meinem New Yorker Büro aus ein paarmal mit Erfolg verteidigt. Sein Spezialgebiet ist der Menschenschmuggel.«
»Sympathischer Bursche.«
»Und was für einer.« Dr. Yenkins lachte laut und nahm einen Schluck aus seinem Whiskyglas. »Zu mir ist er wie ein guter Freund. Er verdankt mir mindestens fünfzehn Jahre Freiheit, die ich für ihn herausholen konnte. Das verpflichtet. Wenn ich Crecco einschalte, holt er deine Susanne unbemerkt wie eine Schachtel Zigaretten in die USA!«
Frank Barron sah Dr. Yenkins kritisch an. Susanne in den Händen eines berüchtigten Gangsters, das war ein Gedanke, der ihn abstieß. Aber wenn Yenkins den Plan faßte, mußte er gefahrlos sein.
»Du meinst, dieser Himmelhund Crecco könnte Susanne ins Land schmuggeln?« fragte er und steckte sich vor innerer Erregung noch eine Zigarette an.
»Und wie der das kann. Allerdings –« Dr. Yenkins sah Frank groß an, »es würde nicht gerade eine Kleinigkeit kosten.«
»Das muß getragen werden.« Frank dachte an McCray, seinen Chef, der ihm jegliche mögliche finanzielle Unterstützung angeboten hatte. »Aber wie soll Crecco mit Susanne bekannt werden?«
»Das ist das Schwierigste an der ganzen Sache.«
Yenkins schlug das Aktenstück zu und lehnte sich in seinem Sessel weit zurück. Sich konzentrierend sah er an die getäfelte Decke seines Arbeitszimmers.
»Aus den USA ist Crecco nicht wegzukriegen. Er kann also deinen Darling nicht von Europa abholen. Es bliebe nur der Weg, daß Susanne hierherkommt.«
»Das ist es ja!« Barron sprang auf und wanderte im Zimmer hin und her. »Erst hierher kommen! Wenn sie draußen bei Coney Island liegt, bekomme ich sie schon aufs Festland. Da können die Einwandererbehörden die ganze Upper Bay von New York absperren, ich bekomme sie herein! Aber wie soll sie erst einmal bis hierher kommen? Ohne Einreisevisum kommt sie in Deutschland auf kein Schiff.«
Dr. Yenkins wiegte den schmalen, intelligenten Kopf hin und her. Seine langen Hände mit den sehnigen Fingern spielten mit dem großen versilberten Tischfeuerzeug.
»Man muß das einmal in Ruhe überlegen«, meinte er. »Was ist deine Susanne denn von Beruf?«
»Sie studiert noch. Kunstgeschichte.«
»Das ist ungünstig! Studentinnen haben wir in Amerika genug. Bitter, bitter …«
Dr. Yenkins blies den Rauch einer Camel an die Decke und hüllte sich in Schweigen. Frank stand an dem großen Fenster, von dem aus man einen wundervollen Ausblick über den Erie-See hatte. Seine Finger trommelten nervös gegen die Scheibe.
»Es muß einen Weg geben, Percy«, sagte er leise. »Es muß! Verstehst du mich? Und wenn ich zu Präsident Truman persönlich gehe! Man kann zwei Liebende nicht durch ein unmenschliches Gesetz trennen!«
Dr. Yenkins schnellte plötzlich empor. »Das könnte eine Möglichkeit sein …«
Er hatte mehr zu sich selbst gesprochen. Doch Frank war es nicht entgangen. Sofort griff er das Stichwort auf. »Von welcher Möglichkeit sprichst du?«
»Was ich dir jetzt vorschlage, Frank, kann mich, wenn es je bekannt wird, meine Anwaltserlaubnis kosten. Und, bei Gott, keinem anderen würde ich diesen Weg weisen. Aber auf legale Weise scheint deine Susanne ja nicht hierher zu bringen sein.«
»Percy, sag, was hast du dir überlegt?« drängte Frank.
»Mein Beruf bringt es mit sich, daß ich oft mit ungesetzlichen Handlungen konfrontiert werde und natürlich auch manche sogenannte Spezialisten der Branche kennenlerne. So habe ich vor zwei Jahren einen Paßfälscher verteidigt. Ich konnte ihn zwar nicht davor bewahren, daß er ins Gefängnis kam – aber er hätte ohne meine Hilfe viel länger gesessen. Das war ihm klar, und deshalb bot er mir zum Dank damals an, auch für mich da zu sein, wenn ich einmal seine Fähigkeiten benötigen sollte. Ich hätte nie gedacht, daß ich einmal in diese Verlegenheit kommen würde …«
»Und wie kann er uns helfen?«
»Ich werde ihn bitten, einen Paß auf einen amerikanischen Namen – meinetwegen Betsy Smith oder so ähnlich – zu fälschen. Diesen Paß lassen wir, zusammen mit einem ausreichenden Dollarbetrag, Susanne zukommen. Auch dafür werde ich Mittel und Wege finden. Dann dürfte es für Susanne, alias Betsy Smith, keine Schwierigkeit mehr sein, eine Passage für die Überfahrt nach Amerika zu bekommen.«
»Und was passiert,
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