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Niemand

Niemand

Titel: Niemand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Rensmann
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glaubst mir nicht?« Sie schmiegte sich schnurrend an Ninas Beine.
    »Warum sollten sie das getan haben?«, fragte Niemand.
    Nina beugte sich hinunter und kraulte die ABK hinter den Ohren, die sich daraufhin auf den Rücken rollte und sich am Bauch und am Hals streicheln ließ. Vertrauensvoll schloss sie ihre bernsteinfarbenen Augen. »Weil sie deinen Thron haben wollen. Das weiß doch jeder«, gurrte sie und genoss Ninas Streicheleinheiten sichtlich. »Die Goldgelockten-Giganten-Greislinge und die Kreischzwerge. Alle zusammen.«
    Das war unmöglich. Selbst die Kreischzwerge würden nicht so dumm sein und sich den Goldgelockten-Giganten-Greislingen anschließen.
    »Aber das ergibt keinen Sinn!«
    Nina hob die ABK hoch und ignorierte die Unterhaltung.
    »Es gibt nicht viel, was hier im Niemandsland mehr Sinn ergibt als der Wunsch der Goldgelockten-Giganten-Greislinge, deinen, mit Edelsteinen besetzten Sonnen-Thron zu besitzen.«
    »Aber du hast gesagt, die Kreischzwerge wollen den Thron.«
    Die Abrissbirnenkatze sprang von Ninas Arm herunter und setzte sich vor Niemand. »So ist es. Beide profitieren von ihrem Deal.«
    »Aber wenn Niemand nicht weiß, wie er an die Macht des Throns gelangen soll«, mischte sich Nina ein, »woher wissen es dann diese Goldgelocktendingsda?«
    »Das weiß ich nicht.« Die ABK leckte sich die rechte Pfote. »Es wird Zeit, dass Niemand seine Aufgaben übernimmt.«
    Dann wandte sich die Katze an Nina. »Sag mir Mädchen, …«
    »Nina, ich heiße Nina.«
    »Mauzimauz. Nina. Gut. Ich heiße … miau … ich habe keinen Namen.«
    »Ich könnte dich Lilly nennen«, meinte Nina, kniete sich auf den Boden und streichelte der ABK über den Kopf.
    »Aber du kannst mir keinen Namen geben«, widersprach die Abrissbirnenkatze.
    »Wieso denn nicht? ABK ist doch kein Name, das ist eine blöde Abkürzung für eine noch dämlichere Bezeichnung.«
    Die Katze legte den Kopf schief und musterte Nina. »Nun gut. Dann soll es so sein. Lilly. Damit kann ich mich anfreunden. Ich heiße also Lilly. Nun sag mir, Nina, wie lebt es sich in einem Land, wo das Essen stinkt, einen Pelz zur Schau trägt und mit dicken fetten Beinen durch die Gegend stiefelt, wo der Wind aus dem letzten Loch pfeift und Hühner in der Pfanne so lange brutzeln müssen, bis sie verrückt werden?«
    Nina zog die Stirn kraus. Auch Niemand fragte sich nun, wie Nina dort leben konnte, und wartete auf ihre Antwort.
    »Ich weiß nicht, was du meinst. Bei uns werden keine Hühner bei lebendigem Leib gebraten, und der Wind pfeift aus allen Löchern, manchmal ist er so stark, dass er Bäume umknickt und Dächer abdeckt. Und wenn das Essen stinkt, werfen wir es weg.«
    Die Abrissbirnenkatze, die von Nina auf den Namen Lilly getauft worden war, sah Niemand an.
    »Aber so erzählen wir uns hier.«
    »Dann ist es falsch.«
    »Was sagt ihr denn über uns?«, wollte Lilly wissen.
    »Ich habe noch nie etwas über dieses Land gehört. Noch nie darüber gelesen oder etwas darüber gesehen. Ich glaube nicht, dass vor mir jemand hier gewesen ist.«
    »Das«, bestimmte Niemand, »glaube ich allerdings auch.« Niemand legte seinen Arm um Ninas Schulter und zog sie mit sich. »Erzähl mir von dort.«
    Lilly rannte hinter ihnen her. »Dafür ist keine Zeit, denkt lieber darüber nach, wie ihr den Thron vor den Goldgelockten-Giganten-Greislingen und den siamesisch-verdrillingten Kreischzwergen beschützen wollt!«
    »Überhaupt Niemand und Niemand Sonst werden sich darum kümmern.«
    Mit einer Mischung aus Fauchen und Kreischen antwortete Lilly: »Die! Die haben doch keine Ahnung und keine Würde. Du musst dafür sorgen. Du. Verstehst du mich? Du bist der Herrscher des Niemandslandes.«
    Er wollte keine Aufgaben bewältigen, er wollte mit Nina zusammen sein und ihr seinen Thron zeigen. Denn dem Wunsch einer Nina widerspricht ein Niemand nicht. Die ABK sollte verschwinden und mit ihr die Verantwortung, die er für das Niemandsland trug, wer immer ihm diese auch auferlegt hatte.
    Eine Bürde, ein Fluch.
    Mit einem Mal wurde ihm bewusst, wie sehr sich alles zu verändern schien. Er konnte die Verantwortung nicht abgeben, denn er trug sie. Für Nina. Und Nina hatte der Abrissbirnenkatze einen Namen gegeben.
    Pin und Nöckel stritten nicht mehr. Der Trauerkloß war tot. Niemand und Nina waren den E-Mann-Zehen entkommen, Lilly hatte sie auf ein Minimum dezimiert. Das war gut. Und er wusste nun, dass er wie ein Junge aussah, das war besser als alles bisher Erlebte. Nein!

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