Niemand
ermahnte jedoch den Spuck-Laberkopp: »Mach das nie wieder! Sie gehört zu mir und steht unter meinem Schutz. Mein Vater wird euch zu Statuenknösel verarbeiten lassen oder an den Teufel verkaufen, wenn er davon erfährt, dass ihr eure Arbeit nicht richtig gemacht habt.«
»Aber du hast das Mädchen hierher gebracht«, sagte der Laberkopp. »Also wird er dich an den Teufel verkaufen, nicht uns. Du bist eh viel mehr wert als wir.«
»Sei leise!«, rief der andere Laberkopp, der sich bisher zurückgehalten hatte und so vor Angst schlotterte, dass die Fensterlade gegen die Hauswand klapperte.
»Aber wieso? Das wäre doch eine gute Sache, dann könnte sich der Teufel rasieren lassen und veranstaltete nicht alle paar Monate dieses Spektakel.«
»Er meint es nicht so«, sagte der rechte Laberkopp kleinlaut. »Bitte schweigt gegenüber Niemand Sonst.«
»Wir verraten nichts«, sagte Nina. »Oder, Niemand?«
Als er nicht direkt antwortete, fürchtete sie, er sei weggegangen, darum rief sie: »Niemand?«
»Ich bin hier.« Er nahm ihre Hand, die sie dankbar drückte.
»Nein, wir verraten nichts. Aber dafür müsst ihr auf sie aufpassen. Es ist eine Nina.«
Der linke Laberkopp lachte spöttisch auf: »Nina? Was ist das denn für eine Gattung? Nutzlos wie Flohpisse.«
»Hörst du jetzt endlich auf!«, schrie sein Zwillingsbruder ihn an. »Das ist ein schöner Name.«
Niemand zuckte zusammen und flüsterte: »Name. Nina ist also ein Name«. Schnell ergänzte er: »Den Vorwitzigen nennen wir Pin, den schüchternen Nöckel. Wenn das nicht tolle Namen sind!«
Pin und Nöckel nickten stolz. Dann protestierten sie über den Verrat. »Wir haben uns die nicht gegeben. Glaubst du, ich wollte Pin heißen? Pin!« Er schlug sich mit der kleinen blauen Faust vor die Stirn. Und das dadurch verursachte Geräusch klang wie sein Name.
Ninas Neugierde wuchs. Warum trugen die beiden Ladenhalter einen Namen, aber der Herrscher des Landes nicht?
»Nina muss nach Hause zurück. Ich weiß nur noch nicht wie. Fräulein Klimper vielleicht.«
»Ach, die weiß das doch nicht«, meinte Pin. »Geh zum Admiral.«
»Wer ist Fräulein Klimper?«, fragte Nina.
In diesem Moment ertönte ein leises »Pling«, als zerplatze eine Seifenblase. Und vor Nina stand eine kleine Frau – nein, eine winzig kleine Frau. Sie reichte Nina nicht einmal bis zum Knie, trug ein altrosa Kleid mit goldenen Sternen und wedelte hektisch mit einem Zauberstab in der Luft herum.
»Wer hat mich gerufen?«, piepste sie.
»Fräulein Klimper!«, rief Niemand erfreut.
»Niemand also! Wie geht es dir? Ich habe dich ewig nicht gesehen!« Sie kicherte. »Eigentlich habe ich dich noch nie gesehen. Intrigiert dein Onkel wieder? Und dein Vater? Ist er ruhig? Ach, ich wünschte, ich könnte dir helfen. Aber meine eigenen Wünsche kann ich leider nicht erfüllen.« Fräulein Klimper stampfte mit ihren nackten Füßen auf. »Ungerecht ist das alles. Immer nur Wünsche nach Geld und Gier, dabei hättest du dir längst mal einen Wunsch verdient.«
»Ist das eine Fee?«, fragte Nina.
»Fräulein Klimper ist die Klimper-Wünsche-Fee, sie erfüllt dir einen Wunsch, wenn du deine Wimper wegpustest. Sie mag mich, weil sie meine Wimpern nicht sehen kann. Vom ewigen Wünsche-Erfüllen ist sie müde, kann nicht mehr schlafen und nicht mehr essen.«
In der Tat sah Fräulein Klimper nicht wie eine glitzernde Fee, sondern wie eine übermüdete, dürre Hexe aus.
»Manche reißen sich die Wimpern absichtlich aus, nur damit Fräulein Klimper ihre Wünsche erfüllen muss«, erklärte Niemand weiter.
»So ist es! Und wer hat sich hier eine Wimper ausgerissen?« Fräulein Klimper sah zu Nina hinauf. »Knie dich zu mir, damit ich sehen kann, wo deine Wimper ist.«
Nina beugte sich zu Fräulein Klimper hinunter, die hektisch mit ihrem Zauberstab herumfuchtelte und rief: »Nicht beugen, knien. Das hab ich doch gesagt. Und langsam, sonst verlierst du sie.« Sie verdrehte die Augen. »Ach, wären doch nicht alle immer so dumm.«
Vorsichtig kniete sich Nina auf den harten Lehmboden. Fräulein Klimper kletterte auf Ninas Oberschenkel und über ihren linken Arm hoch zu ihrer Schulter. Nina kicherte, als Fräulein Klimper ihr mit dünnen Fingern über das Gesicht fuhr. »Halt doch still! Na bitte, da ist sie ja.« Auf der Spitze des Zauberstabs balancierte sie Ninas Wimper. »Wünsch dir schnell etwas, es klimpert bei mir schon wieder, irgendwo hat jemand eine Wimper verloren. Ach, es ist ein Kreuz
Weitere Kostenlose Bücher