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Niemand

Niemand

Titel: Niemand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Rensmann
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dieses Pfui-bäh-Nina-Wesen habe ihn verhext. Mit einem wütenden Schrei sprang er auf, wischte sich übers Gesicht und hetzte hinter Nina und ihren Gefährten her, wählte jedoch dann einen anderen Weg. Er musste vor ihnen den Thron erreichen. Der Kloß in seinem Hals blieb – und auch die Einsamkeit verließ ihn nicht.
      
    Worauf Niemand Sonst nicht geachtet hatte, war der Abdruck, den sein Gesicht im Moos hinterlassen hatte.

69.

    Kein Kreischen und Stampfen, Grummeln und Schnaufen, Pupsen und Grunzen, Hämmern, Geifern und Graulen, Grölen, Flöten, Orgeln, Stöhnen, Singen, Trällern, Lachen, Rauschen, Blöken und Wispern, Schluchzen, Gickeln, Säuseln, Gluckern und Tröten, Schniefen, Zischen und Zwitschern, Schnattern und Labern, Gackern, Singen und Summen, Tuscheln und Flüstern.
    Mucksmäuschenstill folgten die Niemandsländer Niemand – ihrem unsichtbaren Herrscher. Eine Rolle, mit der sich Niemand nicht identifizierte. Er glaubte nicht, mehr als ein Junge zu sein, dessen Mutter eine wichtige Rolle in diesem Land gespielt hatte, das er regieren sollte. Wie sie Niemand Sonst erschaffen hatte und ihn, das blieb ihm ein Rätsel.
    Noch.
    Vielleicht wollte er auch gar keine Antworten darauf.
    Noch nicht.
    Niemand fühlte sich überfordert und er sehnte sich nach Nina.
    Alles drehte sich in seinem Kopf. Er war ein verliebter Junge, ohne Plan und Wissen. Wie sollte er ein Land regieren? Das war doch alles Quatsch!
    »Du darfst nicht so viel an dir zweifeln. Nicht alle, aber viele der Niemandsländer können es riechen, und Kümmel wissen nur die Ältesten unter ihnen zu schätzen.« Der Nikolaus flüsterte Niemand ins Ohr und legte eine Hand auf seine Schulter. »Dein Weg ist lang. Keiner der dir Folgenden verlangt Perfektion, aber Gerechtigkeit. Sichere dich ab, dann fühlst du dich besser.«
    Niemand sah den Nikolaus von der Seite an. Er lächelte unter seinem buschigen Bart und zwinkerte Niemand zu. »Habe Vertrauen«. Niemand lächelte zurück, was der Nikolaus nicht sah. Dann drehte er sich zu den Niemandsländern um und rief: »Wartet!«
    Nicht alle blieben sofort stehen. Die Babbelfritzen babbelten weiter vor sich hin, die Besseren Hälften kladderten mit Tusnelda Laberbacke und gingen an Niemand vorbei, bis sie bemerkten, dass sie sich von der Gruppe entfernten. Eine Schar Butterflügelchen umschwirrte neugierig die Niemandsländer. Ein Knallkopp knallte gegen seinen Vordermann – ausgerechnet einem Meckersack, der daraufhin zu meckern begann, bis eine Stimme sie zur Ruhe aufrief: Überhaupt Niemand. Niemands intriganter Onkel war reumütig hinter der Gruppe hergeschlichen – sein überzuckertes Marzipanodeur verstärkte sich, als er nun zögerlich auf Niemand zuging.
    Niemand blieb misstrauisch, zu lange hatte Überhaupt Niemand ihm übel mitgespielt. Er beachtete seinen Onkel nicht, als er sich neben den Nikolaus stellte, nur zu identifizieren durch seine geruchsstarke Korona – wie Niemand.
    »Wem kann ich vertrauen?«, fragte Niemand den Nikolaus.
    Der Nikolaus antwortete nicht. Er trat ein Stück zurück und gab Niemand den Weg zu seinem Onkel frei.
    Nein, ihm würde Niemand niemals vertrauen.
    »Du gehst mit ihm«, ordnete Niemand an.
    Der Nikolaus nickte.
    »Soll das ein Befehl sein?«, fragte Überhaupt Niemand leise.
    Niemand schluckte. Befehle zu geben erschien ihm nicht angemessen, Bitten vielleicht, aber gehorchte ihm dann einer der Niemandsländer?
    »Klar. Ein Befehl. Und das Himmlische Kind geht auch mit. Es soll zweimal in sein Horn pusten, wenn ihr Nina unversehrt gefunden habt, und einmal, wenn …«, er sprach nicht weiter.
    »Darf ich auch mit?« Ein kleiner Taugenichts mit zerzausten, braunen Haaren und runden, blauen Augen stand vor Niemand und blickte geradewegs an ihm vorbei. Niemand hasste seine Unsichtbarkeit.
    Von hinten rief eine Stimme: »Dann soll der Nichtsnutz auch mitgehen, der stört hier hinten den gesamten Weg lang.«
    »Gute Idee«, meinte der Nikolaus und nickte Niemand erneut zu. Niemand sollte Nina von seinem vertrauensunwürdigen Onkel, einem Taugenichts und dem Nichtsnutz suchen lassen? Er wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. Schweißperlen benetzten seine Haut. Doch er schwitzte nicht. Er fürchtete sich.
    »Wer kennt Nina? Nina. Versteht ihr? Nina ist ein Mädchen!« Er räusperte sich. » Mein Mädchen.«
    Ein Raunen und Staunen und Kichern und Wispern wanderte durch die Reihen – voller Glück und Fröhlichkeit.
    »Es darf ihr nichts

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