Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Niemand

Niemand

Titel: Niemand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Rensmann
Vom Netzwerk:
Fräulein Klimper.
    »Hast du sie vorher noch nie gehört?«, flüsterte Nina.
    »Das Himmlische Kind hat noch nie zuvor gesprochen«, wusste Fräulein Klimper.
    »Es ist aber zu alt für dich«, meinte Lilly.
    »Woher willst du das wissen, du bist doch erst viel später geboren.« Fräulein Klimper stocherte mit dem Zeigefinger in Lillys Nacken herum, kämmte ihr Fell kreuz und quer und zwirbelte mit dem Zauberstab Locken hinein.
    »Dann ist es eben zu groß.«
    Fräulein Klimper verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich stehe auf große Männer.«
    »Männer. Ja. Das da ist das Himmlische Kind. Und mach mein Fell wieder glatt. Du bürstest mich auf Krawall. Das ist zu früh.«
    »Psscht! Könnt ihr nicht leise sein? Da kommt jemand.« Überhaupt Niemand hatte seine Stimme zurück.
    »Können wir, wenn du dein wahres Gesicht zeigst.« Lilly fuhr die Krallen aus und hinterließ tiefe Rillen im trockenen Boden.
    ******

    Die Niemandsländer trafen Nina, Lilly und all die anderen auf dem halben Weg zum Zeitschalter. Sie hatten sich viel zu erzählen, doch sie schwiegen überrascht von all den Veränderungen und der Stärke, die sie miteinander hervorbrachten, ohne dass sie den Kampfgeist gefunden hatten.
    Sie kannten ihren Weg und gingen.
    Rasch, denn die Zeit drängte und die Gefahr saß ihnen im Nacken wie der Schalk, der seinen Spaß verloren hatte.
    Sie wussten es nicht, sie rochen es nicht, sie spürten es noch nicht. Aber der Kampfgeist schlich längst hinter ihnen her, denn der Wind hatte feste ins Bockshorn gepustet und dem Kampfgeist von all den Veränderungen berichtet. Neugierig war er hinausgeklettert und hatte sich der Verbannung durch Niemand Sonst entzogen.
        

81.

    Die Armee folgte dem Floskelweg und Niemand Sonst der Armee. Es erstaunte ihn nicht, dass sie auch das von Feenkraut überwucherte »Der Anfang«-Schild zerstörten, auf dessen Rückseite »Das Ende« stand. Er fragte sich jedoch, warum sie nicht quer durch das Liebeswäldchen und somit auf direktem Weg zum Zeitschalter gingen, sondern einen Umweg auf sich nahmen und in Richtung Marktplatz schritten – in diesem einzigartigen Frosch-Rhythmus. Quak. Stampf. Quak. Stampf. Und er wunderte sich darüber, dass sie ihre Verfolger noch nicht wahrgenommen hatten. Niemand Sonst hatte sie nicht gesehen, aber gerochen, es waren fünf. Ein Fluch und Segen, diese Gabe, derer nur wenige im Niemandsland befähigt waren. Jetzt schwächte der Geruch ab.
    ******

    Die beiden Roboter mit den Nummern 32 und 89, Mister Dings und Misses Bums und der Kleine Dickkopf waren gut in der Zeit. Sie hatten den Floskelwald durchquert und dabei den Mund gehalten, um sich nicht in sinnlosen Floskeln ergehen zu müssen. Kurzzeitig hatten sie die Armee der Greislinge vor sich gehabt. Es gelang ihnen, sie zu überholen, als sie vom regulären Weg abkamen und das Liebeswäldchen durchquerten, denn die Armee schien zum Marktplatz zu wollen. Dort würden sie ihr den Weg abschneiden.
    ******

    Alle liefen irgendwie nebeneinander, hintereinander, voreinander, kreuz und quer durcheinander und kamen doch irgendwann am gleichen Ziel an: dem Zeitschalter.
        

82.

    Versteckt hinter einer Baumreihe, verdeckt vom hohen Gras, hockten die fünf Selbstlosen, die sich von den Niemandsländern entfernt hatten. Fünf kleine Helden. Fünf, die den waghalsigen Kampf gegen eine Armee von geschätzten einhundertachtzig Giganten-Greislingen aufnehmen wollten. An der Niemandsburg warteten weitere gigantische, mit Gold bestückte Froschgreislinge auf ihren Einsatz.
    Doch darum kümmerten sich die fünf nicht. Von ihrer leicht erhöhten Position aus erkannten sie den Zeitschalter als dunklen Fleck. Die Niemandsländer hatten die Lichtung noch nicht erreicht, und auch Niemand schien bisher nicht eingetroffen zu sein. Der Herrscher blieb für alle unsichtbar, aber er hätte den Schalter längst betätigt und die Nacht zur Hilfe geholt.
    »Wie schneiden wir ihnen den Weg ab?«, flüsterte der Kleine Dickkopf.
    »Ablenkung.« Nummer 32 zweifelte nie.
    »Dann lass uns loslegen!«
    »Immer mit der Ruhe.« Nummer 32 hielt den Kleinen Dickkopf, der bereits aufgesprungen war, an den dünnen Armen zurück. »Noch postieren sie sich rund um den Marktplatz.«
    Nummer 32 wusste, dass ihnen nicht viel Zeit blieb.
    »Wir müssen uns nicht unnötig in Gefahr begeben«, meinte Misses Bums. Angst zeigte sich in ihren Augen, zwei parallel laufende Falten hatten sich tief dazwischen eingegraben, als

Weitere Kostenlose Bücher