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Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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von ihnen vor einem Zusammenbruch stand, und erteilte dann einen letzten kurzen Befehl.
    »Erschießt die übrigen auf der Stelle!« sagte er und wandte sich zu Richard Emerson um. Er trat zu ihm, sah ihn mitleidig an und legte ihm in dem Augenblick die Arme um die Schultern, in dem hinter seinem Rücken die Salven aus den Maschinenpistolen ertönten.
    »Hör mal, ich darf dich doch Dick nennen? Hier draußen brauchen wir ja nicht so förmlich zu sein«, begann er etwas bekümmert, als hätte er die Schüsse hinter seinem Rücken nicht mal gehört. »Mein Name ist Hamilton, Carl Hamilton. Sagt dir das etwas?«
    Richard Emerson erstarrte, drehte sich hastig zu Carl um und betrachtete ihn forschend.
    »Ja, zum Teufel!« brach es aus ihm heraus. »Teufel, du bist es! Du bist doch der gewesen, der von uns ausgebildet wurde, mit den SEAL-Truppen, und dann gab es doch so eine Flugzeugentführung, oder was es war. Mann des Jahres auf der Titelseite von Time Magazine vor ein paar Jahren!«
    »Ja, es ist ja schön, daß wir jetzt Bekanntschaft schließen können«, sagte Carl freundlich. »Setz dich hier hin und laß alles ein bißchen ruhig angehen. Ich habe nur noch einige Befehle zu geben. Bin gleich wieder da. Geh nicht weg!«
    Diese letzten Bemerkungen waren offensichtlich ein Scherz, und Richard Emersons Gesicht hellte sich auf. Er empfand wieder eine starke Hoffnung, genau wie sein Henker beabsichtigt hatte.
    Carl ging zu den anderen zurück, die mit gemischten Gefühlen das Ergebnis der endgültigen Hinrichtung inspizierten. Alle waren tot, da konnte es keinen Zweifel geben.
    »So, meine Herren«, sagte Carl entschlossen. »Wir haben jetzt eine sehr unangenehme Phase unseres Auftrags beendet. Jetzt haben wir noch einiges andere zu tun. Befehle wie folgt. Du, Åke holst auf Skiern diesen Ausreißer ein und kümmerst dich um ihn. Lars und Gustav zurück in unser Nachtlager. Holt die Ausrüstung mit der Bezeichnung PPP, eine Kiste, ferner eine Motorsäge, Treibstoff und die Ausrüstung von Schlitten zwei. Edvin, du bist mir dafür verantwortlich, daß wir unseren Schnellsender herbekommen und die Antenne hier möglichst schnell aufgebaut wird. Und du, Martin, bleibst als Verstärkung hier, während ich einen letzten Versuch mache, mit dieser Figur hier ins reine zu kommen. Also los!«
    Alle brachen auf wie junge Rekruten nach einem Anpfiff ihres Hauptmanns. Sie hatten einen starken gefühlsmäßigen Grund zu gehorchen, einen sehr einfachen Grund. Sie wollten sich möglichst schnell von diesem Ort entfernen.
    Carl schnallte die Skier ab und stapfte sacht zu der Stelle zurück, an der er seinen amerikanischen Gefangenen zurückgelassen hatte.
    »Wie gut, daß du nicht abgehauen bist«, begann er scherzhaft.
    »So, jetzt müssen wir beide mal ein ernstes Wörtchen miteinander reden. Wie du verstehst, liegt unseren Befehlen der Gedanke zugrunde, daß kein Zeuge lebend davonkommen darf. Jetzt möchte ich also ein paar Gründe hören, weshalb wir ausgerechnet bei dir eine Ausnahme machen sollen. Ein paar Vorschläge?«
    Richard Emerson schwankte erneut zwischen Hoffnung und Verzweiflung. Wieder wurde er darüber aufgeklärt, daß Leben oder Tod bei ihm noch immer keine entschiedene Frage war.
    »Ich bin wie gesagt amerikanischer Staatsbürger«, sagte er zögernd, als glaubte er nicht recht daran, daß ihn dies schützen könnte.
    »Ja, das glaube ich schon«, sagte Carl nachdenklich. »Das glaube ich schon. Aber damit kommen wir zu der Frage, was für ein Amerikaner du bist. Etwas sagt mir nämlich, daß wir vielleicht Kollegen sind.«
    »Inwiefern? Was könnte das denn sein?« sagte Richard Emerson unruhig.
    »Tja«, sagte Carl gedehnt und sah sich kurz nachdenklich nach Åke Stålhandske um, der mit kraftvollen Stößen seiner Skistöcke ohne belastende Waffen auf dem Rücken dabei war, den verzweifelt flüchtenden Juha einzuholen. »Tja… es ist nur ein Gefühl. Etwas, was du gesagt hast, deine Wortwahl, solche Dinge. Ich bin bestimmt nicht so ganz auf dem Holzweg. Dein Name ist doch hoffentlich Richard Emerson III.? Ich wäre sehr von dir enttäuscht, wenn du mich angelogen hast. Das verstehst du doch?«
    »Nein«, sagte der Amerikaner gequält, »ich lüge nicht. Aber du mußt schon mein Wort dafür nehmen. Es ist ja nicht so, daß man bei einem solchen Job seinen Ausweis in der Tasche hat.«
    »Ich fürchte, dein Wort wird nicht genügen«, entgegnete Carl trocken. »Wir werden schon bald deinen Hintergrund

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