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Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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kontrollieren, deine ganze verdammte Geschichte als Mensch, wenn du so willst. Aber dann müssen wir ja mit einem korrekten Namen anfangen, nicht wahr?«
    »Wie zum Teufel wollt ihr das hier draußen tun?« fragte der Amerikaner, den die technische Möglichkeit bestürzter zu machen schien als das Risiko, als Lügner entlarvt zu werden.
    »Im Augenblick ist ein Sender hierher unterwegs«, sagte Carl mit einem feinen Lächeln. »Wenn du bist, was ich glaube, wirst du den Rest schon verstehen. Verbindung mit unserem Nachrichtendienst, sofortiger Kontakt mit den entsprechenden amerikanischen Organen, sehr rasche Bestätigung, wer du bist und welchen Hintergrund du hast. Vorausgesetzt also, daß ich einen echten Namen bekommen habe. Den habe ich doch wohl bekommen?«
    »Oh boy!« sagte Richard Emerson, atmete schnaufend aus und machte eine Geste, als wischte er sich den Schweiß von der Stirn, was bei einer Temperatur von mehr als zwanzig Grad minus etwas eigenartig wirkte. »Dann fürchte ich, daß die Information, die du erhalten kannst, zu bestimmten, sehr bedauerlichen Mißverständnissen führen kann.«
    »Inwiefern?« fragte Carl neugierig. »Glaubst du, deine Vorgesetzten werden wütend, wenn sie erfahren, was für eine Schweinerei du dir hier leistest?«
    »Es ist nicht so, wie du jetzt glaubst. Ich habe die Firma vor zwei Jahren verlassen. Aber wenn ihr Kontakt zu ihnen bekommt und berechtigt seid, solche Anfragen zu stellen, wovon ich angesichts des bedauerlichen Zusammenhangs, der uns zusammengeführt hat, wohl ausgehen muß… tja, dann entsteht eine Situation, die für einige Mißverständnisse Raum bietet.«
    »Wie interessant«, fuhr Carl mit der gleichen amüsierten Miene fort. »Was habe ich gesagt? Es roch meilenweit nach Kollege. Woran hast du gearbeitet, als du noch bei der Firma warst?«
    »Nordeuropa, Kirkenes. Wir haben von dort zwanzig Jahre lang eine Operation laufen lassen, doch dann kam Glasnost und diese ganze Pisse, und unser Laden wurde stillgelegt. Jeder bekam eine Abfindung, Finnen, Norweger, Russen, alle, die mitgemacht hatten.«
    »Aber dann haben einige von euch eine eigene kleine Perestrojka aufgemacht, oder wie man das nennen soll?« fuhr Carl zufrieden fort. Endlich begann er auf einige Fragen Antworten zu erhalten.
    »Aber ja«, gab Richard Emerson resigniert zu, »so war es. Wir hatten ja eine eingespielte Organisation. Wir waren wie geschaffen für den großen Schnitt. Du kannst dir denken, was Typen wie Saddam Hussein und diese anderen Affen für solche Dinge auf den Tisch legen.«
    Er machte eine lässige Geste mit dem Daumen über die Schulter zu den beiden schweren Schlitten, die jetzt ans Ende einer langen und mühsamen Fahrt gelangt zu sein schienen. Von hier würden sie zu gegebener Zeit per Hubschrauber in Sicherheit gebracht werden und in einer Felshöhle landen.
    »Sechs Mehrfachsprengköpfe einer SS 20, eine ganze kleine Truppe Hiroshima-Bomben in jedem einzelnen Gefechtskopf«, stellte Carl mit gespielter Nachdenklichkeit fest.
    »Woher zum Teufel weißt du das, ohne überhaupt nachgesehen zu haben?« fragte Richard Emerson bestürzt.
    »Well, Dick«, sagte Carl mit bekümmerter Miene, »das ist eine sehr gute Frage. Wirklich eine sehr gute Frage. Jetzt haben wir nämlich etwas, worüber wir in aller Freundschaft diskutieren können. Man hat euch von Anfang an verraten. Wir haben jeden einzelnen Schritt eurer Operation verfolgen können. Wir haben gewußt, wo und wann ihr auftauchen würdet, was ihr bei euch hattet und wie viele ihr wart. Alles. Und jetzt haben wir beide, wie du vielleicht verstehst, ein gemeinsames Interesse.«
    Carl breitete die Arme aus und sah sein Opfer fragend an. Der Amerikaner schien jedoch nicht verstehen zu wollen, was Carl angedeutet hatte.
    »Teufel auch«, war alles, was Richard Emerson sich als spontanen Kommentar entschlüpfen ließ.
    Carl betrachtete ihn. Der Mann war über fünfzig, hatte kurzgeschorenes Haar und einen drei Wochen alten grauschwarzen Bart und war mit Ausrüstungsgegenständen amerikanischer Spezialverbände außerordentlich zweckmäßig ausgerüstet. Er hatte ein paar auffallende Narben im Gesicht, die auf Messerstiche schließen ließen, und wäre an einem anderen Ort und unter anderen Umständen wahrscheinlich eine sehr gefährliche Person gewesen. Hier war er jedoch geschlagen. Hier würde er keinen Finger rühren, um einen Befreiungsversuch zu wagen.
    »Verstehst du nicht, worauf ich aus bin?« fuhr Carl fast

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