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Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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mit einem Gentleman aus dem Süden zu tun, das hört man schon von weitem. Was Sie da über Kalifornien gesagt haben, war gar nicht so dumm. Aber trotzdem falsch. Ich unterliege keinem amerikanischen Grundgesetz, und zwar aus dem einfachen Grund, weil ich kein Amerikaner bin. Ich entscheide also höchst selbständig über Ihr Leben, Mr. Emerson.«
    Carl ließ die Wirkung seiner Worte bei seinem Opfer wirken, drehte sich dann plötzlich um und zeigte erst auf Major Edvin Larsson und dann auf ein weiteres Opfer.
    Edvin Larsson zielte sorgfältig, um die Peinlichkeiten zu vermeiden, die eben passiert waren, und tötete den Mann sofort mit vier genauen Treffern.
    Carl wandte sich jetzt an Kolja.
    »Sprichst du englisch, mein junger Freund?« fragte er weich. Als er ein Kopfschütteln zur Antwort bekam, machte er eine Kunstpause, bevor er auf russisch fortfuhr.
    »Wie schade, mein Russisch ist ja, wie du selbst hörst, ein bißchen holprig. Nun, was wir hier auf englisch gesagt haben, war folgendes: Es geht darum zu sagen, wer die Ware haben soll, oder darum zu sterben. Verstanden?«
    Kolja war bleich und schien nicht mehr viel Hoffnung zu haben.
    »Irgendeine kleine Vorstellung mußt du doch haben, junger Freund?« fuhr Carl freundlich fort. Er ließ Kolja jedoch keine lange Bedenkzeit, sondern drehte sich gleich wieder zu dem nächsten Schweden in der Hinrichtungsschlange um und zeigte auf das Opfer, das jetzt an der Reihe war.
    Dann trat Carl einen Schritt zu Kolja vor, hob dessen gesenktes Gesicht behutsam hoch und sah ihm in dem Moment in die Augen, in dem ein paar Meter weiter die Schüsse fielen.
    »Denk jetzt nach, mein junger Freund. Du hast nicht mehr viel Zeit in dieser russischen Schlange. Irgendeine kleine Vorstellung davon, wer die Ware bekommen soll, mußt du doch haben?«
    »Die Araber«, flüsterte Kolja kaum hörbar, da er im Mund ganz ausgedörrt war.
    »Die Araber, wie interessant«, sagte Carl. »Das sind aber ein paar hundert Millionen Menschen. Ich muß wissen, welche Araber. Das verstehst du doch?«
    Weiter kam Carl mit der Freundlichkeit jedoch nicht. Kolja schien die Sprache verloren zu haben. Carl hielt ihm weiter mit der linken Hand das Kinn hoch, so daß er ihm in die Augen sehen konnte. Dann drehte er sich schnell um und gab mit der Hand einen weiteren Hinrichtungsbefehl. Dann drehte er sich wieder schnell zu Kolja um und zwang diesen, ihm in die Augen zu sehen, als die Schüsse fielen.
    »Welche Araber?« flüsterte er. »Es sind doch bestimmt keine Araber, die auf Skiern hier oben in Finnland aufkreuzen sollen?«
    »Nein«, erwiderte Kolja. »Ich weiß es nicht. Ich schwöre, ich weiß wirklich nicht, wer auf der anderen Seite wartet. Aber reiche Araber sollen die Bomben kriegen, soviel weiß ich.«
    Carl ließ ihn plötzlich los und ging ein paar Schritte auf Richard Emerson zu, der, genau wie Carl beabsichtigt hatte, zwischen Hoffnung und Verzweiflung schwankte.
    »Ich nehme an, daß Sie russisch sprechen, Mr. Emerson«, begann er höflich und neutral. Er wartete das bestätigende Kopfnicken ab und fuhr fort. »Gut, dann ist Ihnen die Problemstellung wenigstens klar. Die Frage lautet also, welche Araber? Haben Sie eine konstruktive Idee?«
    »Rein verstandesmäßig hat man ja keine allzu große Auswahl«, begann Richard Emerson zögernd. »Wer will die Bombe haben, und wer ist bereit, dafür eine Milliarde Dollar auszuhusten? Wie gesagt, da bleibt uns keine allzu große Auswahl.«
    »Genosse Saddam Hussein oder Genosse Muammar Ghaddafi?« schlug Carl vor und neigte den Kopf fragend zur Seite.
    »Hört sich denkbar an«, sagte Richard Emerson abwartend.
    »Und ob«, sagte Carl in etwas schärferem Tonfall. »Und ob, sehr denkbar. Aber jetzt lautet die Frage, wer von ihnen?«
    Carl bekam nur ein Kopfschütteln zur Antwort. Er kam zu dem Schluß, daß es jetzt beendet werden mußte. Es führte zu nichts, mit der Taktik weiterzumachen, mit der er es bis jetzt versuchte hatte. Jetzt galt es, den Amerikaner zu der Überzeugung zu bringen, er werde überleben.
    Eine Weile ließ Carl nur sein Schweigen wirken. Er sagte nichts, ging aber auf die überlebenden Russen zu und schob sie zu einer eng stehenden Gruppe zusammen. Er fragte Kolja, ob dieser etwas zu sagen habe, erhielt aber keine Antwort. Dann ging Carl zu dem Amerikaner, der inzwischen glaubte, überleben zu können, und drehte sich dann halb zu seinen Untergebenen um. Er sah sie einige Augenblicke an, um sich zu vergewissern, daß keiner

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