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Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Grund, daß diese Dinge zu seiner Vergangenheit gehörten.
    Er lebte jetzt ein völlig neues Leben und konzentrierte sich fast manisch auf die privaten Seiten dieses neuen Lebens. Während einiger Tage brachte er sogar ein gewisses Interesse für seine Geschäfte auf. Diese befanden sich in gewaltiger Unordnung, nachdem er vor etwa einem Monat im Zusammenhang mit der Abfassung seines neuen Testaments drastische ökonomische Operationen angeordnet hatte.
    Unter anderem hatte er für annähernd dreißig Millionen Kronen Aktien in der Immobilienbranche veräußert, und dieses Geld war lediglich auf einer Art Sparbuch untergebracht worden, ein Arrangement, das seine beiden angestellten Diplomkaufleute hatte aufjaulen lassen, als litten sie körperlichen Schmerz. Sie meinten, es sei geradezu unverantwortlich, Geld auf diese Weise zu vernichten.
    Als er jetzt einen Tag der Aufgabe widmete, seine Papiere in dem Büro durchzusehen, das ihm zwar gehörte, das er aber so gut wie nie besuchte, stellte sich heraus, daß die beiden sich Freiheiten genommen hatten. Sie hatten ihre sehr weitgehenden Vollmachten dazu genutzt, wie sie sich ausdrückten, dem toten Fleisch Beine zu machen. Sie hatten in Optionsscheinen spekuliert, was sich unleugbar gelohnt hatte. Sie hatten das Geld fast verdoppelt.
    Die erste Frage, die sie jetzt besprechen wollten, war folglich die eigene Belohnung, also die Verteilung des Spekulationsgewinns zwischen dem rechtmäßigen Eigentümer und den beiden selbstherrlichen Spekulanten. Sie schlugen zehn Prozent für jeden vor, also knapp drei Millionen pro Mann.
    Carl war nicht einmal wütend, eher amüsiert und brummte, ihre Frechheit sei so ausgeprägt, daß man sich fragen müsse, weshalb sie nicht bei einem Nachrichtendienst gelandet seien; bestimmte Sektionen der lichtscheueren Abteilungen des schwedischen Nachrichtendienstes seien lange Zeit nicht mit staatlichen Mitteln finanziert worden, sondern mit Hilfe eigenmächtiger Geschäfte. Carl senkte die Belohnung auf fünf Prozent pro Mann, da ihm auch das als ein anständiger Monatslohn für die beiden erschien. Als Gegenleistung erbot er sich mit übertrieben großzügiger Geste, ihnen nicht die Polizei auf den Hals zu hetzen. Die Herren wurden schnell handelseinig.
    Doch dann entstand die Frage, wie die allzu große Kasse jetzt erneut gewinnbringend angelegt werden sollte. Da die Immobilienpreise seit einiger Zeit in den Keller rutschten, lag eine Möglichkeit darin, den Bestand an Immobilien fast zu verdoppeln.
    Carl empfand Mißtrauen gegen den Vorschlag und argumentierte, man solle es genau umgekehrt machen, den gesamten Immobilienbestand veräußern, bevor die Preise noch mehr sänken. Er begründete es damit, daß das Preisgefüge am Kunstmarkt zusammengebrochen sei.
    Die beiden Diplomkaufleute starrten ihn erst ungläubig an, als hätte er einen Scherz gemacht. Sie sahen keinen rational zu begründenden Zusammenhang zwischen Immobilienmarkt und Kunstpreisen.
    Carl entgegnete, das liege daran, daß sie sich zuviel mit Zahlen und Geld beschäftigten, und fuhr fort: »Ihr seht nicht, was in der Gesellschaft geschieht, und versteht nichts von Politik. Die meisten neuen, durch Spekulation entstandenen Vermögen der achtziger Jahre, auch meins, sind durch unablässig steigende Immobilienpreise zustande gekommen. Und alle diese Neureichen haben doch geradezu darin gewetteifert, teure Kunst zu kaufen, nicht wahr? Schwedisches Spekulationskapital hat sogar dazu beigetragen, die Kunstpreise in New York und London in die Höhe schießen zu lassen, oder etwa nicht?«
    Er hatte sich noch immer nicht verständlich gemacht.
    »Folglich«, fuhr er mit demonstrativer Geduld fort, »kann man an den dramatisch fallenden Kunstpreisen ablesen, daß so gut wie alle Immobilienjobber dabei sind, auf die Nase zu fallen. Und da sie von geliehenem Geld leben, wird es bald vielleicht einen Börsenkrach geben, der es sinnlos macht, Immobilien zu besitzen. Also – verkauft das ganze Zeug sofort! Nehmt jetzt lieber mäßige Verluste in Kauf, statt in einem halben Jahr oder so den totalen Zusammenbruch zu erleben!«
    Jetzt schien er sie endlich überzeugt zu haben. Überdies witterten sie einen gewaltigen Zuschuß an frischem Kapital, das sich bei neuen Optionsgeschäften einsetzen ließ. Doch dann beschnitt er ihre Vollmachten, so daß sie nur mit der Hälfte des bald freiwerdenden Immobilienkapitals würden spielen können. Gegen fünf Prozent des Gewinns, falls es welchen

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