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Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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werden sollte, mußte man auf das alte finnische Fortbewegungsmittel zurückgreifen, Skier. Außerdem brauchten sie Schlitten für die Waffen, Sprengstoff und andere Ausrüstung. Soweit bekannt, waren die Lapplandjäger für beide Alternativen bestens gerüstet.
    Eine rein polizeiliche Frage war, wie man sich mit dem Grenzschutz einigen sollte; es wäre fatal, wenn die Grenzschützer ausrückten und den falschen Trupp aufgriffen.
    Doch bei diesem Problem meinte Juha Kekomäki keine Schwierigkeiten zu erkennen. Bei Beginn der Operation könne er ganz einfach den Stab der Grenzschutztruppen in Helsinki anrufen und sagen, worum es gehe. Er konnte dann die Einstellung aller Tätigkeiten in einem bestimmten Grenzabschnitt zu einer bestimmten Zeit verlangen.
    Nach der Besprechung flog er nach Rovaniemi, und von dort fuhr er zu Lapplands Jägerbataillon. Dort beschrieb er etwas behutsamer den künftigen Auftrag, obwohl er natürlich versicherte, daß alle gesetzlichen und außenpolitischen Probleme höchsten Orts durchgesprochen und gelöst worden seien. Doch jetzt wollte er wissen, wie viele Mann erforderlich waren, wie lange es dauerte, eine Handvoll Polizisten in den Trupp zu integrieren, und von welchem Zeitpunkt an man einsatzbereit war.
    Die Militärs hielten drei Wochen für das Minimum, doch angesichts dessen, daß der kritische Zeitpunkt beim jetzigen Erkenntnisstand erst im Dezember eintreten werde, habe man mehr als ausreichend Vorbereitungszeit. Es werde schon im Oktober zu schneien anfangen, und da könne man mit den Übungen beginnen.
    Juha Kekomäki fühlte sich folglich bestens gerüstet, als er sich beim Kanzleisekretär des Präsidenten einfand.
    Zu seinem Erstaunen – möglicherweise berührte es auch sein Selbstwertgefühl ein wenig – bat man ihn, sich zu setzen und zu warten, als ginge es um irgendeinen Routinebesuch. Der Präsident hatte einige schwedische Politiker bei sich, eine Angelegenheit also, die aus leicht erkennbaren Gründen erheblich wichtiger sein mußte als sein Anliegen. Als er jedoch etwas gründlicher nachdachte, kam er zu dem Ergebnis, daß gerade das schauerliche Geheimnis es ratsam machte, den Anschein zu erwecken, als behandelte man in Wahrheit eine xbeliebige Angelegenheit. Es war dem Präsidenten ja kaum zuzumuten, ausländische Politiker einfach vor die Tür zu setzen und als Grund dafür anzugeben, die Herren müßten also entschuldigen, doch jetzt müsse man sich mit russischem Kernwaffenschmuggel beschäftigen.
    Dem Präsidenten zufolge waren es sieben Menschen in Finnland, die davon wußten, daß es um Kernwaffenschmuggel ging. Juha Kekomäkis Untergebene und die Militärs im Norden glaubten sicher, daß es zwar um etwas Interessantes gehe, das aber bei weitem nicht so gefährlich sei.
    Die schwedischen Politiker verabschiedeten sich. Juha Kekomäki mußte trotzdem eine weitere Viertelstunde warten, bevor er zum Präsidenten hereingelassen wurde, der soeben einen Stapel Akten unterzeichnet hatte. Er trug eine Lesebrille und saß in Hemdsärmeln da. Die Jacke hing über der Rückenlehne seines Stuhls wie bei irgendeinem Beamten.
    »Du mußt schon entschuldigen, Juha, aber ich muß mich zwischendurch auch mal wieder um das Land kümmern. Setz dich und erzähl«, begrüßte ihn der Präsident. Dann nahm er die Brille ab, schraubte die Kappe seines Füllfederhalters zu und lehnte sich zurück.
    Juha Kekomäkis Vortrag verlief schneller und flüssiger, als er selbst vermutet hatte. Die praktischen Probleme seien bislang nicht sehr groß. Knifflig werde es in einem späteren Stadium. Dann müsse man sich einige handfeste Fragen stellen, nämlich was man mit ein oder zwei beschlagnahmten Wasserstoffbomben anfangen solle. Wie gefährlich sei das für das Personal, wenn einigen wenigen oder allen Teilnehmern an der Operation bekannt sei, womit man hantiere?
    Wie sehr man die Sache auch drehe und wende, stellten sich Probleme. Denn wenn niemand Bescheid wisse, werde jede, auch die kleinste Unachtsamkeit mit dem irgendwann beschlagnahmten Gefahrengut entsetzliche Folgen haben können.
    Wenn alle Bescheid wüßten, werde das neben dem Risiko eines Nachrichtenlecks unter Umständen dazu führen, daß der eine oder andere sich zurückziehen wolle.
    Wenn einige wenige Bescheid wüßten, könne es zu Spannungen in der Gruppe führen.
    Dann legte Juha Kekomäki seinen Vorschlag vor:
    »Zwei Personen aus der Gruppe, meine eigenen Leute, sollten die nötigsten Grundkenntnisse erhalten, um

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