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Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Schlafzimmer und
fing an, sie zu schütteln.
    Es dauerte volle fünf Minuten, bis ich
sie in einen Sessel im Schlafzimmer bugsiert hatte, einen Kaffeebecher in der
Hand. Sie brauchte weitere zwei Minuten, ehe sie die Verletzungen in meinem
Gesicht bemerkte. Sie gab ein paar besorgte Schnaufer von sich, doch
verschlafen, wie sie war, klangen die eher komisch. Ich erzählte ihr die
Geschichte der letzten Tage, während das Koffein seine Wirkung bei ihr tat.
    Als ich zu Ende war, war sie völlig
wach. Sie stellte mir ein paar Fragen zu dem mineralogischen Gutachten, das
Alvin Knight gefälscht hatte. Dann lief sie zum Tisch in der Eßecke und wühlte
in den Papieren herum, die dort ausgebreitet lagen. »Ich glaube wirklich, du
hast gefunden, was wir brauchen, um diese Entwicklung zu stoppen«, sagte sie.
»Ich gehe diese Einschreibungsanträge durch, setze mich dann mit dem
Landvergabebüro in Verbindung und frage dort, was für Schritte wir unternehmen
sollten. Wir müssen vielleicht Klage einreichen...« Dann fiel ihr das Kinn
herab. »Oh, Scheiße!«
    »Was ist?«
    »Das habe ich vergessen.« Sie legte den
Ordner wieder hin und kam zum Sofa zurück, wobei sie den Gürtel ihres
Bademantels über den Boden hinter sich her schleppte. »Ich soll ja morgen
wegfahren.«
    »Müßtest du denn nicht sowieso nach
Sacramento, um mit dem Büro zu reden?«
    »Ja, aber ich unterbreche dort nur die
Fahrt, um ein paar saubere Kleider einzupacken. Die Coalition braucht mich in
Humboldt County — ein Protest gegen das Abholzen von Bäumen. Einige Gruppen
drohen zu weit zu gehen. Wir müssen ihnen die rechtlichen Folgen
auseinandersetzen.«
    »Seit wann weißt du das?«
    »Seit heute nachmittag um drei, als Ned
endlich aus Sacramento zurückkam. Es war seine Entscheidung, mich von hier
abzuziehen und nach Humboldt zu schicken. Er scheint zu glauben, daß er Stone
Valley selbst erledigen kann.«
    »Kann er das?«
    Sie zuckte mit den Achseln.
    »Ist er jetzt hier? Können wir ihm
ausreden, dich nach Humboldt zu schicken, wenn wir ihm die neue Lage erklären?«
    »Das bezweifle ich. Außerdem, wenn wir
etwas von ihm wollen, dürfen wir auf gar keinen Fall seinen Schönheitsschlaf zu
stören wagen.«
    »Das hört sich an, als wärst du wütend
auf ihn.«
    »Warum auch nicht? Fast die ganze Woche
war er in Sacramento. Die halbe Zeit habe ich ihn nicht einmal ans Telefon
bekommen. Und dann kreuzt er hier wieder auf und erteilt Befehle, als wären wir
beim Militär.«
    »Hat Ripinsky ihm vorgehalten, daß er
Mick Erickson von dem Goldvorkommen hier erzählt hat?«
    »Nein. Ich glaube, er hat beschlossen,
daß wir hier keine Meinungsverschiedenheiten mehr gebrauchen können.«
    »Oder ihm gehen andere Fragen durch den
Kopf.« Ich berichtete ihr schnell, was ich in Alvin Knights Haus am
Nebenanschluß mitgehört hatte.
    Anne-Maries Augen verengten sich
nachdenklich. Nach einer Weile schüttelte sie den Kopf. »Ich kann mir nicht
vorstellen, daß Hy etwas mit Transpacific zu tun hat.«
    »Wie erklärst du dir dann, daß Rnight
ihn angerufen und gefragt hat, wo Ong steckt?«
    »Das kann ich nicht.«
    »Aber du möchtest noch immer nicht
glauben, daß Hy mit denen unter einer Decke steckt.«
    »Nein. Ich weiß, was für ein Mensch er
ist.«
    »Das dachte ich auch. Aber was wissen
wir denn tatsächlich über ihn? Da gibt es die lange, leere Periode, in der er
nicht in Vernon war — und den Umstand, daß er mit einem Haufen Geld heimgekehrt
ist. Die Leute hier mögen behaupten, daß er bei der CIA war, aber ich halte das
nur für eine Romantisierung. Agenten machen nicht soviel Geld. Woher hat er es
also?«
    »Keine Ahnung.«
    »Also, ich habe heute nachmittag bei
der Mordkommission in San Francisco angerufen und den Mann vom Archiv gebeten,
die Kartei nach Ripinsky und einigen anderen durchzuforsten. Er hat
versprochen, sich zu beeilen. Vielleicht höre ich schon morgen von ihm. Dann
wissen wir möglicherweise mehr. Inzwischen sollten wir Hy keineswegs erzählen,
was ich herausgefunden habe.«
    »Du meinst, daß du das nicht tun wirst.
Ich trage diese Akten« — sie zeigte auf den Tisch — »in der Frühe zu Ned
hinüber, und dann bin ich weg.«
    »Auch gut. Ich kann mich auf Ned
berufen, mich jeder Diskussion enthalten und Hy einfach aus dem Wege gehen.«
    »Und was unternimmst du?«
    »Das weiß ich erst, wenn ich mich mit
Kristen Lark in Hopwoods Hütte getroffen habe.«
    »Shar, es könnte da, was deine
Bezahlung durch die Coalition angeht,

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